In etlichen, vor allem linksliberalen Medien wird die normale Ehe, also die von Mann und Frau, gern als Auslauf- oder Lebensmodell von hoffnungslos verbohrten Christen dargestellt. Das ist nur die Wirklichkeit dieser Medienmacher. Die schweigende Mehrheit denkt da anders. Der Mikrozensus, der die soziale Wirklichkeit noch am besten abbildet, sagt: Fast acht von zehn Paaren in Deutschland leben in Ehe, und zwei Drittel aller Ehen halten ein Leben lang. Und die Shell-Jugendstudien bestätigen immer wieder, daß die lebenslange Ehe, die Freundschaft des Lebens, ganz oben auf der Wunschliste der jungen Leute steht.
Aber Wunsch und Wirklichkeit sind nicht so einfach deckungsgleich zu gestalten. Zwar verläuft der Anstieg der nichtehelichen Partnerschaften recht langsam, der Anstieg indes ist real. Auch die hohe Zahl der Scheidungen ist real. Es wäre jedoch verfehlt zu glauben, daß dies zu einer generellen Entwertung der Ehe führte. Im Gegenteil. Diese postmodernen Trends machen die Ehe nur noch attraktiver, weil man bewußter diesen Bund eingeht. Hinzu kommt der drohende und reale Abbau sozialstaatlicher Sicherungssysteme, eine Unsicherheit, die den Wert von Ehe und Familie als privates Sicherungssystem steigert.
Schon vorchristliche Denker betonten den Ehebund
Ehe und Familie schaffen die Voraussetzungen, die der Staat nicht schaffen kann, von denen er aber lebt (Ernst Wolfgang Böckenförde). Zum Beispiel vom Sinn für Solidarität und Verläßlichkeit. Das ist einer der Gründe, warum das Grundgesetz in Artikel 6 Ehe und Familie unter den besonderen Schutz des Staates stellt; weil, so schreibt der Nestor der Familienforschung, Heinz Lampert, die Familie Solidarität in einer Qualität und Effektivität erzeuge, wie man es sonst nirgends in der Gesellschaft findet.
Es sind eben nicht nur Gründe, die auf einer „abendländischen Gesinnung“ fußen. Schon antike, also vorchristliche Denker, haben den Ehebund von allen anderen unterschieden, zum Beispiel Aristoteles, Sokrates, Platon, Xenophanes oder Plutarch. Sie wußten: Die Ehe nutzt der Gemeinschaft und den Ehepartnern.
Stabile Beziehungen senken die Risiken von Armut und Krankheit
Heute sieht man das in Funktion der Sozialsysteme wie Krankenkasse und Rente. Stabile Beziehungen senken die Risiken von Armut und Krankheit und erhöhen die Lebenserwartung und Lebenszufriedenheit. Ehe ist gut für die Gesundheit. Das haben die Verhaltensforscherinnen Linda Waite und Maggie Gallagher von der Universität Chicago schon vor einiger Zeit erforscht. Ihre Studie heißt: „Why married People are Happier, Healthier, and Better Off Financially“.
Konkret heißt es da: „Singledasein kann eines Mannes Leben um bis zu zehn Jahre verkürzen, während das weibliche Nörgeln gut ist für seine Gesundheit“ – übersetzt: Verheiratete Männer lebten gesünder und länger als unverheiratete, verheiratete Frauen aber auch. Ferner: „Scheidung ist schädlich für die Gesundheit vor allem der Frau. (…) Schlagen ist wesentlich verbreiteter bei Paaren ohne Trauschein.“ Oder: „Die Ehe kann sich auch erholen – fünf Jahre, nachdem Paare eine Scheidung erwogen hatten, finden die meisten sich wieder im Glück“. Und generell in der Zusammenfassung: „Laut Statistik leben Verheiratete länger, sind gesünder, wohlhabender und glücklicher, haben öfter Sex und schaffen eine gesündere, glücklichere Umwelt, in der Kinder aufwachsen können.“
Es ist die Ehe zwischen Frau und Mann, die die Zukunft des Gemeinwesens sichert
Das sind nun keine Ergebnisse von Ehe-Fans. Auch Wissenschaftler von der britischen Warwick-Universität kamen bei einer Langzeitstudie zu diesem Schluß. Demnach weisen verheiratete Männer ein um neun Prozent geringeres Sterberisiko auf als Singles. Bei Frauen sind es immerhin noch drei Prozent. Geradezu sprunghaft steigt das Gesundheitsrisiko bei Geschiedenen. Diese sogenannten „positiven externen Effekte“ sind empirisch in zahlreichen Studien nachgewiesen, weshalb Fachleute bei der Ehe auch von einem „kulturellen Kapital“ sprechen. Dieses Kapital ist auch gesellschaftspolitisch bedeutsam. Es stärkt die Sozialsysteme und die Wirtschaft – weil es enorme Kosten spart und die Wirtschaft beflügelt.
Der für die Zukunft des Gemeinwesens bedeutsamste „externe Effekt“ der Ehe sind Kinder: Mehr als 85 Prozent der (dauerhaft) verheirateten Paare haben Kinder. Dagegen haben nur etwa 20 Prozent der nichtehelich Zusammenlebenden Kinder. Es ist die Ehe zwischen Frau und Mann, die durch die Erziehung von Kindern die Zukunft des Gemeinwesens sichert. 90 Prozent der verheirateten Frauen zwischen 40 und 44 Jahren haben Kinder, und drei von vier Kindern leben heute bei ihren beiden leiblichen und verheirateten Eltern. Das sind mehr als zehn Millionen Kinder.
Die Ehe ist eine Lebensversicherung besonderer Art
In sogenannten Regenbogenfamilien (gleichgeschlechtliche Paare) sind es keine 10.000. Es ist eben nicht das Recht, das den Homo-Ehen Kinder versagt, sondern die Natur. Und diese Natur findet ihren Rahmen der Verläßlichkeit vor allem in der Ehe. Wenn man ihr die Zeit dazu läßt. Denn personale Beziehung braucht Zeit. Das gilt für das Kleinkind, für Alte und für Erwachsene. An der Wall Street und im Silicon Valley, wo, wie Edward Luttwak sagt, der Turbokapitalismus wütet und die Zeit der Menschen absorbiere, beträgt die Scheidungsrate an die hundert Prozent – dort wird die Zeit vom Job verschluckt.
Vor diesem Hintergrund kann man sich nur wundern, wie fahrlässig selbst christdemokratische Politiker die normale Ehe zerreden. In Zeiten instabiler Renten und anderer Risiken aufgrund der demographischen Entwicklung ist die Ehe eine Lebensversicherung besonderer Art, für die Ehepartner und den Staat. Es ist die Freundschaft des Lebens. Diese Freundschaft zu fördern statt auszuhöhlen wäre politisch eigentlich das Gebot der Stunde.
JF 33/15