Die Präsidentschaftswahlen in den USA haben vor allem eines gezeigt: Donald Trump hat, was die Einseitigkeit der Medien angeht, vier Jahre lang stark untertrieben. Während sein Gegenkandidat, der Demokrat Joe Biden, schon weit vor Auszählung sämtlicher Stimmen, immer wieder fröhlich vor die Fernsehkameras der amerikanischen Nation und der Welt treten konnte, um sichtlich sicher seinen Wahlsieg anzukündigen, haben die TV-Sender, ABC, CBS und NBC, Ende der Woche doch tatsächlich die Übertragung einer offizielle Pressekonferenz des Präsidenten abgebrochen, mit der Begründung, dieser habe darin „eine Reihe falscher Behauptungen“ gemacht.
CNN-Moderator Anderson Cooper, dessen Sender gnädigerweise die gesamte Pressekonferenz übertrug, sagte im Anschluß an diese, Trump verhalte sich wie eine „fette Schildkröte, die in der heißen Sonne auf dem Rücken liegt und mit den Beinen rudert, weil sie realisiert, daß ihre Zeit vorbei ist“.
Ähnlich fair und ausgewogen ging es in den Sozialen Medien zu. Dort setzte sich am Wahlabend etwas fort, was sich schon im Wahlkampf erfolgreich eingebürgert hat. Während man auf Twitter, Facebook und Co. über Jahre hinweg ungehindert jede noch so unbewiesene Räuberpistole über Trump verbreiten konnte, wurden der Republikaner und sein Wahlkampfteam, von den selbstherrlichen, selbsternannten „Fakten-Prüfern“ aus Silicon Valley, nach Lust und Laune gemaßregelt. Selbst dann, wenn sie, wie im Fall eines Biden-kritischen Beitrags der New York Post, tatsächlich einmal Mainstream-Medien-Berichte verbreiten wollen.
Nationalspieler Rüdiger gefällt Stiefelabdruck in Macrons Gesicht
Bei islamistischen Extremisten sind die Herrschaften der digitalen Meinungshoheit weiterhin toleranter als beim amerikanischen Präsidenten mit den vermeintlich falschen Ansichten. So konnte der Nationalspieler, Antonio Rüdiger, diese Woche für kurze Aufregung mit einem von ihm gesetzten Like auf Instagram sorgen.
Der afrodeutsche Fußballer hatte ein Bild mit „Gefällt mir“ markiert, daß der Moslem und frühere Käfig-Kampf-Weltmeister, Khabib Nurmagomedov, aus Dagestan gepostet hatte. Das Foto, das dem Vorzeige-Mitglied von „Die Mannschaft“ so gut gefallen hat, zeigte den französischen Präsidenten mit einem Stiefelabdruck im Gesicht.
Dazu schrieb, der muslimische UFC Fighter, ein paar in kyrillischer Schrift verfaßte Worte, die offenbar seinen Glauben und seine politische Einstellung widerspiegeln: „Allah möge Macron und alle, die die Gefühle von Moslems beleidigten, erniedrigen“, hieß es da. Beim Deutschen Fußball Bund war man zunächst ein wenig verwundert, daß es dafür, neben einem Herzchen von Ex-Nationalspieler, Mesut Özil, auch eine digitale Sympathiebekundung vom gerade frisch für die kommenden Spiele des DFB-Teams in den Kader berufenen Antonio Rüdiger gab.
Rüdiger bleibt Verteidiger für die Mannschaft und den Islam
Der Defensiv-Mann zeigte sich aber zum Glück einsichtig, löschte seinen Like, entfolgte Nurmagomedov auf Instagram, und konnte gar das Mißverständnis aufklären: „Das war ein Fehler. Natürlich sollte man keine Beiträge liken, die in Sprachen verfaßt sind, die man gar nicht versteht. Ich lehne jede Art von Gewalt ab möchte mich deshalb klar von diesen Inhalten distanzieren“, ließ der vielversprechende Anwärter auf den Integrations-Bambi die Menschen im Land wissen.
„Wenn es ein übergeordnetes Thema in meinem Leben gibt, dann ist es der Kampf gegen Gewalt und Rassismus, den ich auch selbst erfahren habe. Glaubt es mir, daß ich diesen Weg aus tiefstem Herzen auch weiterhin gehen werde. Deswegen möchte ich noch einmal klarstellen, daß ich überzeugt gläubig bin, aber auch ein entschiedener Gegner von jeglicher Gewalt“, so der Verteidiger der selbsternannten Religion des Friedens, dem Islam.
Für Bundestrainer Jogi Löw und Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff ist die Sache damit erledigt. Konsequenzen hat der Spieler dem Vernehmen nach nicht zu befürchten. Richtig so! Wenn ein Stiefel-Abdruck, im Gesicht des französischen Präsidenten, im Glaubensverständnis des gläubigen Moslems Rüdiger, nun mal als Symbol für den Kampf gegen Gewalt und Rassismus steht, sollte man ihn dafür nicht diskriminieren.
Beleidigung ist nicht gleich Beleidigung
Erst recht nicht, wenn der Arme selbst Opfer von Gewalt und Rassismus wurde und auch nicht fähig ist, Übersetzer wie Google oder Deepl zu benutzen. Gerade in einer Zeit, in der Moslems in Europa, im Zuge des Attentats von Wien, wieder einmal unter Islamophobie und Ausgrenzung zu leiden haben, kann man dem Bundestrainer und seinem Führungsteam für diese klare Haltung nur danken.
Alle, die jetzt immer noch den Rauswurf des Nationalspielers fordern, sollten dagegen wirklich mal die Moschee in ihrem Dorf lassen. Der vom Anti-Rassisten, Rüdiger, temporär gelikte Post, hat schließlich nur einen Franzosen-Präsidenten beleidigt und nicht etwa unsere bundesrepublikanische Dauer-Kanzlerin Angela Merkel oder die „islamische Sprechpuppe“ Sawsan Chebli. Außerdem kam er von einem muslimischen Sportler-Kollegen. Man mag sich aber nicht das Geschrei vorstellen, wenn die Beleidigung unter umgekehrten Vorzeichen geschehen wäre.
Grönemeyer fordert andere Millionäre zum spenden auf
Auch Herbert Grönemeyer hat sich dieser Tage mal wieder polit-philosophisch zu Wort gemeldet. Der Berufs-Melancholiker und Hobby-Wüterich forderte eine Corona-Sonderzahlung zur Rettung des Kulturbetriebs. Also quasi ein kleines Belohnungs-Handgeld fürs Stilhalten der Künstler während der von der Regierung angeordneten Lockdowns.
Das Geld dafür sei „im Übermaß und in Unverhältnismäßigkeit vorhanden“, findet der Plattenmillionär und Teilzeit-Londoner. „Die Spaltung der Gesellschaften“, sei ein „seit Jahrzehnten dramatischer werdendes, drohendes Problem“.
Würden die Wohlhabenden jetzt ihr Geld zur Verfügung stellen, könnte sich aus dieser Zäsur „ein stilles Glück entfalten“, das die Welt zu einem „ein Stückchen besseren Platz“ mache, säuselte der Sänger, der auch einfach schon dadurch ein stilles Glück entfalten könnte, daß er, zu Themen, die seinen Großstadt-Horizont offensichtlich weit übersteigen, einfach die Klappe halten oder wenigstens mit gutem Beispiel voran gehen würde.