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Linksextremismus: Sturm auf das Göttinger Rathaus: Wie die Medien einen Skandal herunterspielen

Linksextremismus: Sturm auf das Göttinger Rathaus: Wie die Medien einen Skandal herunterspielen

Linksextremismus: Sturm auf das Göttinger Rathaus: Wie die Medien einen Skandal herunterspielen

In Göttingen stürmen linke und linksextreme Demonstranten das Rathaus. Die Medien berichten kaum darüber.
In Göttingen stürmen linke und linksextreme Demonstranten das Rathaus. Die Medien berichten kaum darüber.
Das Neue Rathaus in Göttingen (l.) und Linksextremisten auf einer Demonstration (Symbolbild): Für die großen Medien sind linke Attacken auf die Demokratie maximal eine Randnotiz Foto: picture alliance / dpa | Swen Pförtner / picture alliance / Presse- und Wirtschaftsdienst | Bernd Kammerer Montage: JF
Linksextremismus
 

Sturm auf das Göttinger Rathaus: Wie die Medien einen Skandal herunterspielen

Was in der Öffentlichkeit als wichtiges Thema gilt, hängt vorwiegend von der Berichterstattung der großen Medien ab. Der Fachbegriff dafür lautet Agenda-Setting. Daß die Realität durch diesen Mechanismus grob verzerrt werden kann, zeigt ein aktueller Fall aus Göttingen. Ein Kommentar.
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Agenda-Setting ist ein Konzept, das jeder mündige Bürger kennen sollte. Gemeint ist damit die Macht reichweitenstarker Medien, bestimmte Themen durch „Publikationshäufigkeit, Aufmachung und Platzierung“ unterschiedlich zu gewichten und so die gesellschaftliche Debatte zu beeinflussen, wie etwa die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt. Mit anderen Worten: Die meisten Leser und Zuschauer halten das, was in den Leitmedien oft und an prominenter Stelle vorkommt, für besonders relevant (positives Agenda-Setting). Umgekehrt stufen sie Themen, über die nicht oder nur am Rande berichtet wird, als belanglos ein oder nehmen sie gar nicht zur Kenntnis (negatives Agenda-Setting).

Wie die Realität durch diesen Mechanismus verzerrt wird, zeigt ein aktueller Fall aus Göttingen. Dort haben am Donnerstag vergangener Woche 20 vermummte Linksextremisten das Rathaus gestürmt, sind in die Büros eingedrungen, haben Schränke aufgerissen, die Mitarbeiter beleidigt und bedroht sowie versucht, sie nach draußen zu jagen. Inzwischen hat die Stadt Anzeige gegen Unbekannt erstattet, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Täter gaben bereits zu, ins Rathaus eingedrungen zu sein, bestreiten aber die Beleidigungen und Bedrohungen.

Was, wenn die Täter rechtextrem wären?

Normalerweise müßte der Fall bis heute bundesweit die Schlagzeilen beherrschen. Er müßte Thema in der Tagesschau sein, Gegenstand der einschlägigen Polit-Talkshows, Anlaß für Diskussionen über die Gefahr des Linksextremismus; es müßten die Frage nach der Verantwortung von SPD, Grünen und Linkspartei aufgeworfen, ein Zusammenhang zu vorhergehenden linksextremen Gewalttaten hergestellt und endlich Konsequenzen gefordert werden. Vielleicht würden sich infolge der Berichterstattung sogar einige Demonstranten vor dem Brandenburger Tor einfinden, um ein Zeichen gegen links und für die Demokratie zu setzen?

Doch die mediale Wirklichkeit sieht anders aus. Die großen Medien haben nicht oder nur am Rande über den Sturm auf das Göttinger Rathaus berichtet, als kurze Meldung oder in den Regionalnachrichten. So ist das Thema an den meisten Menschen komplett vorbei- oder in der Vielzahl der täglichen Informationen untergegangen. Ein Musterbeispiel für negatives Agenda-Setting. Und wenn beim nächsten Mal 20 Rechtsextremisten ein Rathaus stürmen, findet sich auf wundersame Weise doch ein Weg auf die Titelseiten und in die Hauptnachrichten.

Das Neue Rathaus in Göttingen (l.) und Linksextremisten auf einer Demonstration (Symbolbild): Für die großen Medien sind linke Attacken auf die Demokratie maximal eine Randnotiz Foto: picture alliance / dpa | Swen Pförtner / picture alliance / Presse- und Wirtschaftsdienst | Bernd Kammerer Montage: JF
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