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„Diversität in Redaktionen“: Medienkrise – aber Nachwuchsjournalisten plagt nur ihr Weiß-Sein

„Diversität in Redaktionen“: Medienkrise – aber Nachwuchsjournalisten plagt nur ihr Weiß-Sein

„Diversität in Redaktionen“: Medienkrise – aber Nachwuchsjournalisten plagt nur ihr Weiß-Sein

Journalistin: „kritisches Weiß-Sein“ Foto: Pixabay
Journalistin: „kritisches Weiß-Sein“ Foto: Pixabay
Journalistin: „kritisches Weiß-Sein“ Foto: Pixabay
„Diversität in Redaktionen“
 

Medienkrise – aber Nachwuchsjournalisten plagt nur ihr Weiß-Sein

Mitten in der größten Wirtschafts- und Vertrauenskrise der Medien in jüngerer Zeit scheint die heranwachsende Generation der schreibenden Zunft nur ein Problem zu kennen: ihr Weiß-Sein. Vielleicht sollten Nachwuchs-Haltungsjournalisten wirklich einmal über ihre Privilegien nachdenken. Ein Kommentar von Lukas Steinwandter.
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Mitten in der größten Wirtschafts- und Vertrauenskrise der Medien in jüngerer Zeit scheint die heranwachsende Generation der schreibenden Zunft nur ein Problem zu kennen: ihr Weiß-Sein. Die jüngsten „Black Lives Matter“-Proteste waren nur der Katalysator für diese Entwicklung, begonnen hat sie schon viel früher.

Zunächst beschäftigte „kritisches Weiß-Sein“ allerdings nur eine kleine Minderheit. Wie beispielsweise die „Neuen deutschen Medienmacher“, eine mit Steuergeld gepäppelte Lobbygruppe, die sich für mehr „Diversität“ in deutschen Redaktionen einsetzt – es mit der Vielfalt in den eigenen Reihen aber nicht so ernst nimmt.

Das in der Gesellschaft auf wenig Interesse stoßende Nischenthema wird aber für Journalisten immer relevanter. Ein Beleg dafür ist die in der Branche angesehene Deutsche Journalistenschule (DJS) in München. Schüler der aktuellen 58. Lehrredaktion schreiben im Medienmagazin Meedia regelmäßig „über ihre Perspektiven auf den Journalismus und ihre Visionen für seine Zukunft“.

„Wir leben in einer rassistischen Gesellschaft“

In ihren Artikeln beschäftigt sich der Nachwuchs jedoch weniger mit der wirtschaftlichen Zukunft oder der Wahrnehmung des Journalismus bei seinen (potentiellen) Konsumente, dafür aber umso mehr mit „weißen Privilegien“, „Diversität in Redaktionen“ und ähnliche. Im jüngsten Beitrag heißt es etwa: „Vielleicht wißt ihr, liebe weiße Boomer, noch nicht so lange, daß ihr weiß seid. Wir 15 weißen Nachwuchsjournalist*innen wußten es auf jeden Fall die meiste Zeit unseres Lebens nicht. Das ist leider normal. Wir leben in einer rassistischen Gesellschaft.“

In der Folge klagt die junge Autorin über erfahrene, ältere Kollegen, die den Journalistenschülern beispielsweise nicht beigebracht hätten, wie man „Rassismus sichtbar machen“ könne oder warum es nicht sein dürfe, „daß nicht-weiße Menschen ständig über ihre schmerzhaften Rassismus-Erfahrungen sprechen müssen, um zu zeigen, daß es sie gibt“.

Dabei sind solche Vorstellungen und angebliche Visionen für den Journalismus längst Realität und sie haben sich sogar in mehreren Magazinen manifestiert: im Spiegel-Ableger Bento und beim Zeit-Jugendmagazin Ze.tt. Dort werden viele Forderungen der DJS-Schüler längst umgesetzt. Oder besser gesagt: wurden.

Einmal über Privilegien nachdenken

Denn beide Formate werden demnächst in ihrer jetzigen Form eingestellt – aus wirtschaftlichen Gründen. „Das Aus für Bento und Ze.tt ist aus meiner Sicht nicht nur eine Niederlage für eine bestimmte Form des journalistischen Aktivismus: Es läßt ganz prinzipiell Rückschlüsse zu auf die Attraktivität von politischen Angeboten, denen angeblich die Zukunft gehört“, kommentierte Focus-Kolumnist Jan Fleischhauer vor einigen Tagen.

Wer die DJS-Kolumnen liest, könnte glatt auf die Idee kommen, der deutsche Journalismus habe keine anderen Sorgen als das Geschlecht und die Hautfarbe seiner Akteure. Die Einstellung von Bentound Ze.tt beweisen jedoch: Für die Verlage sind solche Angebote wirtschaftlich nicht interessant, da diese Zielgruppe links der Mitte, die sich aber für die breite Mitte hält, am Ende doch nicht so groß ist.

Und sollten die zukünftigen Redakteure aus den Kaderschmieden für Haltungsjournalismus demnächst doch keine finanziellen Nöte mehr haben – Stichwort direkte und indirekte Medienförderung –, dann sollten sie wohl tatsächlich einmal über ihre Privilegien nachdenken. Das gilt auch ganz besonders für diejenigen, die in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten tätig sind.

Journalistin: „kritisches Weiß-Sein“ Foto: Pixabay
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