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Opa-Blaming beim ZDF: Wenn die Generation Widerstand dem eigenen Nazi-Hintergrund nachforscht

Opa-Blaming beim ZDF: Wenn die Generation Widerstand dem eigenen Nazi-Hintergrund nachforscht

Opa-Blaming beim ZDF: Wenn die Generation Widerstand dem eigenen Nazi-Hintergrund nachforscht

Gefangennahme Zweiter Weltkrieg
Gefangennahme Zweiter Weltkrieg
Die US-Armee nimmt junge Wehrmachtssoldaten gefangen Foto: dpa
Opa-Blaming beim ZDF
 

Wenn die Generation Widerstand dem eigenen Nazi-Hintergrund nachforscht

Sich zum moralischen Richter über frühere Generationen zu erheben, war schon immer das Recht der Spätgeborenen. In kaum einem Land schlägt dieses Recht aber so schnell in Selbstgerechtigkeit um, wie in Deutschland.
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Sich zum moralischen Richter über frühere Generationen zu erheben, war schon immer das Recht der Spätgeborenen. In kaum einem Land schlägt dieses Recht aber so schnell in Selbstgerechtigkeit um, wie in Deutschland. Gehörten Ausrufe wie „Stalingrad war wunderbar, Nazi-Opa blieb gleich da“ oder „Oma, Opa, Onkel Peter – keine Opfer, sondern Täter!“ bisher jedoch eher zum Repertoire der Anifa, scheint man im ZDF nun auch das große Großeltern-Blaming entdeckt zu haben.

Unter dem Hashtag: #MeinNaziHintergrund hat das ZDF-„heute“ auf seinem Instagram-Account eine Aktion vorgestellt, bei der U-40ziger über die Rolle ihrer Großeltern im Nationalsozialismus berichten. Wenn es um diese Zeit gehe, „werden in Familien eher Geschichten von Opfern und Helfer*innen weitererzählt. Selten wird über Täter*innen gesprochen. Eine aktuelle Debatte soll dies ändern“, erläutern die Macher ihre Aktion. Auslöser sei die von den beiden „Künstler*innen Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah“ entfachte Debatte zum Thema „Nazierbe“

 

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Während in einer Umfrage nur 23,2 Prozent auf die Frage, ob unter ihren Vorfahren im Nationalsozialismus auch Täter gewesen seien, mit „ja“ geantwortet hätten, werde der Täteranteil in Wahrheit mit 34 Prozent deutlich höher geschätzt, weiß man beim ZDF. Deshalb tut Aufklärung Not.

Die übernimmt zum Beispiel Alica Köppen, Jahrgang 1987, die von ihrem Großvater erzählt, daß er „in der Partei aktiv und definitiv NSDAP-Blockleiter“ gewesen sei , vielleicht sogar Ortsgruppenleiter. Moritz Pfeiffer, Jahrgang 1982 und Historiker, weiß zu berichten, daß sein Opa Offizier der Wehrmacht war, der im Zweiten Weltkrieg gekämpft habe und zuvor schon in den Jugendorganisationen der Nationalsozialisten aktiv gewesen sei. Ihm sei nach Gesprächen mit seinem Großvater und bei anschließenden Recherchen klar geworden, daß dieser immer versucht habe, seine Rolle im Krieg zu relativieren.

Johannes Gaevert (1998), der sich für die Flüchtlingsorganisation „Seebrücke“ engagiert, wirft seinem Großvater vor, zwar kein Parteimitglied gewesen zu sein, sich aber auch nicht gegen „diese Ideologie gewehrt“ zu haben. Damit sei er „auf jeden Fall“ Teil „Nazi-Deutschlands“ gewesen.

Migrationshintergrund vs. Nazi-Hintergrund

Auch Alica Köppen hält ihrem 1943 in Rußland gefallenen Opa vor, daß er in Briefen „dem Nazi-Regime sehr positiv gegenüberstand“. Woran sie das fest macht? Er habe von der Front aus im Winter geschrieben, er glaube fest daran, daß sie der Führer noch mit Decken ausstatten werde.

Johannes Gaevert hingegen schlägt die Brücke in die Gegenwart. Hier werde immer ganz genau der Migrationshintergrund von Personen betrachtet und thematisiert. Da gehöre es auch dazu, sich mal anzuschauen, wer alles nicht über seinen Nazi-Hintergrund spreche und diesen verdränge. Da ist es natürlich nur gut, daß es tapfere Zeitgenossen wie Gaevert gibt, die sich ihrem Nazi-Hintergrund stellen, bzw. dem der Großeltern.

Und so wäre es wäre vermutlich auch müßig, die Beteiligten der Aktion zu fragen, welche Rolle sie damals im Nationalsozialismus und im Krieg gehabt hätten. Die einen wären wohl im Widerstand gewesen, die anderen hätten zumindest nicht mitgemacht. Der harte Rest hätte sich gleich auf die Seite der Partisanen geschlagen, um Deutschland zu befreien.

Aber auch das gehört zum Naturrecht der späteren Generationen. Mit dem Wissen von heute und der sicheren Distanz des Nachgeborenen zum eigentlichen Geschehen läßt sich Geschichte dankbar einfach beurteilen.

Die US-Armee nimmt junge Wehrmachtssoldaten gefangen Foto: dpa
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