Anzeige
Anzeige

EU-Spitzenkandidat Jordan Bardella: „Wir kämpfen für die Interessen des Volkes gegenüber den Eliten“

EU-Spitzenkandidat Jordan Bardella: „Wir kämpfen für die Interessen des Volkes gegenüber den Eliten“

EU-Spitzenkandidat Jordan Bardella: „Wir kämpfen für die Interessen des Volkes gegenüber den Eliten“

Jordan Bardella und Marine Le Pen
Jordan Bardella und Marine Le Pen
Jordan Bardella und Marine Le Pen: „Ich verteidige die Souveränität jedes Landes“ Foto: picture alliance / AP Photo
EU-Spitzenkandidat Jordan Bardella
 

„Wir kämpfen für die Interessen des Volkes gegenüber den Eliten“

Der Spitzenkandidat des Rassemblement National ist erst 23 Jahre alt, hat italienische Wurzeln und wuchs in einer Banlieue nördlich von Paris auf. Er bezeichnet sich als „Souvranist“ und will die Europäische Union grundlegend reformieren. Ein Interview mit Jordan Bardella.
Anzeige

Die Familie seiner Mutter wanderte in den Sechzigerjahren nach Frankreich ein, er wuchs in einer Banlieue nördlich von Paris auf, ging auf eine katholische Privatschule und ist eine der großen Nachwuchshoffnungen des Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen. Die Rede ist von Jordan Bardella. Der 23jährige ist Spitzenkandidat für die EU-Parlamentswahl am Sonntag. Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT sprach er über die Ziele des RN und was es bedeutet, „Souvranist“ zu sein.

Herr Bardella, mit 17 Jahren sind Sie dem Front National beigetreten und mit 23 sind Sie nun EU-Spitzenkandidat vom Rassemblement National, wie die Partei heute heißt. Was bringt einen jungen Mann mit Einwanderungshintergrund dazu, sich für eine solche Bewegung zu engagieren?

Bardella: Die Gründe, weshalb ich mich mit 17 Jahren dem Front National angeschlossen habe, sind die gleichen, weshalb ich heute kandidiere. Als junger Mann fühle ich mich verpflichtet, mich für meine Generation einzusetzen. Dafür halte ich eine stärkere Beteiligung der Jugend und der ganzen Bevölkerung an der Politik für notwendig. Der Rassemblement National ist eine souveränistische Partei, die für die Interessen des Volkes gegenüber den Eliten kämpft, ich sehe sie als Mittel für eine tiefergehende politische Beteiligung der Franzosen. Deswegen wird sie auch von vielen jungen Menschen gewählt. Viele haben heute den Eindruck, nicht über die eigene Zukunft bestimmen zu können.

Sie wissen aber doch, daß das Europaparlament eine sehr kleine Macht gegenüber der Kommision hat. Denken Sie wirklich, daß Sie in Brüssel etwas konkretes gegen die “Eliten” machen können?

Bardella: Sehen Sie, wir erleben heute eine einzigartige historische Möglichkeit: Zum ersten Mal können wir Souvranisten eine Mehrheit im Europaparlament erreichen. Das wird ein starkes Zeichen der Völker gegen die Technokraten sein, was diese nicht ignorieren können. Mit einer parlamentarischen Mehrheit werden wir uns für eine Verstärkung des Parlaments engagieren, das heißt, eine Schwächerung der Rolle der Kommission. Falls die Technokraten das ignorieren, würden die Völker einen weiteren Beweis bekommen, daß es in Europa einen Mangel an Demokratie gibt. Wenn die Technokraten das Vertrauen der Völker nicht komplett verlieren wollen, sollten sie es nicht zu weit übertreiben mit neuen Reformern.

Das Programm des Rassemblement National enthält auch Reformen. Was wären die ersten drei Maßnahmen, die Sie in Brüssel anstoßen würden?

