Da liegen sie, die Gedanken, die Tränen, der Schmerz und die Trauer – zusammengekehrt auf einen Haufen – wie Dreck. Die zwei weißen Kreuze sind schon verschwunden. Ebenso wie die beiden Buchsbäume, die früher die kleine ganz inoffizielle, aber eben um so wahrhaftigere Gedenkstätte für die Ermordeten des Breitscheitplatz flankierten.
Wie praktisch, daß die ewigen Lichter neben einen großen Müllcontainer zusammengefegt wurden. Als ob er nur darauf wartet sich das Erinnern an die Toten einzuverleiben.
So sieht heute Erinnerungskultur in Deutschland aus – nicht einmal ein Jahr nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt, bei dem zwölf Menschen ihr Leben verloren und 55 verletzt wurden.
#Berlin #Breitscheidplatz
Erinnerungen an die Opfer des #Terror werden zusammengefegt
So geht 🇩🇪 mit dem Gedenken an die Opfer um. pic.twitter.com/jzhPwGgoQ8— Sabrina & Olaf (@OlafundSabrina) November 22, 2017
Berlins Politik will kein Innehalten
Berlins Verwaltung und Politik wollen, so scheint es, dieses selbstverständliche kurze Innehalten nicht. Diese Stille an dem Ort zu Füßen der Gedächtniskirche. Die Betroffenheit der Umstehenden, die oft nur kurz verweilten, um dann mit ernsten Gesichtern weiterzugehen. Und manchmal war auch Wut zu hören – leise zwar, aber vernehmbar.
Vorbei. Nach vorne schauen. Da stören doch nur diese Kerzen, die beiden Kreuze und die Buchsbäume. Man darf auch das Gefahrenpotential, das von ihnen ausgeht, nicht unterschätzen: Besucher und Passanten des Weihnachtsmarktes könnten über dieses Sammelsurium an Trauer stolpern und sich verletzten. Deshalb ist der Vorweihnachtszauber in diesem Jahr auch hinter tonnenschweren Betonpollern zu genießen.