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Bayerns Ministerpräsident und die Pandemie: Söder Unchained

Bayerns Ministerpräsident und die Pandemie: Söder Unchained

Bayerns Ministerpräsident und die Pandemie: Söder Unchained

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verhängt immer neue Corona-Maßnahmen Foto: picture alliance/dpa/dpa-POOL | Matthias Balk
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verhängt immer neue Corona-Maßnahmen Foto: picture alliance/dpa/dpa-POOL | Matthias Balk
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verhängt immer neue Corona-Maßnahmen Foto: picture alliance/dpa/dpa-POOL | Matthias Balk
Bayerns Ministerpräsident und die Pandemie
 

Söder Unchained

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) prescht mit immer neuen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie vor. Kein Lockdown scheint zu hart oder zu lang. Doch ob er damit im Sinne der Bevölkerung handelt, darf bezweifelt werden. Ein Kommentar.
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Während der Bürger in diesen Tagen an die immer kürzere Leine gelegt wird, dreht einer völlig frei. Dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder kann kein Lockdown zu lang und kein Vorschriftenkatalog zu dick sein, wenn es darum geht, die Macht auszuleben, auf die er so lange hat warten müssen.

Der CSU-Politiker, der gefühlte Ewigkeiten als der ewige zweite Mann im Freistaat galt, ist jetzt die Nummer Eins und alle sollen es wissen. Auf Bundesebene ist der per Eigendefinition wichtigste der 16 Landeschefs voll auf der strikten Corona-Linie der Bundeskanzlerin. Wo immer er kann, versucht er deren Strenge gar noch zu übertreffen.

Als der völlig entfesselte Autokratie-Fan jüngst eine Impflicht für Pflegekräfte forderte, erteilte ihm die Bundesregierung in Person von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sogar eine klare Absage. Wenn auch vielleicht vor allem deshalb, weil man in Berlin derzeit schon alle Hände voll zu tun hat, irgendwann ausreichend Impfstoff für alle, die sich freiwillig impfen lassen wollen, zur Verfügung zu stellen.

Söders Verständnis ist begrenzt

Für Kritiker hat Söder nur wenig übrig. Schon gar nicht, wenn diese versuchen, Schlupflöcher bei den „gemeinsam beschlossenen“ Einschränkungen zu finden. Zwar äußert er bei seinen öffentlichen Verlautbarungen stets ein gewisses Verständnis für all diejenigen, die wirtschaftlich stark von den Maßnahmen betroffen sind. Dabei kann er sich in der Regel aber nicht die typisch verschmitzten Söder-Grimassen verkneifen, die dem hechelnden Dauergrinsen seines Parteifeindes Horst Seehofer in nichts nachstehen.

Allzu groß ist das Verständnis des Politikers für die Sorgen und Nöte der durch den Lockdown besonders gebeutelten Bevölkerungsschichten dann allerdings doch nicht. Zu viele würden sich als Opfer der Pandemie darstellen, findet Söder. Um denen jede moralische Legitimation zu nehmen, greift er auch schon mal ganz tief in die unterste Schublade der Gefühlsmanipulation. Die wahren Opfer, so Söder, seien die fast 40.000 Toten in Zusammenhang mit dem Virus.

Die Formulierung „in Zusammenhang mit dem Virus“ geht ihm – wie den meisten Politikern – mittlerweile so selbstverständlich über die Lippen, als sei diese tatsächlich gleichbedeutend mit der Diagnose: „nachweislich an Covid-19 verstorben“.  Weil angeblich um jedes Leben gekämpft werde, müsse der Lockdown jetzt verlängert und an einigen Stellen auch vertieft werden.

Söder übertreibt es sogar in der Hysteriker-Blase

Länger, härter, tiefer. Söder hat die wichtigsten Stichworte aus dem Drehbuch zum Corona-Lockdown brav auswendig gelernt und weiß, wie man sie platzieren muß. Manchmal geht der Machtpolitiker Söder in seinem Spielen mit der Angst sogar der eigenen Hysteriker-Blase zu weit.

Als er kürzlich vor einer „Corona-RAF“, die aus dem Umfeld der AfD und der „Querdenker“-Bewegung entstehen könnte, warnte, wurde er dafür scharf kritisiert. Auch von politischen Freunden und Medienvertretern, die der AfD und den Pandemie-Skeptikern sonst eigentlich alles zutrauen und die zuvor jede Übertreibung des Franken als „Führungsstärke in der Krise“ interpretiert haben. Dabei könnte Söder ausgerechnet mit dieser Sorge gar nicht so unrecht haben. Auch wenn die Formulierung gute Chancen auf einen Platz in der Ruhmeshalle der hinkenden Vergleiche hat.

Daß im Zuge der Corona-Krise künftig auch Terrorismus entstehen könnte, ist in der Tat nicht auszuschließen. Nur dürfte diese potentielle Terrorgefahr weniger von irgendeiner Partei oder Protestbewegung ausgehen, sondern von verzweifelten Einzeltätern aus dem Heer der einst mittelständischen Selbständigen, die nach den monatelangen Corona-Schutzmaßnahmen nichts mehr zu verlieren haben werden.

Söder verhängt FFP2-Maskenpflicht

Durch die ständige Angst und Dauerisolation ausgelöste oder wesentlich verstärkte seelische Erkrankungen und Rachegedanken von Menschen, die nicht überwinden können, warum sie ihre sterbenden Angehörigen nicht im Krankenhaus besuchen durften, könnten hier eine wesentliche Rolle spielen. Ob es klug ist, daß elitäre Schnösel wie Söder genau diese Menschen zu allem Elend auch noch öffentlich verhöhnen und ihnen sogar absprechen, überhaupt zu den Opfern der Krise zu gehören, muß man stark anzweifeln.

Wobei Söder selbst sicherlich das Gefühl hat, daß er nun wirklich alles tue, um die Menschen vor dem Tod zu schützen. Zu diesem Zweck hat er für sein Bundesland nun auch noch eine FFP2-Maskenpflicht beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr verhängt. Genügend Exemplare des Mund-Nasen-Schutzes seien vorhanden.

Die sind zwar deutlich teurer als die herkömmlichen Masken, aber der Ministerpräsident denkt sich wohl: Wer sonst fast nichts mehr darf, müßte dabei doch genug Geld sparen, um sich den ultimativen Gesundheitsschutz leisten zu können. Schließlich sollen FFP2-Masken nicht nur andere, sondern auch den Träger schützen. Wir bewegen uns damit auf das argumentative Niveau zu, auf dem auch alte Forderungen nach Rauchverboten in den eigenen vier Wänden oder ein Neuversuch in Sachen Prohibition wunderbar gedeihen könnten.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verhängt immer neue Corona-Maßnahmen Foto: picture alliance/dpa/dpa-POOL | Matthias Balk
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