Die Italiener haben mit absoluter Mehrheit einer rechtskonservativen Koalition einen Regierungsauftrag erteilt. Alle Einschüchterungsversuche vonseiten der Europäischen Union haben nichts gebracht. Dafür aber vielleicht ein bißchen dabei geholfen. Das italienische Volk wollte sich offensichtlich nicht von einer nicht gewählten Präsidentin einer EU-Kommission mit Demokratie-Defizit in die eigene Wahlentscheidung reinreden lassen.
Darüber sollte man sich als Demokrat, unabhängig der eigenen politischen Ausrichtung, theoretisch eigentlich erst einmal freuen. Tatsächlich sind die internationalen Reaktionen auf den Erfolg von Giorgia Meloni und ihrer Fratelli d’Italia natürlich deutlich anders ausgefallen. Vor allem in Deutschland war man mal wieder das, was man hierzulande am liebsten ist. Nämlich moralisch höchst empört. Was sonst nicht überraschend wäre, ist inzwischen zumindest höchst verwunderlich.
Die politische Linke tobt und jammert
Sollten sich die meisten Bürger hierzulande derzeit angesichts von Rekord-Inflation, Energie-Krise und drohenden neuen Corona-Einschränkungen doch eigentlich eher Gedanken darüber machen, ob sie selbst die richtige Regierung gewählt haben, statt sich über das Wahlverhalten anderer Völker zu beklagen. Aber der „Kampf gegen den Faschismus“ hat hierzulande eben immer Vorrang.
Das hier twitterte ausgerechnet der Ex-Bundestagsabgeordnete der SED-Nachfolgepartei DIE LINKE, Niema Movassat.
Das in #Italien ist kein bloßer Rechtsruck! Das ist der Sieg einer Faschistin! Der Faschismus wird wieder in Italien regieren – und wohin dies das letzte Mal führte, kann jede*r in Geschichtsbüchern nachlesen. Die Wahl von #Meloni ist eine dunkle Stunde für Europa.
— Niema Movassat (@NiemaMovassat) September 26, 2022
Der Politiker, dem selbst (auch aus den eigenen Reihen) in der Vergangenheit immer wieder israelfeindliche und antisemitische Tendenzen vorgeworfen wurden, war natürlich bei weitem nicht der einzige, der die Sozialen Netzwerke nach der Italien-Wahl mit bitteren „antifaschistischen“ Krokodilstränen flutete. Das hatte mitunter schon äußerst humoreske Züge. Was in Zeiten, in denen es sonst nicht viel zu Lachen gibt, ja nicht unbedingt das Schlechteste ist. Deshalb hier im Folgenden, zur allgemeinen Aufheiterung eine Auswahl der schönsten Jammer-Tweets aus dem deutschen Twitter-Universum:
Nein, Postfaschismus bedeutet nicht, die Gefahr des Faschismus sei in Italien und Europa quasi überwunden. Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, sollte man das Post- einfach weglassen. Kommt der Wahrheit jedenfalls näher. Nicht nur in #Italien
— Georg Restle (@georgrestle) September 26, 2022
Faschisten können für Demokraten niemals „politische Mitbewerber“ sein. Sie sind unsere Gegner. #Faschisten gratuliert man nicht. Man bekämpft sie.
Diese Art der Rhetorik aus der (angeblichen) konservativen Mitte ebnet Faschisten erst den Weg. Das ist brandgefährlich. #Italien pic.twitter.com/vlJroLrtwO— Helge Lindh 🇺🇦 (@helgelindh) September 26, 2022
Ich möchte mich nicht damit auseinandersetzen warum Nazis Nazis wählen weder hier noch in Italien und sonst wo. Sorryornotsorry
— inkognito_2021 (@2020Inkognito) September 26, 2022
In der Demokratie nach linker Denkart sollen offenkundig zwar alle Geschlechter mitgedacht und mitgemeint sein, mitnichten aber alle politischen Lager die gleichen Rechte haben. Wer trotzdem wählt, was er will, der muß eben mit Konsequenzen rechnen. So kündigte der Journalist Hasnain Kazim auch schon mal an, „bis auf Weiteres“ seien für ihn Urlaube im Land des Dolce Vita erst einmal gestrichen.
Bis auf Weiteres Urlaube in Italien gestrichen.
— Hasnain Kazim (@HasnainKazim) September 26, 2022
Mit seiner für die Italiener sicherlich verschmerzbaren Drohung war der in Wien lebende Autor nicht allein. Auch etliche andere Twitter-Nutzer ließen die Welt wissen, daß Reisen in den „Faschisten-Stiefel“ für sie ab jetzt nicht mehr in die Tüte kommen. Wie viele von ihnen einen solchen Trip vor der Wahl tatsächlich geplant hatten oder überhaupt schon jemals in ihrem Leben in Italien waren, bleibt allerdings fraglich.
Schwanger mit absurden Gedanken
Worum sorgt sich die offene Frau von Welt am meisten? Richtig. Darum, ob sie auch überall jederzeit und unkompliziert abtreiben kann. So machte die linke Journalistin Teresa Bücker auch schnell ein mit der neuen Italien-Regierung drohendes Problem aus, an das ihre männlichen Gesinnungsgenossen noch gar nicht gedacht hatten: „Wenn sich in Italien mit der rechten Regierung die Abtreibungsrechte noch mehr verschlechtern, ist das auch für schwangere Tourist*innen relevant. Schwangerschaftskomplikationen können dann lebensgefährlich werden, siehe Malta und Polen. Europa braucht ein Recht auf Abbruch“, twitterte die feministische Bloggerin und setzte am Ende ihres Tweets statt eines Punktes die Flagge der EU.
Wenn sich in Italien mit der rechten Regierung die Abtreibungsrechte noch mehr verschlechtern, ist das auch für schwangere Tourist*innen relevant.
Schwangerschaftskomplikationen können dann lebensgefährlich werden, siehe Malta und Polen.
Europa braucht ein Recht auf Abbruch 🇪🇺
— teresa bücker (@teresabuecker) September 28, 2022
Sleepy Joe sucht Tote
In den USA hat man derweil ganz andere Sorgen: In welchem Geisteszustand befindet sich der eigene Präsident? Anlaß zu dieser Frage gab am Mittwoch ein Auftritt Joe Bidens bei einer Konferenz in Washington. „Jackie, bist du hier? Wo ist Jackie?“, fragte der mächtigste Mann der Welt während seiner Begrüßung einer vom Weißen Haus organisierten Veranstaltung. Gemeint war die konservative Abgeordnete Jackie Walorski. Die war allerdings bereits Anfang August bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Biden kondolierte damals und zeigte sich in einer Erklärung „schockiert und traurig“.
Nur etwas mehr als einen Monat später scheint er davon nichts mehr gewußt zu haben. Für den Aussetzer des 79jährigen suchen seine Partei – und die ihr wohlgesinnten Medien – nun nach allerlei Ausreden, von denen man Donald Trump wohl jede einzelne vor Schadenfreude feixend um die Ohren gehauen hätte. Daß die amerikanische Öffentlichkeit an einen geistig topfitten Präsidenten glaubt, ist für die US-Demokraten von höchster Wichtigkeit. Schließlich „will“ Biden bei der Präsidentschaftswahl 2024 aller Voraussicht nach für eine zweite Amtszeit kandidieren. Er wäre dann 82 Jahre alt.