Achtung! Sie verlassen jetzt den politisch korrekten Sektor. Diesen Warnhinweis, mit dem die Junge Freiheit interessierte Besucher vor dem multimedialen Losbrechen der Corona-Wellen auf der letzten richtigen Besucher-Buchmesse in Frankfurt begrüßte, könnte ohne weiteres auch als Zugangshinweis für diese Internetseite dienen. Vielleicht sollte er das auch.
Eventuell sollte man dem Zutritt als potentieller Leser auch mit einer vorherigen Einwilligungserklärung zustimmen müssen, um vollends auszuschließen, daß sich irgendjemand versehentlich auf die Abwege des „destruktiven Journalismus“ begibt. Der Journalist Hans Demmel, der diesen Begriff für die Vertreter aller Informationsangebote rechts des Mainstreams verwendet, würde eine solche Regelung zur geistigen Gefahrenabwehr jedenfalls vermutlich begrüßen.
Der frühere Geschäftsführer des Nachrichtensenders n-tv hat ein Buch geschrieben, in dem er vor alternativen Medien wie der JF warnt. „Anderswelt. Ein Selbstversuch mit rechten Medien“, heißt das Werk, für das sich der Medienmanager fünf Monate lang nur noch aus „rechten Publikationen“ informiert haben will. Immerhin: Das Spektrum, aus dem sich Demmel hierbei bediente, war ziemlich weit gefächert. Auch wenn ihm das selbst gar nicht aufgefallen zu sein scheint.
Nichts mit der Realität zu tun
Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur, wo der Autor seine Ballade von „Hetze, Haß und Häme“ in den alternativen Medien, die gleichzeitig eine Hymne auf den etablierten Journalismus des Mainstreams und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist, vortragen durfte, pauschalisiert er in einer Tour, daß man fast meinen könnte, er hätte einen Reisekatalog für All-Inklusive-Cluburlaube geschrieben. Es ist sehr viel die Rede von „alles“ und „allem“.
„Alles was in den alternativen Medien mit Corona zu tun hatte, hatte mit der realen Situation in Deutschland einfach nichts gemein“, behauptet der vermeintliche Leser. Selbst über die Maßnahmen und das, woran er sich in der Corona-Krise „halten mußte und sollte“, habe ihn nur seine Frau, seine hauseigene „Lebensversicherung“, auf dem Laufenden gehalten.
Schon bei der Stelle, an der es um Corona geht, sollten dem neutralen Zuhörer Zweifel kommen, ob der einstige Vorstandsvorsitzende des Verbands privater Medien (VAUNET) bei seinem Erfahrungsbericht wirklich so ehrlich ist, wie es die von ihm gepriesenen Kollegen in den großen Medienhäuser angeblich alle sind. Denn man kann den alternativen Medien im Einzelnen – und je nach persönlichem Standpunkt –, vielleicht so manches vorwerfen, aber sicherlich nicht, daß sie nicht ausgiebig über die von der Corona-Krise und die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen und Freiheitseinschränkungen berichtet hätten.
Große Verwunderung
Dabei liegt die Wahrheit dem Journalisten, der für das Werk „Klima im Koma“ einst den Preis des tschechoslowakischen Fernsehens erhalten hat, doch so sehr am Herzen. Übrigens auch jedem anderen Journalisten, mit dem er persönlich bekannt ist. Sagt er zumindest. „Ich war, wie ja gerade schon gesagt, lange Jahre Journalist und Medien-Manager – und kenne praktisch ausschließlich nur honorige Leute in meinem Gewerbe“, versichert der Buchautor im Interview. Er habe deshalb vor Jahren schon „sehr, sehr, sehr verwundert“ auf die „Lügenpresse-Vorwürfe“ gegenüber den Mainstream-Medien und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk reagiert.
Bei seinen „Recherchen“ sei es ihm nicht so sehr um die „lauten Schreie“ als vielmehr um die „leisen Zweifel“ gegangen. Ihn habe interessiert, woher „diese Zweifel“ kommen und wer diese befeuere. Demmel spricht wie jemand, der schon sehr lange in der eigenen Blase abgetaucht ist. So tief, daß es die eigene Wahrnehmung merklich trübt. Die fünfmonatige Qual, die er für die Vorbereitung seines Buches auf sich nahm, hätte er sich im Grunde sparen können.
Er würde wohl auch ohne den Ausflug in die „Anderswelt“ nicht anders reden als er das heute tut und hätte sehr wahrscheinlich auch kein anderes Buch abgeliefert. Das Gespräch mit dem Moderator vom Deutschlandfunk Kultur hätte Eins zu Eins auch auf irgendeiner Party der Berliner Medienschickeria geführt werden können, auf denen sich die Gäste üblicherweise den ganzen Abend lang gegenseitig versichern, wie wichtig ihre Arbeit und damit ja auch sie sind.
Vom Elfenbeinturm aus, so glauben die „wichtigen“, die „richtigen“ Medienmacher und Journalisten, hat man die beste Übersicht über das große Ganze. Deshalb können natürlich auch nur sie die Welt und ihr Geschehen realistisch einschätzen und erklären. Ganz im Gegensatz eben zu all der „unseriösen“ Konkurrenz da draußen. „Dort wird ein Land geschildert, in dem nichts mehr funktioniert, in dem die Kanzlerin unfähig ist, Zuwanderer böse sind. Die Wirtschaft ist am Ende und Bürgerrechte werden mit Füßen getreten“, so Demmel. Das Land, das in dieser „ziemlich dunklen Welt“ beschrieben werde, sei ein ganz anderes als das, in dem er lebe, sagt er – und zumindest in diesem Punkt hat er vermutlich auch recht.