Um die Frage, wer anstelle des zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählten Horst Seehofer neuer Bundeslandwirtschaftsminister wird, machte man in Berlin Anfang der Woche ein großes Geheimnis; doch wenn es um mögliche Anwärter ging, fiel sein Name zuerst: Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg. Dabei ist der erst 36jährige CSU-Bundestagsabgeordnete ressortfremd, er bekleidet — trotz seiner Jugend — die Funktion des Obmanns der Fraktion im Auswärtigen Ausschuß. Interessant ist der Oberfranke allerdings aus ganz anderen Gründen: Während sich der größte Teil der Union längst mehr oder weniger mit der Linkspartei arrangiert hat, machte zu Guttenberg die mannigfaltigen Kontakte der Partei zu ausländischen Terrorgruppen publik und forderte — zuletzt in einem Zeitungsinterview im August —, ihre Beobachtung durch die Verfassungsschutzämter „möglichst wieder flächendeckend durchzuführen“. Anders als viele Medien und viele seiner Parteifreunde läßt es den Vorsitzenden des CSU-Bezirksverbandes Oberfranken nicht kalt, daß namhafte Abgeordnete der Linken Kontakt etwa zur kurdischen PKK unterhalten oder sich via Internet mit Kommandanten der kolumbianischen FARC-Guerilla austauschen. Für Guttenberg offenbart sich darin „das völlig ungeklärte Verhältnis von Teilen dieser Partei zu politisch motivierter Gewalt und Terrorismus“. Der promovierte Jurist beklagt vor allem, daß die Öffentlichkeit die Augen vor dem Linkextremismus verschließt, der trotz aller Verschleierungen letztlich die „Systemüberwindung“ anstrebe. Für seinen antitotalitären Ansatz findet Karl-Theodor zu Guttenberg Vorbilder in seiner eigenen Familie: Sein Urgroßonkel Karl-Ludwig, Gründer der Arbeitsstelle für konservatives Schrifttum, kämpfte als Herausgeber der Weißen Blätter gegen den Nationalsozialismus und gehörte zum Widerstandskreis um Stauffenberg, mit dem er verschwägert war; er wurde im April 1945 in Gestapo-Haft ermordet. Und Guttenbergs Großvater, CSU-Bundestagsabgeordneter von 1957 bis 1972, war einer der entschiedensten Gegner jeglicher „Annäherung“ an die DDR und stimmte folglich 1972 anders als die Mehrheit seiner sich enthaltenden Fraktion gegen die Ostverträge. So nimmt es nicht wunder, wenn die SED-Fortsetzungspartei seinen Enkel jüngst als Sprößling eines „Clans von Großgrundbesitzern und Monarchisten“ bezeichnet. Bei seinem „Kampf gegen Links“ bleibt er auf sich gestellt; politisch ist damit kein Blumentopf mehr zu gewinnen, weil — laut einem Diktum des Politikwissenschaftlers Eckhard Jesse — es „nicht mehr sexy ist, gegen Linksextremismus zu sein“. Vielleicht macht aber die Herkunft aus einem traditionsreichen Adelsgeschlecht dagegen immun, sich am Zeitgeist auszurichten. Das unterscheidet den Freiherrn zu Guttenberg wohltuend von vielen anderen Spitzenpolitikern der Unionsparteien.