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Streit in Mannheim: Der Mohr soll weg

Streit in Mannheim: Der Mohr soll weg

Streit in Mannheim: Der Mohr soll weg

Sarotti
Sarotti
Der Sarotti-Mohr in einem Schokoladenmuseum in Köln Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress
Streit in Mannheim
 

Der Mohr soll weg

In Mannheim tobt ein Streit um den Sarotti-Mohr, der dort eine der wichtigsten Kultureinrichtungen der Stadt ziert. Antirassistischen Toleranzaposteln ist die Figur ein Dorn im Auge. Der Chef der Veranstaltungsstätte wehrt sich mit stumpfen Waffen. <>Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.<>
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In Mannheim tobt seit Monaten ein Streit um die politische Korrektheit. Stein des Anstoßes ist ein alter Bekannter: Der Sarotti-Mohr. Dieser war einst die bei Generationen von Kindern beliebte Werbefigur eines Schokoladenherstellers, bevor ihn ein goldener „Sarotti Magier“ Anfang des neuen Jahrtausends im Namen der Toleranz vielerorts einfach weggezaubert hat. Nicht so in Mannheim. Hier ziert der Mohr noch immer eine der wichtigsten Kultureinrichtungen der Stadt.

Genauer gesagt: das „Capitol“. Die Spielstätte, die in den zwanziger Jahren als Lichtspielhaus errichtet wurde und später mit dem Aufkommen der Konkurrenz durch die großen Kinopaläste zum Veranstaltungsort für Konzerte und andere Bühnendarbietungen mutierte, ist in der gesamten Region bekannt und beliebt. Lange störte sich auch niemand an dem offiziell längst zu „Tante Tilly“ und „Herrn Angelo“ ins frauengoldene Werbe-Nirvana verbannten Schokoladenmarken-Mohren.

In den Fängen der antirassistischen Bluthunde

Bis zum vergangenen Jahr. Da gab es in der Stadt erstmals größeren öffentlichen Unmut über die vermeintlich rassistische Darstellung. Auslöser der Debatte war ausgerechnet eine Veranstaltung zum Thema Alltagsrassismus, bei der Teilnehmer die Dekoration im Foyer beanstandeten.

In der Folge haben die Betreiber des Capitols monatelang mit den Kritikern diskutiert. Unter anderem bei den, wie es heißt, sechs Veranstaltungen zum Thema „Kein Platz für Rassismus“ mit rund 700 Teilnehmern. Am Ende haben die Verantwortlichen entschieden: Die Figur bleibt. Allerdings sollte „ihre Haltung verändert“ werden. „Sie soll zum Symbol für unseren Wunsch werden, mit unseren Gästen dauerhaft im Gespräch zu bleiben,“ teilten die Betreiber mit. „Eine Irritation des Betrachters“ sei „gewünscht und beabsichtigt“ und solle „den Dialog anregen.“

Man merkt es der Reaktion und der Sprache der Veranstalter an: Sie bewegen sich normalerweise selbst in dem Milieu, von dem sie neuerdings als Rassisten abgestempelt werden. Sie hätten also eigentlich auch wissen müssen, daß ihnen all die Beschwichtigungsversuche und Signale zur Dialogbereitschaft am Ende nichts nützen werden. Wenn die antirassistischen Bluthunde erst einmal Lunte gerochen haben, wollen sie nur in den seltensten Fällen reden, geschweige denn zuhören.

Kritik wie ein Befehl

Auch die beinahe buddhistische Gelassenheit der Capitol-Betreiber konnte die regionalen Social-Justice-Krieger nicht lange besänftigen. Eine Initiative verfaßte nun einen offenen Brief  an das Kulturzentrum, der einige Sprengkraft in sich birgt. Die Verfasser bleiben hart und fordern weiterhin: Der Mohr muß weg!

Zudem rufen sie die Geschäftsführung und die Stadtspitze dazu auf, „Verantwortung für kolonialrassistische Präsenz in der Öffentlichkeit“ zu übernehmen. Wenn die politisch korrekten Kultur-Taliban ein Pulverfaß aufmachen, kann man wirklich immer davon ausgehen, daß es ein ganz großes ist.

Hauptunterzeichner des Schreibens sind: Tahir Della von der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“, Dr. Halua Pinto de Magalhães von der Universität Heidelberg sowie Dr. Onur Suzan Nobrega, Soziologin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Den Beschluß, den „Sarotti-Mohr“ hängen zu lassen, bezeichnen die Initiatoren, als „fehlerhafte Entscheidung“, die es „rückgängig zu machen“ gelte. Kritik formuliert wie ein Befehl. Auch daran erkennt man die linken Meinungsdiktatoren und jene, die es gerne werden wollen.

Kampf gegen die Rassismus-Keule

Dem Geschäftsführer des Capitols, Thorsten Riehle, werfen sie vor, die Kritik von Experten und Aktivisten ignoriert und sich nicht deutlich genug gegen Rassismus positioniert zu haben. Neben einer Reihe von Organisationen und Privatpersonen aus der Region listete der Brief übrigens auch die Linkspartei-Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut als Unterzeichnerin auf. Die hat ihre vermeintliche Unterschrift allerdings mittlerweile zurückgezogen und gab an, nicht zu wissen, warum sie als Mitzeichnerin aufgeführt wurde.

Riehle selbst scheint immer noch nicht so ganz verstanden zu haben wie der Hase läuft. Fast schon verzweifelt weist der Capitol-Chef darauf hin, die Verantwortlichen hätten mit zahlreichen Menschen gesprochen, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft selbst unmittelbar von Rassismus betroffen seien.

Eine Mehrheit von ihnen habe sich, so sagt er, dafür ausgesprochen, den Sarotti-Mohren hängen zu lassen. Es sei ihm ein Bedürfnis, festzuhalten, daß „wir ein gemeinsames Ziel haben, nämlich Rassismus und Diskriminierung aufzudecken und für eine offene und tolerante Gesellschaft zu kämpfen“. Erst einmal wird er mit seinen toleranten Freunden aber wohl gegen die Rassismus-Keule kämpfen müssen.

Der Sarotti-Mohr in einem Schokoladenmuseum in Köln Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress
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