Kein Aufenthaltsautomatismus für Flüchtlinge, Rückkehrpflicht nach Wegfallen des Fluchtgrunds zum Wiederaufbau der Heimat, Einwanderungsrecht nur für unbescholtene Integrationswillige, die für sich und ihre Familie selbst sorgen können – da hat FDP-Vorturner Christian Lindner sich wohl kräftig beim AfD-Wahlprogramm bedient. Und das nicht zum ersten Mal.
Konkurrenz belebt eben doch das Geschäft und bringt kurz vor Schluß doch noch etwas Salz in die fade Wahlkampfsuppe. Das paternalistische Manöver der Kanzlerin und der GroKo-Strategen, das Hauptthema Migrationskrise aus dem Parteienstreit herauszuhalten und die Bürger mit Sekundärthemen abzuspeisen, die sie nur peripher interessieren, ist im Endspurt kläglich gescheitert.
Das kann sich die AfD als Erfolg an die Brust heften. Ihre Linie, für die vor allem Spitzenkandidatin Alice Weidel steht, scheint aufzugehen: Die brennenden Fragen beim Namen nennen und die Konkurrenz durch beharrliches Ansprechen zur Stellungnahme zwingen. Lindner war im Zugzwang, denn gerade die von ihm anvisierte Wählerschaft wird von den freiheitlich-rechtsstaatlichen Botschaften der AfD offenbar erfolgreich angesprochen.
Abkupfern von der Konkurrenz
Davon profitiert vor allem die AfD selbst. Denn als Hoffnungsträger ist die wetterwendische FDP nicht überzeugend. So mancher wird ihr noch nicht vergessen haben, wie jämmerlich sie in der ersten schwarz-gelben Bundeskoalition des Jahrhunderts als mit reichlich Vorschußvertrauen ausgestatteter Bannerträger der Steuergerechtigkeit und der ökonomischen Vernunft versagt hat.
Abkupfern von der Konkurrenz auf den letzten Metern ist zudem kein aussichtsreiches Wahlkampfkonzept. Da kann Lindner den baden-württembergischen SPD-Veteranen Dieter Spöri fragen, der 1992 mit einer improvisierten Anti-Aussiedler-Kampagne seine zu den Republikanern desertierenden Stammwähler aufhalten wollte und eine historische Bauchlandung erlebte. In der Großen Koalition mit der CDU, die zuvor schon vergeblich der neu in die Arena getretenen Konkurrenz das Asyl-Thema streitig zu machen versucht hatte, geriet die Südwest-SPD danach noch weiter unter die Räder.
Kein Überbietungswettbewerb
Für die AfD heißt das: An der eingeschlagenen Linie festhalten und die eigenen Botschaften unbeirrt weiter aussenden, bis die Ernte eingefahren ist. Nichts wäre falscher, als auf die hektischen Beidrehversuche der anderen jetzt selbst in Nervosität zu verfallen und aus Sorge vor vermeintlichem Profilverlust die Kopierer mit verbalradikalem Auftrumpfen überbieten zu wollen.
Das Programm der AfD geht jetzt schon weiter, als sich Plagiatoren wie Christian Linder jemals wagen werden. Wenn ihre Frontleute weiter klar und deutlich und ohne abschreckende Übertreibungen dafür werben, haben sie um so größere Chancen, es demnächst auch auf der Bühne des Bundestags zu vertreten.