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Katholische Kirche: Der Klarheit verpflichtet

Katholische Kirche: Der Klarheit verpflichtet

Katholische Kirche: Der Klarheit verpflichtet

Eucharistie
Eucharistie
Eucharistie in einer Kirche in Frankfreich Foto: picture alliance / robertharding
Katholische Kirche
 

Der Klarheit verpflichtet

Sieben katholische Bischöfe um Kardinal Woelki haben sich in einem Brief an Rom gewandt, um eine, wenn nicht sogar die zentrale Frage des katholischen Glaubens zu klären. Die nun aufkommende Kritik an ihnen ist unberechtigt, denn sie wissen sehr wohl, was sie tun. Ein Kommentar von Martin Lohmann.
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Streit, Zerstrittenheit, Zerwürfnis? Unschön für die Ökumene? Der Brief, mit dem sich unter der Führung des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki einige Bischöfe an Rom gewandt haben, um sich in einer sehr wichtigen Frage des Glaubens Klarheit zu holen, hat heftige Reaktionen ausgelöst.

Dafür verantwortlich ist in erster Linie Reinhard Kardinal Marx, der sich offensichtlich darüber ärgert, zuvor nicht eingebunden oder gar als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz um Erlaubnis gefragt worden zu sein – und rasch eine entsprechende Antwort an seine sieben bischöflichen Mitbrüder verfaßte, die er allen Mitgliedern der Bischofskonferenz schickte und so faktisch öffentlich machte.

Nun wird heftig diskutiert, von Experten und solchen, die es nachweislich nicht sind. Eine gewisse Verwirrung ist entstanden, weil alles miteinander vermischt wird, also das, worum es eigentlich geht mit dem, worum es eigentlich nicht geht. Letztlich beweist die streithafte Diskussion, die durch das Öffentlichmachen ausgelöst wurde, die Wichtigkeit des Briefes, mit dem der Kölner Kardinal und die Bischöfe Ludwig Schick (Bamberg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Wolfgang Ipolt (Görlitz), Konrad Zdarsa (Augsburg), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) Licht in eine mehr als „nur“ ökumenische Frage bringen wollen.

Katholisches Glaubensverständnis

Worum geht es? Es geht um den Kern des katholischen Glaubens. Um nicht mehr und nicht weniger. Und das ist die heilige Eucharistie, also das Allerheiligste. Das Sakrament des Altares, das sich in der Kommunion empfangen läßt, orientiert sich nicht nur am Allerheiligsten, also am Gottessohn Jesus Christus. Nach katholischem Glaubensverständnis wird in der gültigen Wandlung durch den geweihten Priester, der in persona Christi handelt, also durch Christus selbst, aus Brot und Wein der Leib und das Blut des Gottessohnes.

Das allerheiligste Sakrament der Eucharistie, die – mit Ausnahme des Gründonnerstages, an dem die Einsetzung dieser Wahrheit gefeiert wird – in der katholischen Kirche kein Abendmahl ist, sondern eben die Eucharistiefeier, ist also weit mehr als ein Symbol. Sie ist im Glauben bekannte reale Wirklichkeit. Wer das glaubt und beim Empfang bekennt, wer also durch sein „Amen“ – „so ist es“ – den Leib Christi gereicht bekommt und annimmt, bezeugt den katholischen Glauben – und ist faktisch katholisch.

Und weil es nach katholischem Verständnis nichts Höheres geben kann, als Gott selbst ganz real und wirklich zu empfangen, will die Logik es, daß man dieses Sakrament nicht instrumentalisieren oder einem anderen „Ziel“ unterordnen kann und darf. Das Sakrament der Einheit derer, die im Bekenntnis die Realexistenz erkennen, ist der Kern des Katholischen.

Es geht um das Allerheiligste

So gesehen verkennen Vorwürfe wie die des ZdK-Präsidenten Thomas Sternberg, der den Brief der sieben Bischöfe als „unschön für die Ökumene“ zu bezeichnen meinte, den Kern des eigentlichen Anliegens. Denn Bischöfe sind Glaubenshüter, haben die Pflicht, die Klarheit des Glaubens zu wahren und als Hirten die Gläubigen in der Wahrheit des Glaubens zu stärken.

Genau darum geht es Woelki und seinen Kollegen. Sie wollen wissen, ob ein mehrheitlich getroffener Beschluß der Bischofskonferenz, unter bestimmten Bedingungen evangelischen Christen, die per definitionem eben nicht an die Realpräsenz Christi im Sakrament der Kommunion glauben und möglicherweise „nur“ eine starke Symbolik erkennen können, die heilige Kommunion gereicht werden kann.

