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Unwort des Jahres: Linke Sprach-Hegemonie überwinden

Unwort des Jahres: Linke Sprach-Hegemonie überwinden

Unwort des Jahres: Linke Sprach-Hegemonie überwinden

Unwort
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Unwort des Jahres: Anti-Abschiebe-Industrie Foto: picture alliance/Andreas Arnold/dpa
Unwort des Jahres
 

Linke Sprach-Hegemonie überwinden

Erneut ist ein Begriff zum „Unwort des Jahres“ gekürt worden, der sich vor allem dadurch auszeichnet, nicht in das Weltbild einer linksliberalen Jury aus selbsternannten Experten zu passen. Eine kritische Einordnung durch etablierte Medien findet praktisch nicht statt. Es wird Zeit für ein rechtes „Unwort des Jahres“ als Gegengewicht zur linken Sprach-Hegemonie. <>Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.<>
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Wie in jedem Jahr wurde unter maximalem medialen Interesse das sogenannte Unwort des Jahres gekürt. Wie in jedem Jahr läßt sich an der Wahl des Begriffes eine ziemlich deutliche politische Tendenz der Jury ablesen. Nach „Gutmensch“ (2015), „Volksverräter“ (2016) und „Alternative Fakten“ (2017) soll 2018 der von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in den öffentlichen Diskurs eingebrachte Begriff der „Anti-Abschiebe-Industrie“ das schlimmste Wort überhaupt gewesen sein.

Im Mai vergangenen Jahres sagte der CSU-Politiker: „Es ist nicht akzeptabel, daß durch eine aggressive Anti-Abschiebe-Industrie bewußt die Bemühungen des Rechtsstaates sabotiert und eine weitere Gefährdung der Öffentlichkeit provoziert wird.“ Die Kritik des ehemaligen Bundesministers richtete sich vor allem gegen Anwälte und Initiativen, die illegalen Einwanderern gezielte und teils dubiose Hinweise geben, wie sie sich der rechtmäßigen Abschiebung entziehen können.

Die Hobby-Zensoren machen keinen Hehl aus ihren Absichten

Dobrindt steht zu dem Begriff. Er verweist darauf, daß es sich dabei um eine „erlaubte Überspitzung“ handele, und daß auch Gerichte entschieden hätten, die Formulierung weder als „Schmähkritik“ noch als „Beleidigung“ zu werten. Die Sprachrichter vom selbsternannten Ethik-Tribunal des „Unworts des Jahres“ sahen das ganz anders.

Die Jury erklärte, der Ausdruck zeige, „wie sich der politische Diskurs sprachlich und in der Sache nach rechts verschoben hat und sich damit auch die Sagbarkeitsregeln in unserer Demokratie in bedenklicher Weise verändern“. Man kann den Hobby-Zensoren der Initiative viel vorwerfen, aber nicht, daß sie nicht ziemlich klar benennen würden, worum es ihnen geht.

Die politische Sprach-Polizei will bestimmen, was in Deutschland gesagt, gedacht und politisch getan werden darf. Die Grenzen des Erlaubten sollen vor allem nach rechts strengstmöglich abgesteckt werden.

Primitiver Internetauftritt

Wer sich jetzt fragt, wer diese Leute eigentlich sind, die sich da berufen fühlen, einer ganzen Nation zu sagen, wie sie zu sprechen und zu denken hat, wird überrascht sein, wie wenig er überrascht wird. Es sind vor allem Publizisten, Journalisten und sogenannte Sprachwissenschaftler von ziemlich eindeutiger politischer Prägung, die dem Gremium angehören, beziehungsweise angehörten. Auch der sehr linke Kabarettist Georg Schramm und die berühmte Sprüche-Plakate-Kleberin „Barbara“ waren schon Teil der Jury. In diesem Jahr stieß der Komiker Jess Jochimsen hinzu.

Die offizielle Internetseite (unwortdesjahres.net) sieht aus wie der piefige Online-Auftritt eines 400-Seelen-Dorfes, den der Schwiegersohn des Bürgermeisters gestaltet hat. Bei Lichte betrachtet sind die, die sich da zur sprachlichen Inquisition aufschwingen nicht mehr als nur eine weitere Gruppe von irrelevanten und langweiligen Wichtigtuern, die über alle die Nase rümpfen, die nicht nach ihren geistig engen Spielregeln spielen wollen.

Ihre Bedeutung bekommen „Unwort des Jahres“ und seine Erfinder allein durch die flächendeckende mediale Berichterstattung. Journalisten berichten über die Verkündigung des vermeintlichen Unworts traditionell, als sei Moses mit dem neuesten Gebot vom Berg Sinai hinabgestiegen.

Liberal-konservatives Gegenstück

Kein Wunder. Entspricht das von nun an geltende Sprachverbot doch fast immer genau dem eigenen Redaktionskodex. Entweder ist es „Nazi-Sprech“ à la „Sozialtourismus“ (2013) und „Lügenpresse“ (2014) oder es sind „menschenverachtende“ Schlagworte des „Neoliberalismus“ wie „Ich-AG“ (2002), „Humankapital“ (2004) oder „betriebsratsverseucht“ (2009).

In jedem Fall sind es Wörter, die von „bösen weißen Männern“ verwendet werden. 2012 erklärten die Diktions-Diktatoren das „Opfer-Abo“ zum Unwort des Jahres. Der unschuldig wegen Vergewaltigung angeklagte Moderator Jörg Kachelmann verwendete den von seiner heutigen Ehefrau erfundenen Begriff für Frauen, die vor Gericht und in der Öffentlichkeit immer Opfer seien, selbst dann, wenn sie Täterinnen wurden.

Auch wenn es mittlerweile erste Kritik an der Einseitigkeit bei der Auswahl des „Unworts des Jahres“ gibt, werden deutsche Mainstream-Journalisten die Entscheidung ihrer gleichgesinnten Sprach-Jury wohl auch in Zukunft weiter ungefiltert übernehmen. Was es braucht, ist eine liberal-konservative Gegenveranstaltung zum „Unwort des Jahres“. Ein „rechtes“ Gegengewicht zur linken Sprach-Hegemonie. Wir können ja schon mal mit dem Begriffe-Sammeln anfangen.

Unwort des Jahres: Anti-Abschiebe-Industrie Foto: picture alliance/Andreas Arnold/dpa
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