Wäre der Strafbestand der „Majestätsbeleidigung“ hierzulande nicht vor wenigen Jahren abgeschafft worden, der Virologe Christian Drosten hätte in dieser Woche vermutlich Filipp Piatov angezeigt. Der Bild-Journalist hatte es nämlich gewagt, dem selbsternannten Wissenschaftskönig einige kritische Fragen zu einer seiner Studien zu stellen. Für seine Stellungnahme gab er dem ehemaligen Berater der Bundesregierung eine Stunde Zeit. Das ist zugegebenermaßen etwas knapp bemessen. Hätte ja auch schließlich auch sein können, daß der Professor gerade beschäftigt ist und die E-Mail erst viel später liest.
Nun, Drosten hat die Mail aus der Springer-Redaktion rechtzeitig gelesen, hatte aber, laut eigener Aussage, „Besseres zu tun“, als diese zu beantworten. Zu diesem „Besseren“ gehört offenbar unter anderem, das Bespielen seines sehr aktiven Twitter-Accounts, auf dem Drosten regelmäßig gegen seine Kritiker schießt. So teilte er dort auch die Anfrage von Piatov mit seinen fast 400.000 Followern; mitsamt dessen kompletten Kontaktdaten, einschließlich der Handynummer und der Durchwahl zu seinem Redaktionstelefon.
Gefühlt 90 Prozent der „kritischen Köpfe“ bei Twitter sprangen ihrem geistigen Führer Christian Drosten zur Seite. Auch mit Anrufen bei dem Ketzer der Bild-Zeitung. Auch in den sozialen Netzwerken selbst bekundeten viele ihre bedingungslose Solidarität mit dem Virologen mit dem Napoleon-Komplex. Hinzu kamen etliche Texte in großen Medien, die genau das waren, was Drosten schon vor Veröffentlichung des Bild-Artikels in diesem sah: „eine tendenziöse Berichterstattung“. Zu guter Letzt beteiligten sich auch noch Politiker wie Karl Lauterbach (SPD) an der virtuellen Prügel-Arie gegen den überkritischen Journalisten.
Gute Gründe für Kritik
Nach offizieller Lesart und zeitgeistigem Denkmuster könnte man die Causa Drosten-Piatov in etwa so zusammenfassen: Es gibt in Deutschland keine Virologen- oder Corona-Diktatur. Wer es wagt der Regierung zu widersprechen oder gar den heiligen Christian Drosten kritisiert, muß eben nur mit den Konsequenzen leben. Dabei gibt es für solche Kritik durchaus gute Gründe. Drosten hat mit seinen Prognosen öfter danebengehauen als ein blinder Schwergewichtsboxer.
Häufig wirkte er, nicht nur seines großspurigen Auftretens wegen, eher wie ein professioneller Glücksspieler, denn wie ein Mann der Wissenschaft. Müßte der Spieler Drosten bei seinen Virus-Wetten allerdings sein eigenes Geld einsetzen, wäre er wahrscheinlich schon zwei Wochen nach ausbrechen der Pandemie pleite gewesen. Vielleicht verteidigen viele Drosten ja auch deshalb noch immer so vehement, weil die Erkenntnis, daß man als Angehöriger der den „Covidioten“ doch intellektuell so überlegenen Elite so lange einem Scharlatan oder zumindest einem Stümper auf den Leim gegangen sein könnte, allzu schmerzhaft wäre.
Auch ein Bild aus dem mittelhessischen Wetzlar sorgte die Woche über für Furore im Netz. Frei nach dem Motto „Tolerierst Du noch oder unterwirfst Du dich schon?“ stellte das schwedische Möbelhaus Ikea seinen Parkplatz Hunderten betenden Moslems zur Verfügung. Diese konnten sich auf Grund der noch immer geltenden Corona-Regeln nämlich zum Abschluß des Ramadan nicht in einer Moschee treffen. Ein Problem mit dem sich die deutschen Volkskirchen so nicht herumschlagen müßen.
Zuckerfest bei Ikea
Hunderte Gemeindemitglieder trifft man dort wohl allenfalls noch zu Weihnachten an. Ansonsten haben die linksgrünen Geistlichen mit ihren religiösen Parteitagsreden die christlichen Gotteshäuser inzwischen weitgehend leergepredigt. Warum soll man sich als gläubiger Mensch auch jeden Sonntag zur Messe quälen, wenn es dort zwar ähnlich politisch zugeht, allerdings deutlich weniger spirituell als auf Großparkplatz der örtlichen Ikea-Filiale zum Zuckerfest.
Twitter hat in dieser Woche gleich zweimal massiv in den amerikanischen Wahlkampf eingegriffen. Wie nicht anders zu erwarten natürlich zuungunsten des gerade in Silicon Valley so verhaßten US-Präsidenten. Erst unterzogen sie einen Trump-Tweet einem nicht sonderlich wohlwollenden „Faktencheck“, dann setze der global agierende Konzern sogar noch einen drauf und markierte eine Aussage des amerikanischen Staatsoberhauptes als „gewaltverherrlichend“.
Daß ein solch redaktionelles Eingreifen in die Inhalte sich mit dem Status einer neutralen Internet-Plattform nicht mehr vereinbaren läßt, müßte eigentlich jedem klar sein. Ist es den meisten „liberalen“ Journalisten diesseits und jenseits des Ozeans aber natürlich nicht. Trump allerdings schon. Deshalb erließ er nun, sehr zum Ärger dieser „liberalen“ Feinde der Meinungsfreiheit, ein Dekret, das die Beschneidung dieser Meinungsfreiheit in den Sozialen Netzwerken künftig möglichst unterbinden soll.
Einmal mehr wird Trump damit zum Antipoden deutscher Politik. Diese hat Facebook, Twitter und Co. ja in den letzten Jahren per Gesetz zu einem immer stärkeren Vorgehen gegen unliebsame Äußerungen verpflichtet. Daß in den deutschen Medien nun dennoch nahezu durchweg Trump als der Beschneider der Freiheit gebrandmarkt wird, während NetzDG und andere Schweinereien als „richtig und wichtig“ betrachtet werden, zeigt die inzwischen schon gemeingefährliche Wahrnehmungsstörung vieler Journalisten. Diese wird wohl nur noch von den Fließband-Zensoren hinter den Computern bei den Sozialen Netzwerken übertroffen. Mit Trump hat der blaue Twitter-Vogel aber ganz offensichtlich einmal zu viel den falschen angekackt.