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Neue Sprachpolitik in Hannover: Gendern, was das Zeug hält

Neue Sprachpolitik in Hannover: Gendern, was das Zeug hält

Neue Sprachpolitik in Hannover: Gendern, was das Zeug hält

Stempel_gendergerecht
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Gendergerechte Sprache (Symbolbild): Aus Mütterberatung wird Elternberatung Foto: picture alliance/blickwinkel/McPHOTOs; Montage: JF
Neue Sprachpolitik in Hannover
 

Gendern, was das Zeug hält

Hannover sieht sich als Vorreiter in Sachen Fortschritt und Gleichberechtigung. Deswegen hat sich die Stadt jetzt eine geschlechtergerechte Sprache verordnet. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis andere Städte der drögen Niedersachsenmetropole ins sprachliche Nirvana folgen. <>Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.<>
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Hannover war für viele immer so etwas wie der Inbegriff der Langeweile. Synonym für die dröge, bleierne Schläfrigkeit, die einen von der großen weiten Welt träumen läßt. Auf der Ebene der Kommunalpolitik der Niedersachsenmetropole hatte man tatsächlich stets große Träume und Visionen.

In ihrer Selbstwahrnehmung war Hannover so etwas wie das Tor zur digitalen Welt und die Zukunftshauptstadt Europas. Passend dazu holte man einst die Weltausstellung „Expo“ in die Stadt – und das ausgerechnet im Zeitenwende-Jahr 2000. Viele Jahre beherbergte man auch die Technikmesse „Cebit“. Nachdem diese aufgrund von jahrelangem organisatorischen Totalversagen eingestellt wurde, mußten sich die Stadtoberen etwas Neues einfallen lassen, um auch weiterhin zukunftsweisend wirken zu können.

Wähler werden zu Wählenden

Und was ist das Erste, das dem modernen urbanen Politiker zum Thema Progressivität einfällt? Richtig! Das Kracher-Thema: Geschlechtergerechte Sprache. In einer offiziellen Empfehlung der Stadt werden die Verwaltungsangestellten aufgefordert, künftig zu gendern, was das Zeug hält.

„Überall da, wo es möglich ist“ sollen gemäß „geschlechtsumfassende Formulierungen“ verwendet werden. Wer bei dem Ausdruck „geschlechtsumfassend“ an etwas anderes denkt als an Gerechtigkeit, ist ganz offensichtlich noch nicht reif genug für die Zukunft und sollte sich zur Nachschulung dringend ein paar „feministische Pornos“ anschauen. Für alle anderen gilt in Hannover künftig unter anderem:

Aus Rednerpult wird Redepult.

Aus Wählern werden Wählende.

Aus Lehrern werden Lehrende.

Aus Antragsteller wird antragstellende Person.

Aus keiner, keine wird niemand.

Aus jeder, jede werden alle.

Die „Dezernent*innenkonferenz“ findet die Vorschläge gut

Natürlich soll auch der Genderstern, der Superstar der Geschlechtergerechtigkeit, in Zukunft prominent zum Einsatz kommen. Nämlich immer dann, wenn sich trotz aller verzweifelter Versuche und sprachlicher Verrenkungen keine geschlechterneutrale Formulierung finden läßt. Die „Dezernent*innenkonferenz“, so erfahren wir aus dem Pressetext der Stadt, habe den vom Referat für Frauen und Gleichstellung erarbeiteten Empfehlungen bereits unter ihrer neuen und damit geschlechtergerechten Bezeichnung zugestimmt. Auch im Briefverkehr sollen sich in Hannover künftig alle so gleichberechtigt blamieren, wie es nur geht. Statt mit „Liebe Kolleginnen und Kollegen“, beginnen offizielle Schreiben künftig wenn möglich mit „Liebe Kolleg*innen“. Beim Vorlesen werde der Stern „durch eine kurze Atempause gekennzeichnet“.

Einen kleinen Rest Realitätssinn und Sprachgefühl hat man sich in Hannover, wo man stets stolz darauf war, das angeblich beste Hochdeutsch im ganzen Land zu sprechen, aber offenbar erhalten. Zumindest gesteht die Stadtverwaltung in der Broschüre für die geschlechterkorrekte Verwaltungssprache ein, daß es „in manchen Kontexten (zur Zeit noch) unangemessen“ sei, eine andere Anrede als „Sehr geehrte Damen und Herren“ zu verwenden.

In diesen Fällen dürfe die an sich geschlechterungerechte Formulierung deshalb weiterhin benutzt werden. Sollte allerdings die Möglichkeit bestehen, dies zu vermeiden, seien möglichst andere Formen der Ansprache wie „Guten Tag“ oder „Liebe Gäste“ zu verwenden. Es werde aber niemand für das Nichtverwenden der neuen Sprachregelungen abgemahnt oder mit Sanktionen belegt, wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage der Bild-Zeitung mitteilte.

Hannover spricht von Zeichen für Vielfalt

Für so viel Entgegenkommen gegenüber den Nutzenden von reaktionärer Sprache, gilt man in fundamentalistischen Genderstern-Kreisen wahrscheinlich bereits als Weichei oder, um es so geschlechtsneutral wie möglich auszudrücken, als Weichhirn.

Bis der Rest Deutschlands und der Erde Hannover in die geschlechtergerechte Zukunft und ins sprachliche Nirvana folgt, dürfte es aber ohnehin nur noch eine Frage der Zeit sein. SPD-Oberbürgermeister Stefan Schostock, gegen den die Staatsanwaltschaft gerade wegen Untreue ermittelt, gibt sich zumindest visionär: Vielfalt sei Hannovers Stärke. Diesen Grundgedanken „auch in unserer Verwaltungssprache zu implementieren“, sei ein „wichtiges Signal und ein weiterer Schritt, alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anzusprechen“.

Der Weg der Gleichmacherei wird also wieder einmal zur größtmöglichen Vielfalt führen. Das ist so sicher, wie daß Hannover 96 Deutscher Meister wird. Geschlechter der Welt, schaut auf diese Stadt!

Gendergerechte Sprache (Symbolbild): Aus Mütterberatung wird Elternberatung Foto: picture alliance/blickwinkel/McPHOTOs; Montage: JF
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