Die Ehrenfelder Moschee hat als Dependance der türkischen Religionsgemeinschaft Ditib den Ruf, dem Erdoğan-Regime nahezustehen. Islamischer und neo-osmanischer Machtanspruch sind dort eine Symbiose eingegangen.
Das wäre Grund genug gewesen, die Zusage zum Muezzin-Ruf im Kölner Stadtteil genauer zu überprüfen. Und: Wer garantiert, daß auf den einen Freitagsruf nicht bald die Forderung nach dem fünffachen folgt, wie er üblich ist – und letztlich die Ausweitung auf die ganze Woche?
Das sind die praktischen Überlegungen. Die prinzipiellen gehen tiefer. Jeder Muezzin-Ruf relativiert den Anspruch auf eine genuin nationale oder abendländische Identität. Politische Eliten wie Henriette Reker befeuern mit ihrer gefährlichen kulturellen Indifferenz diese Entwicklung.
Nicht mit Kirchengeläut zu vergleichen
Sie verkennen in ihrer Toleranz die Fundamente, auf denen unsere rechtliche, gesellschaftliche und staatliche Ordnung fußt. Das Kirchengeläut ist Teil einer jahrhundertelangen Tradition. Es ist „unseres“ und nicht mit einer platten Lautsprecherdurchsage vergleichbar.
Man mag einwenden, daß das Christentum seine Bedeutung verloren hat. Der Islam hat seine Anhängerschaft indes nicht verloren. Wer dem Muezzin-Ruf eine ähnliche Stellung einräumt wie den Ursprüngen Europas, der will tatsächlich nicht nur, daß der Islam zu Deutschland gehört; er öffnet stattdessen dem imperialistischen Motto, daß es „keinen Gott außer Allah“ gibt, den Himmel über den Hausdächern.
JF 42/21