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Bilanz der Ära Merkel: Die ARD und der Taschenspielertrick der kritischen Hofberichterstattung

Bilanz der Ära Merkel: Die ARD und der Taschenspielertrick der kritischen Hofberichterstattung

Bilanz der Ära Merkel: Die ARD und der Taschenspielertrick der kritischen Hofberichterstattung

Bundestagswahl
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): alles tipptopp Foto: picture alliance, dpa, Wolfgang Kumm
Bilanz der Ära Merkel
 

Die ARD und der Taschenspielertrick der kritischen Hofberichterstattung

Öffentlich-rechtliche Journalisten rühmen sich oft und gern ihrer angeblichen Unabhängigkeit und Objektivität. Doch wenn es um die Bundeskanzlerin geht, wird der angeblich kritische Journalismus nicht selten zur Hofberichterstattung. So auch in der jüngsten ARD-Doku zur Bilanz der Ära Merkel.
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Öffentlich-rechtliche Journalisten rühmen sich oft und gern ihrer angeblichen Unabhängigkeit und Objektivität. Vor allem, wenn es um die Frage der steigenden Kosten für ARD und ZDF geht, betonen die Mitarbeiter der Sender wie beispielsweise Monitor-Chef Georg Restle stets die große Bedeutung und Wichtigkeit eines unabhängigen kritischen Rundfunks. Unbequemer Journalismus, der den Mächtigen auf die Finger schaut: so sieht man sich selbst in den Funkhäusern und Sendeanstalten von ARD, ZDF, SWR, MDR, WDR und Co.

Mit der Realität hat das bisweilen aber nicht viel zu tun. Gerade wenn es um die Bundeskanzlerin geht, geraten die Sendeformate nicht selten zur Hofberichterstattung, verglichen mit der selbst die Jubelgeschichten der Gala über die europäischen Königsfamilien kritisch und distanziert wirken.

Um so gespannter durfte man deshalb bei der Ankündigung der rund 45minütigen Dokumentation „Ungeduldig, unzufrieden, uneins? Die Deutschen am Ende von Merkels großer Koalition.“ sein, die am Montag abend um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt wurde. Nicht weniger als eine „kritische, differenzierte“ und „in Teilen schonungslose“

Unterm Strich steht Deutschland prima da

Bilanz der Ära Merkel versprach der verantwortliche Sender MDR. Doch was folgte, erinnerte eher an die versöhnlichen Verabschiedungsworte eines Gymnasialdirektors am Abend des Abiballs. Unterm Strich steht Deutschland prima da und den Bürgern geht es zum großen Teil deutlich besser als vor Merkels Amtsantritt. Natürlich weiß man auch bei der ARD, daß da, wo es viel Licht gibt, auch Schatten ist, und so wurden einige Themenfelder aufgeführt, bei denen sich die Kanzlerin in ihren 16 Jahren Regierungszeit Versäumnisse vorhalten lassen muß – zumindest aus Sicht der verantwortlichen Redakteure.

Konkret ging es um soziale Gerechtigkeit (inklusive Bildung), Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte sowie Klimaschutz. Auf allen Feldern hätten die Kanzlerin und ihre Minister mehr machen müssen, lautete das Urteil. Auch das Thema innere Sicherheit wurde nicht ausgespart: Schließlich sei die Kriminalität nach Ansicht vieler Wissenschaftler einer der zentralen Gradmesser für den Entwicklungsstand einer Gesellschaft.

Wer aber erwartete, nun würde das prägende Ereignis von Merkels Kanzlerschaft behandelt: die Asylkrise von 2015 mit all ihren Folgen wie Terrorismus, Gruppenvergewaltigungen, sozialer Spaltung und wachsender Unzufriedenheit, der wurde eines bessern belehrt. Die Massenzuwanderung samt Integrationsproblemen wurde mit keinem einzigen Wort erwähnt: Stattdessen ging es um die Bluttat von Hanau, den NSU und vermeintliche Rechtsextremismusprobleme bei Polizei und Verfassungsschutz.

Zufriedenheitsindex auf Allzeithoch

Offenbar fürchtete man beim MDR, rund einen Monat vor der Bundestagswahl könnte so etwas nur wieder Wasser auf die Mühlen der Falschen lenken. Vermutlich aus demselben Grund wurde deshalb auch gleich das zweite große Thema aus Merkels Regierungszeit ausgespart. Die Corona-Krise und der Streit um die richtigen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie.

Da war es dann auch wenig überraschend, daß die Macher der Doku letztlich doch eine „positive Bilanz“ der Ära Merkel zogen. Der Zufriedenheitsindex der Deutschen befinde sich am Ende ihrer Amtszeit auf einem Allzeithoch. Bevor der wegdämmernde Zuschauer sich ganz ins Traumland flüchten konnte, gab ihm die ARD deshalb noch als Betthupferl mit auf dem Weg, daß das, was als Unzufriedenheit wahrgenommen werde, in Wahrheit vielleicht nur der „Motor der Entwicklung“ sei. So viel zur „in Teilen schonungslosen“ öffentlich-rechtlichen Bilanz der vergangenen 16 Regierungsjahren.

Wer dagegen an einer wirklich kritischen Auseinandersetzung mit den Folgen von Merkels Politik für das Land und die Gesellschaft interessiert ist, der sollte beim nächsten Mal lieber zum Bücherregal anstatt zur Fernbedienung greifen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): alles tipptopp Foto: picture alliance, dpa, Wolfgang Kumm
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