Dabei wird deutlich, daß es eben um das Allerheiligste, um den Allerheiligsten selbst geht, der nicht als Mittel zum Zweck einer glaubensgestuften Ökumene gemacht werden kann, sondern die Ökumene der an die Realexistenz Glaubenden und sich dazu Bekennenden fördert und sichtbar macht.

Es gilt das Wort Jesu

Insofern ist es nur konsequent und richtig, wenn sich Kardinal Woelki und die anderen katholischen Hirten sorgenvoll an Rom wenden und um Klärung bitten. Auch wenn es auf der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Ingolstadt zu einem Mehrheitsbeschluß im Sinne des Konferenzvorsitzenden Marx, der aus seiner engen persönlichen und ökumenischen Freundschaft mit dem evangelischen Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm keinen Hehl macht, gekommen ist, gilt doch nach wie vor theologisch: Mehrheit ersetzt keine Wahrheit, und Wahrheit ist nicht von Mehrheiten abhängig.

Nachweislich hatte auch der ans Kreuz Geschlagene und Auferstandene keine Mehrheiten hinter sich. Und doch gilt sein Wort: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Es geht also letztlich um die Frage: Was ist Eucharistie? Was ist Kommunion? Darüber wird jetzt debattiert. Und das ist gut so. Gut ist auch, daß nunmehr die Rolle der Bischofskonferenz in den Fokus rückt, zumal immer wieder zu hören und lesen ist, daß deren Vorsitzender, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, einen durchaus selbstbewußten Führungsstil pflege, den manche als barock und selbstherrlich empfinden.

Theologisches Nullum

Doch auch darum geht es nicht wirklich. Auch wenn im Bewußtsein der Öffentlichkeit durch manche Selbstdarstellung und mit Hilfe etlicher Medien in den vergangenen Jahren der Eindruck entstanden ist, die Konferenz sei ein Obergremium für die Bischöfe und deren Chef eine Art deutscher Papst.

Weit gefehlt. In der katholischen Hierarchie der Kirche hat die Konferenz, die laut Kirchenrecht nichts weiter ist als ein informeller Zusammenschluß, keinen Platz. Sie ist streng genommen ein theologisches Nullum. Die Bischöfe hingegen sind als Leiter ihres Bistums unmittelbar dem Papst verpflichtet.

Es ist also korrekt, wenn sie sich – auch nach unverbindlichen Mehrheitsbeschlüssen eines informellen Gremiums zum Austausch ihrer Erfahrungen – in einer den Kern des katholischen Glaubens und der Kirche berührenden Frage nach Rom wenden und hoffen, im Sinne dieses Glaubens und der Kirche eine helfende und klärende Antwort zu bekommen. Rainer Woelki und die anderen Aufrechten mit ihrem „umstrittenen“ Brief, tun etwas Unstreitbares: Sie nehmen ihre unmittelbare Verantwortung wahr.

Bischöfe müssen sich an Jesus Lehre orientieren

Es ist schlichtweg irreführend und unangemessen, wenn jetzt in Kommentaren von einem „Brandbrief“ und von „Unschönem“ für die Ökumene geredet und gewertet wird. Auch Hinweise auf vermeintliche Mehrheiten in Konferenzen gehen am Eigentlichen großspurig vorbei.

Jeder, der seinen katholischen Glauben ernst nimmt, erst recht aber jeder Bischof, ist gefordert, sich an Jesus Christus und seiner Lehre zu orientieren. Und selbst für Kardinäle und Päpste gilt, daß die heilige Eucharistie und damit die Spendung der Kommunion nicht ihnen selbst gehört, sie also darüber nicht „mehrheitlich“ verfügen können.

Dieses Sakrament kann und darf keinem anderen Ziel untergeordnet werden. Das Sakrament, wenn man es denn begreift, kann nicht beliebig „geöffnet“ werden. Das Allerheiligste ist, weil es der Allerheiligste ist, das Ziel. Das Non-Plus-Ultra.

Deshalb kann das „Ziel“ eigentlich nur sein, den Glauben an die Realpräsenz Gottes in diesem Sakrament möglichst vielen Menschen zu öffnen, damit sie den Weg zum vollen Glauben finden – und in „katholischer Einheit“ bekennen können: Es ist kein Symbol, sondern Gott selbst, den ich in der Kommunion empfange. Das nennt man katholisch.

Eucharistie in einer Kirche in Frankfreich Foto: picture alliance / robertharding
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