Das hätte der SPD so gepaßt: Den CSU-Innenminister wegen Geheimnisverrats hinhängen und zur Ablenkung über die Klinge springen lassen, und dann Schwamm drüber über die Kinderporno-Affäre um ihren Vorzeige-Politiker Sebastian Edathy. Gestern noch haben die Genossen ihn genutzt, um den Deutschen bei jeder Gelegenheit mit dem ganz langen „Rassismus“-Zeigefinger die Leviten zu lesen, heute wollen sie ihn gar nicht mehr so richtig gekannt haben.
Damit die Rechnung aufgeht, hätten freilich alle mitspielen und dichthalten müssen in der entscheidenden Frage: Wer hat denn nun dem seit Monaten in Nordafrika untergetauchten Edathy rechtzeitig gesteckt, daß gegen ihn ermittelt und die Luft immer dünner wird? Der Betroffene selbst, der seine tiefe Verstrickung in die Pädophilenszene immer weniger leugnen kann, je mehr Details aus den Ermittlungsakten nach außen dringen, sieht jedenfalls wohl auch keinen Grund mehr, durch Schweigen seinen ehemaligen Partei-„Freunden“ ihr Version der Dinge und damit auch ihre Posten zu retten. Ihn haben sie ja auch fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.
Peinlich für alle Seiten
Angesichts der Versuche Edathys, sich selbst durch die Benennung anderer Mitwisser zu entlasten, verwickeln sich die SPD-Protagonisten zunehmend in Widersprüche. Vor allem bei Fraktionschef Thomas Oppermann und dem SPD-Innenpolitiker Michael Hartmann, durch seine vorangegangene Drogen-Affäre auch sonst nicht gerade ein Muster an Glaubwürdigkeit, bröckelt die Fassade.
Ob sie nun vorher gelogen haben oder jetzt: Besonders für Oppermann wird es eng. Wenn schon der Wink des Innenministers an den Parteivorsitzenden des Koalitionspartners, um diesen vor einer Fehlbesetzung zu warnen, Grund genug zum Rücktritt war, wieviel mehr dann direkte Durchstechereien an den Verdächtigen selbst, durch die allem Anschein nach die Ermittlungen der Justiz tatsächlich behindert wurden?
Wie man es dreht und wendet, der Fall Edathy wird zum Fall SPD – und zum peinlichen Offenbarungseid für die politische Klasse. Wer aus den etablierten Parteizentralen selbstgerecht mit dem Finger auf „Pegida“-Organisator Lutz Bachmann zeigt in der Absicht, mit dem Hinweis auf dessen Vorstrafen gleich die ganze Demonstration zu kriminalisieren, sollte beim nächsten Mal vorher einen Blick auf die Liste der Vorbestraften in den eigenen Reihen werfen. Da findet sich so einiges, von Steuerhinterziehung und Untreue über Drogendelikte, Körperverletzung und fahrlässige Tötung bis zur Unterstützung einer kriminellen Vereinigung. Wer im Glaushaus sitzt…