Woran leidet Hillary Clinton? Ihr Wahlkampfteam spricht von einer Lungenentzündung, aber auch das erst, nachdem die Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei vor ihrem Kleinbus förmlich zusammenbrach. Indizien, daß mit Clintons Gesundheit etwas nicht in Ordnung ist, gibt es seit Monaten. Videos mit spasmischen, krampfartigen Kopfbewegungen und exaltierten Grimassen kursieren im Internet. Ebenso die auffällig häufigen Huster während ihrer Wahlkampfreden.
Doch im Schlamm der Verschwörungstheorien, die den emotional aufgeladenen Wahlkampf begleiten, ist es schwer, bei den auf Youtube hochgeladenen Machwerken Montage, Fälschung und Wahrheit auseinanderzuhalten. Nachdenklich stimmt allerdings, daß es selbst den Clinton-treuesten Medien nicht gelungen ist, die Aufnahmen mit den Ausfallerscheinungen ihrer Kandidatin als Fälschungen zu entlarven.
Land ist gespalten wie lange nicht mehr
Statt dessen werden Videos mit Grimassen und scheinbar erratischen Kopfbewegungen des Angstgegners Donald Trump zusammengeschnitten – wobei man gern zum Hilfsmittel des Zeitraffers greift. Ein allzu durchsichtiges Manöver. Ist also der Husten nun ein Beweis für die angebliche Lungenentzündung oder nur der Anlaß, genau diese Diagnose zu verlautbaren?
Die einen glauben an die Parteiversion, die anderen an Parkinson oder eine andere unheilbare Nerven- oder Hirnkrankheit. Das Land ist gespalten wie lange nicht mehr. Eingefleischte Clinton-Gegner halten sowieso jedes Wort, das Bill oder Hillary über die Lippen kommt, für gelogen. In der Tat sind die politischen Karrieren des Ex-Präsidenten und der Ex-Außenministerin mit Halbwahrheiten, um nicht zu sagen mit halben und ganzen Lügen nur so gepflastert. Die Clinton-Anhänger wissen das natürlich auch.
Belügen als Tugend
Aber genau darin liegt das ganz große politische Talent des von ihnen verehrten Ehepaars: Beide verstehen es, ihre Halbwahrheiten so schön verpackt und so politisch korrekt an den Mann und die Frau zu bringen, daß sich das linksliberale Publikum an der Ostküste und in Kalifornien einfach keine besseren Kandidaten vorstellen kann. Sich und anderen Halbwahrheiten aufzutischen – um nicht zu sagen: sich und andere zu belügen – gilt mittlerweile ohnehin in der westlichen Welt als staatstragende Tugend.
Beispiel Deutschland: Man lebt in biodeutschen Vorstädten, paßt scharf darauf auf, daß die eigenen Kinder auf Schulen mit dem geringstmöglichen Ausländeranteil gehen, doch am abendlichen Eßtisch, erst recht in Gegenwart von Gästen, wird jede Erwähnung der AfD oder der CSU mit indigniertem Augenaufschlag quittiert. Statt der Realität ins Gesicht zu sehen, umschleiert man sie mit den Phrasen der Schönen Neuen Welt: Diversität, Offenheit, Inklusion, Integration, Vielfalt, Toleranz. Wer sich dem verweigert und vielleicht sogar ruft „Der Kaiser ist doch nackt“, wird als Rechter oder Nazi in Acht und Bann getan.
Welt des Scheins
Bei einem LGBT-Dinner vor der New Yorker Schwulenelite (2.400 US-Dollar das Gedeck) hat Hillary Clinton den Sack der Schmähungen kürzlich so richtig aufgemacht: Die Hälfte von Trumps Anhängerschaft bestehe nur aus „Bedauernswerten: Rassisten, Sexisten, Homophoben, Islamophoben, nennt sie, wie ihr wollt“. Und die andere Hälfte? Das sind die Zukurzgekommenen, die Abgehängten, die das Gefühl haben, keiner kümmere sich um sie. In Deutschland sagen die Politiker einfach Pack dazu.
Es ist jedenfalls nicht Clintons Klientel; ihr Kernelektorat sind die Globalisierungsgewinnler, die in den USA den wesentlichen Teil der „Neuen Klasse“, des neuen juste milieu darstellen. Des weiteren stützt sie sich auf die Minderheiten, Schwarze, Schwule und Latinos, die immerhin fast ein Drittel der Wählerschaft stellen und die Donald Trump lange, womöglich zu lange, vor den Kopf gestoßen hat. Hillary Clinton instrumentalisiert sie für ihren Sieg.
Die Panik der Fans angesichts einer möglichen schweren Erkrankung ihrer Kandidatin ist nachvollziehbar. Ihre Welt des Scheins und der Halbwahrheiten würde einen Trump-Sieg nicht überdauern. Was immer auch der schwer einzuschätzende Milliardär aus den USA machen würde, das Ergebnis dürfte ehrlicher aussehen als die moralische Mogelpackung, die Barack Obama und Hillary Clinton ihrem Land verordnen. Die Party geht zu Ende, und nichts fürchten die Eliten auf beiden Seiten des Atlantiks mehr als die Zeit danach.