Bardella: Zuerst ist eine Verstärkung der Rolle des EU-Parlaments gegenüber der Kommission notwendig. Dann ist die Rückkehr einiger Kompetenzen zu den Nationalstaaten wichtig, die selber ihre Grenzen, ihre Wirtschaft und ihr Budget kontrollieren sollten. Das bedeutet auch eine Wiederkehr der nationalen Grenzen, solange die EU nicht in der Lage ist, die Außengrenzen Europas zu verteidigen. Es wurde mehrfach gezeigt, daß die Freizügigkeit heute auch die Freizügigkeit für Verbrecher und Terroristen bedeutet. Dann würden wir uns gegen einige europäische Freihandelsabkommen wehren, um die Produktion unserer Landwirte und unserer Züchter zu schützen. Wir brauchen einen wirtschaftlichen Patriotismus und einen intelligenten Protektionismus.

Sie sagen, Sie seien gegen die Masseneinwanderung nach Europa. Sie wissen aber, daß der Großteil der Einwanderer aus und über Libyen kommt, das 2011 von der damaligen französichen Regierung, den USA und Großbritannien angegriffen wurde. Wie bewerten Sie die damalige Entscheidung, den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddaffi zu stürzen?

Bardella: Als französischer Souvranist verteidige ich die Souveränität jedes Landes, also das Recht jedes Volkes, die eigene Zukunft zu bestimmen. Daher halte ich die Außenpolitik von Nicolas Sarkozy und Françoise Hollande als katastrophal. Sie haben sich als globale Polizisten benommen, was nur den Terrorismus verstärkt und die Masseneinwanderung gefördert hat. Die Konsequenzen davon werden von den europäischen Völkern bezahlt, von den Franzosen auch. Wenn wir heute also die Franzosen verteidigen wollen, sollten wir so schnell wie möglich die Masseneinwanderung stoppen, wie das Matteo Salvini in Italien gemacht hat. Unser Volk hat das Recht, weiter in der eigenen Heimat leben zu dürfen und nicht in einem überfremdeten Land.

Sie unterstützen die Einwanderungspolitik von Matteo Salvini und trotzdem lobt ihre Partei die Entscheidung der französichen Regierung, die Grenzen zu Italien zu schließen, was Rom allein läßt in der Asylkriese.

Bardella: Ich verstehe, daß die Schließung der Grenzen allein nicht reicht. Wenn wir die Einwanderungszahlen anschauen, sehen wir, daß 80 bis 90 Prozent der Asylsuchenden aus wirtschaftlichen Gründen nach Frankreich kommen. Es ist also dringend notwendig, die Asylindustrie zu bekämpfen, die für viele Wirtschaftsmigranten Frankreich attraktiv macht. Masseneinwanderung ist nicht nur für unsere Sicherheit gefährlich, sondern auch für unsere Wirtschaft, da die Einwanderer niedrige Löhne akzeptieren und dadurch zu einem unfairen Wettbewerb beitragen.

Die Souvranisten seien für die Unabhängigkeit jedes Volkes, heißt es. Wie bewerten Sie also die Kontrolle, die Frankreich auf viele afrikanische Völker über die Währung der westafrikanischen Wirtschaftsunion, den CFA-Franc, ausübt?

Bardella: Man sollte zunächst erkennen, daß die Staaten mit dem CFA-Franc selber große Probleme haben. Es könnte also gefährlich sein, sie allein zu lassen. Trotzdem ist es richtig, diesen Völkern das Recht zu geben, allein die eigene Zukunft bestimmen zu können. Europa könnte ihnen zum Beispiel beim Aufbau der Infrastruktur helfen.

Voriges Jahr hat sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Aachen getroffen. Wie bewerten Sie das Ergebnis dieses Treffens?

Bardella: Dieses Treffen zeigt den Willen der deutschen und der französichen Regierung, eine führende Rolle in Europa zu spielen. Ich frage mich, wie das mit der Positionierung von Annegret Kramp-Karrenbauer vereinbar ist. Kramp-Karrenbauer hat sich gegen einen europäischen Bundesstaat ausgesprochen und ist für ein Europa der Nationen offen. Persönlich bin ich aber sehr skeptisch bei dieser Zusammenarbeit, weil ich nicht sehe, wie man dadurch die französichen Interessen verteidigen kann. Merkel will zum Beispiel europäische Sitze im Uno-Sicherheitsrat, was sicher nicht im Interesse Frankreichs ist.

Jordan Bardella und Marine Le Pen: „Ich verteidige die Souveränität jedes Landes“ Foto: picture alliance / AP Photo
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag