Glaubt man der Bild-Zeitung, hat sich US-Präsident Donald Trump durch sein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ins Abseits geschossen. Putin habe Trump „völlig in die Tasche gesteckt“, zitiert das Blatt den ehemaligen CIA-Chef John Brennan.
Auch der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses und Trump-Verbündete, Newt Gingrich, rügte Trump für seine Kommentare über angeblich mangelnde Beweise der US-Geheimdienste zur möglichen Manipulation der US-Präsidentschaftswahl 2016 durch Moskau. Der Präsident müsse „seine Bemerkungen in Helsinki zu unserem Geheimdienstsystem und Putin klarstellen“. Es handele sich um „den schwersten Fehler seiner Präsidentschaft“, der korrigiert werden müsse.
Neokonservative leben gedanklich noch im Kalten Krieg
Selbst der schwerkranke frühere Präsidentschaftskandidat und leidenschaftliche Kriegstreiber John McCain meldete sich zu Wort. Die Pressekonferenz von Trump und Putin in Helsinki sei „eine der schändlichsten Auftritte eines amerikanischen Präsidenten in der Geschichte“.
Die Demokraten schimpften fast einhellig über die Begegnung. In den Köpfen vieler Demokraten-Politiker hat die Partei mit dem Esel im Logo die Präsidentschaftswahlen nicht etwa deswegen verloren, weil Hillary Clinton bei vielen Amerikanern als abgehoben wahrgenommen wurde, sondern weil Putins Hacker das Ding für Trump gedreht haben. Die Ergüsse der amerikanischen Medien waren in der Sache überwiegend identisch mit den Einlassungen vieler Demokraten.
Die Reaktionen beweisen nur eines: Es ist leichter, Neokonservative aus dem Kalten Krieg herauszuholen als den Kalten Krieg aus den Köpfen des neokonservativen Establishments. Denn das tatsächliche Bild der Reaktionen auf das historische Treffen stellt sich um ein vielfaches differenzierter dar, als es uns die Trump-Basher aus der Axel-Springer-Zentrale glaubhaft machen wollen.
Trump sagte Reaktion der Medien vorher
Lob für das Treffen kam unter anderem von Senator Rand Paul aus Kentucky. Es sei wichtig gewesen, Kommunikationskanäle zu öffnen, um mögliche kriegerische Auseinandersetzungen in der Zukunft zu vermeiden. Der republikanische Kongreßabgeordnete Thomas Massie pries die „Wichtigkeit des Dialogs“.
Präsident Trump habe sich zurecht mit Putin getroffen, um „Frieden und Handel voranzutreiben“. Auch die beiden kalifornischen Kongreßabgeordneten Dana Rohrabacher und Darrell Issa schlugen sich auf die Seite Trumps. Es sei „angemessen“, daß der Präsident Zweifel an der offiziellen Version der US-Geheimdienste ausgesprochen habe, sagte Issa dem Sender CNN. „Wir müssen mit ihnen arbeiten.“ Rohrabacher zufolge mischten sich die USA weitaus stärker in russische Wahlen ein als umgekehrt.
Die Reaktion der Medien sagte Trump bereits vor dem Treffen akkurat vorher. „Egal, welch gute Leistung ich bei dem Gipfel abliefern werde und selbst wenn ich die großartige Stadt Moskau als Entschädigung für all die von Rußland über die Jahre begangenen Sünden als Wiedergutmachung bekäme, würde ich trotzdem kritisiert werden, dies sei nicht gut genug.“ Nichts ist eben so berechenbar wie die glühende Abneigung der Medienschaffenden auf Trump – diesseits und jenseits des Atlantiks.