Na also, es geht doch. Den Drogenumschlagplatz Görlitzer Park mitten in Berlin kann die Polizei säubern. Allerdings nur, um dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer einen Türken zu bauen – oder Potemkinsche Dörfer vorzugaukeln. Das berichten die beiden Springer-Boulevardblätter Bild und BZ.
„Berlin versteckt seine Dealer vor Politiker Besuch“, titelt die BZ auf ihrer Seite 1. „Eine Stunde bevor Tübingens Läster-OB Boris Palmer kam, räumte die Polizei den Görlitzer Park auf“, lautete die Vorzeile.
Was ist da denn genau passiert? Boris Palmers scharfe Zunge ist spätestens seit den Schlichtungsgesprächen zu Stuttgart 21 (Ende Oktober bis Ende November 2010) nicht nur dem Bahnvorstand, sondern auch einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Darüber hinaus äußert er sich seit Jahren als Oberbürgermeister der baden-württembergischen Universitätsstadt kritisch zur Flüchtlings- und Migrationspolitik seiner eigenen Partei und der der Bundesregierung.
Dem zeigen wir es
Nun folgte er einer Einladung des Berliner CDU-Fraktionschefs Burkhard Dregger, nachdem der gebürtige Schwabe Palmer gelästert hatte: Reise er nach Berlin, verlasse er „den funktionierenden Teil Deutschlands“. Dies wohl in Anlehnung an die Warnschilder aus dem kalten Krieg: „YOU ARE LEAVING THE AMERICAN SECTOR“ am Checkpoint Charly. Da dachte sich die Berliner rot-rot-grüne Regierung vielleicht: Dem zeigen wir es. Schwäbische Kehrwoche können wir auch.
Zugegeben, in der Hauptstadt nimmt seit Jahren niemand mehr die „Kutterschaufel und den Kehrwisch“ in die Hand! Weder in Moabit, dem Wedding und sicher nicht im linken und bunten Kreuzberg, dem Stadtteil, zu dem der berüchtigte, weil hochgefährliche Görlipark gehört. Aber die Polizisten sollten auch nicht nachhaltig die „Dräggbolla“ wegputzen, sondern nur für einen überschaubaren zeitlichen Rahmen Dealer und Junkies verstecken.
Und so kam es, daß Palmer dann auch auf seiner Facebook-Seite über seinem Spaziergang im Görlitzer Park schrieb: „Drogendealer habe ich keine gesehen, aber sehr viel Polizei …“.