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Erhitzte Gemüter in der Klima-Filterblase

Erhitzte Gemüter in der Klima-Filterblase

Erhitzte Gemüter in der Klima-Filterblase

Nuhr
Nuhr
Comedian Dieter Nuhr Foto: picture alliance/APA/picturedesk.com
 

Erhitzte Gemüter in der Klima-Filterblase

Mit seinen Witzen über Greta Thunberg und die Fridays-for-Future-Demonstranten hat sich Kabarettist Dieter Nuhr den Zorn der linksgrünen Filterblase zugezogen. Dabei ist Nuhr alles andere als ein Rebell. Er läßt sich den Schnabel nur weniger verbiegen als die anderen Vögel des Mainstream-Schwarms. Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.
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Dieter Nuhr hat mal wieder einen veritablen Shitstorm am der Backe. Es ist nicht das erste Mal, daß der Kabarettist die passionierte Wut der gesamten linksgrünen Schwarmintelligenzler entfacht hat. Nuhr macht bei seinen Auftritten etwas, was heute nur noch wenige wagen: Er leistet sich eine Haltung, die nicht linksgrün ist.

Zwar teilt der Satiriker auch regelmäßig ordnungsgemäß, oft sogar recht unterhaltsam, gegen Donald Trump und die AfD aus, aber das genügt im Zeitalter der digitalen Krieger der sozialen Gerechtigkeit natürlich längst nicht mehr, um zu den richtig Guten zu gehören. Wer der wirklichen Elite des kulturmarxistischen Gutmenschentums angehören will, der muß nicht nur die richtigen Leute kritisieren, sondern auch penibel darauf achten, daß er nie die Falschen kritisiert.

Kritik an der linksgrünen Ikone

Nun hat Nuhr genau das erneut getan. Ausgerechnet die linksgrüne Götzenheilige Greta Thunberg und ihre „Fridays for Future“-Bewegung hat sich der liberale Comedian für seine humoristische Zeitkritik ausgesucht. In seiner ARD-Sendung „nuhr im Ersten“ witzelte er: „Ich bin gespannt, was Greta macht, wenn es kalt wird. Heizen kann es ja wohl nicht sein.“

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Da hört sich doch wirklich alles auf! Greta und die Vereinbarkeit ihrer Ideologie mit der doch sowieso sehr schnöden und unbedeutenden Realität in Frage zu stellen, das grenzt ja schon an Blasphemie! Aber der vermutlich ausgewogenste Komiker im deutschen Fernsehen ging sogar noch weiter mit seinen Seitenhieben gegen die falsche Seite: „Ich werde – weil meine Tochter zu den Freitags-Demos geht – im Kinderzimmer nicht mehr heizen.“

Geschmacklose Witze über eine frierende minderjährige Weltretterin und vor laufenden Kameras angekündigte Kindesmißhandlung. So in etwa nahm man die Worte Nuhrs in jener Filterblase wahr, in der man bisher noch nie ein kritisches Wort über den derzeit so verbreiteten ideologisch motivierten Klimaaktivismus gehört hat und eigentlich auch nie eins hören wollte. Schon gar nicht von einem alten weißen Mann mit Kapitalismus-Affinität, wie Dieter Nuhr wohl auch nach eigener Definition einer ist.

Greta-Jugend wittert Verrat des alten weißen Mannes

Auch in seinem Solo über die Klimaschutz-Bewegung, die längst stramm sozialistische Züge angenommen hat, macht der Moderator der ARD-Sendung keinen Hehl daraus, wo er im Leben steht und wo er Greta und ihre vielen kleinen verrückten Schwestern stehen sieht. Er attestiert: „Als älterer Herr sollte man sich wahrscheinlich sowieso in dieses Thema gar nicht einmischen, schon gar nicht mit Argumenten. Daß Mobilität Bedingung für die Grundversorgung der Bevölkerung sei oder solche Sachen? Als Schulkind interessiert mich doch die Grundversorgung nicht – das machen doch die Eltern“, um dann, allen Öko-Sozialisten zum Trotz, Erfindungsgeist und Innovation als Lösung in Sachen Klimakrise zu preisen.

