Die taz hat bekanntlich eher ein kritisches Verhältnis zum Militärischen. Der Bundeswehr tritt das Blatt in der Regel mit wenig Liebe entgegen. Öffentliche Gelöbnisse findet man doof, Soldaten sind Staatsbedienstete, „die sich professionell der Gewalt verschrieben haben“ und wenn es nach der taz ginge, sollte die Bundeswehr auch nicht mehr für sich werben dürfen, zumindest nicht in der Schule.
Anders verhält es sich, wenn die Bundeswehr Nachwuchs per Anzeige sucht. Dann ist sie bei der taz willkommen. Zumindest, wenn sie dafür bezahlt. So wie am vergangenen Montag, als die Bundeswehr in der taz eine Anzeige für ihre neue Cyber-Einheit schaltete. „Wann darf man Hacker hacken? Mach, was wirklich zählt“ stand da auf einer Viertelseite im Inlandsteil der Zeitung zu lesen. Ergänzt um den Link: bundeswehrkarriere.de.
Rund 3.200 Euro ließ sich die Bundeswehr die Anzeige kosten, wie eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT mitteilt. Insgesamt stehen in diesem Jahr 3,75 Millionen Euro für eine Werbekampagne bereit, die die Bundeswehr als IT-Arbeitgeber preist.
„Breites Spektrum an Multiplikatoren“
Neben der taz erschienen und erscheinen auch Anzeigen in der Welt am Sonntag, der Zeit, im Spiegel, in der Süddeutschen Zeitung sowie in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Auf die Nachfrage, welche Zielgruppen das Verteidigungsministerium mit der taz-Anzeige erreichen wolle, antwortet die Sprecherin wortreich nichtssagend: Die ausgewählten Medien bildeten zusammengefaßt eine hohe Reichweite in einer vielfältig interessierten Zielgruppe ab. Es gehe darum, „ein möglichst breites Spektrum an Multiplikatoren zu erreichen und den gesellschaftlichen Diskurs über die Bundeswehr als IT-Arbeitgeber anzuregen“.
An den Geldsegen von der Hardthöhe sollte sich die taz dennoch nicht gewöhnen. Zumindest für das laufende Quartal sind nach derzeitigem Stand keine weiteren Anzeigen in der Zeitung geplant.