Den kindlich-naiven Schülerinnen von den Freitags-Demos schreibt er ins Stammbuch: „Wenn unsere Kinder meinen, wir können diese Welt mit ein bißchen Sonne und Wind antreiben, dann sollten wir Eltern ihnen ein Hamsterrad mit Dynamo ins Kinderzimmer stellen. Da können sie dann ihre Handys aufladen und dann im Kerzenschein Gedichte lesen.“

Das empfanden die klimabewegten Jugendlichen natürlich als schwerwiegende Beleidigung. Wo soll ein Denken, wie das von Dieter Nuhr, denn bittschön auch hinführen. Als nächstes will man der „Generation Instagram“ dann wahrscheinlich auch noch die vielen Flugreisen oder die Klassenfahrten mit dem Kreuzfahrtschiff verbieten, die sie sich doch nun wirklich so redlich verdient hat, nachdem sie sich den Rest des Jahres so sehr für die Senkung der globalen Temperatur abgestrampelt hat. Vermutlich fühlte sich die Greta-Jugend auch ein wenig verraten von dem alten weißen Mann in der ARD-Show. Waren die Jungs und vor allem Mädels von den Protagonisten des Staatsfunks doch bisher eigentlich nur allgemeines Schulterklopfen gewohnt.

Empörung in der Filterblase

Aber nicht nur die jugendlichen Aktivisten waren erbost über die unverblümte Kritik an ihrer Bewegung. Auch viele Ältere, die von den FFF-Kids in einen fast schon lolitaesken Bann gezogen worden zu sein schienen, fühlten sich vor den Kopf gestoßen. In einem der meistzitierten Tweets zur Sendung schreibt ein gewisser Michael Flammer: „Wie geschmacklos ist das denn bitte, Herr Dieter Nuhr? Es tut mir fast körperlich weh, daß ich mit meinen Gebühren Ihre Show mitfinanzieren muß. So viel Stimmung, wie Sie gegen Fridays For Future machen, ist aus meiner Sicht keine Satire mehr. Das ist reine Meinung.“

Natürlich war Satire in Wahrheit schon immer mindestens so sehr Meinung wie es heute die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF sind. Daran zu stören scheint man sich in der Flammers-Filterblase aber offenbar nur dann, wenn diese Meinung nicht linksgrün ist und damit der des Mainstreams widerspricht.

Auch vielen anderen Tweets ist anzumerken, daß ihre Verfasser sich in der schnelllebigen Zeit des Internets nicht mehr mit eigenen Gedanken aufhalten. Eine „Waffelsine“ empört sich: „Dieser Nuhr ist der personifizierte weiße Mann, der sich von Kindern angegriffen fühlt und nur mit Gehässigkeit und beleidigendem Zynismus antworten kann.“

Graue Entlein wirken wie erhabene Seeadler

Wie schon der Jubel der deutschen Konservativen über die Aufmüpfigkeit von Sebastian Kurz gegenüber dem ZDF-Nachrichtenmann Claus Kleber, zeigt auch die erneute Aufregung aus dem linksgrünen Spektrum, welchen Grad der Gleichförmigkeit und der allgemeinen Angepaßtheit die deutsche Gesellschaft mittlerweile erreicht hat.

Sind doch sowohl Kurz als auch Nuhr alles andere als klassische Rebellentypen. Beide sind in ihrem Leben wohl häufiger mit dem Strom als gegen ihn geschwommen. Inzwischen scheint der Fluß der Gedanken aber so wellenarm und seicht geworden zu sein, daß auch die grausten Entlein wie erhabene Seeadler wirken, die anmutig aus der geistigen Tiefebene der Meinungseinfalt emporsteigen, und das allein dadurch, daß sie sich den Schnabel nicht ganz so sehr verbieten und verbiegen lassen wie all die anderen Vögel des Mainstream-Schwarms.

Comedian Dieter Nuhr Foto: picture alliance/APA/picturedesk.com
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