Alljährlich erinnert der 3. Mai, der internationale Tag der Pressefreiheit, an ein hierzulande fast schon selbstverständliches Grundrecht. Doch andernorts sprechen die Zahlen eine andere Sprache: Mehr als 650 Journalisten wurden in den letzten zehn Jahren weltweit aufgrund ihrer Arbeit ermordet. Über 179 sind derzeit wegen Recherchen oder Publikationen inhaftiert. Allein in Afrika werden jährlich rund 150 illegal festgehalten, bisweilen sogar gefoltert. Das wesentliche Sprachrohr gegen diese Mißstände ist die Organisation Reporters sans frontières (RSF), Reporter ohne Grenzen. RSF-Gründer Robert Ménard wurde 1953 in Algerien geboren und zog 1962 nach Frankreich. Dort träumte der Jugendliche angesichts der Umbrüche von 1968 noch davon, Politiker zu werden, schloß sich schließlich einer anarchistischen Gruppe an. Mit 19 faßte er den Beschluß, Berufsrevolutionär zu werden. Im Jahre 1977 wurde er immerhin Mitbegründer eines der ersten unabhängigen Radiosender in Frankreich Radio Pomarède, was ihm eine Verurteilung wegen Verstößen gegen das damalige Rundfunkgesetz einbrachte. 1985, im Gründungsjahr von Reporter ohne Grenzen, arbeitete Ménard als Radioreporter von France Hérault in Montpellier, das so zum Gründungsort der Organisation wurde. Inspiriert durch Ärzte ohne Grenzen entstand die Idee einer Vereinigung, die die „vergessenen Gebiete“ der Welt ins Bewußtsein der Europäer rücken wollte. Bis 1989 konzentrierte sich die Arbeit daher vornehmlich auf die Dritte Welt. Es wurde aber immer klarer, daß neben dem Desinteresse westlicher Medien die Übergriffe auf Berichterstatter das eigentliche Problem für den Informationsfluß aus diesen Staaten waren. Damit fand eine Wende statt, und die Aufklärung der Weltöffentlichkeit über Angriffe auf die Presse(freiheit) sowie Hilfe für verfolgte Journalisten traten in den Vordergrund. Mittlerweile avancierte Reporter ohne Grenzen zur weltweiten Organisation mit internationalem Sekretariat in Paris sowie Sektionen in zehn Ländern – seit 1994 auch in Berlin – und globaler Korrespondenz zu mehr als 100 Publizisten. Die Finanzierung ruht auf drei Säulen: Zum einen sind das eigene Ressourcen wie der Verkauf des Jahresberichts und Mitgliedsbeiträge von Journalisten und Presseorganisationen. Hinzu kommen Sponsorengelder aus der Wirtschaft und Spenden internationale Organisationen wie EU, Uno, Unesco oder internationale Stiftungen. Für angebliche Kontakte und Finanzmittel seitens CIA, US-Regierung und kubanischer Konterrevolutionäre wurde Robert Ménard jedoch auch kritisiert. Andererseits hat Reporter ohne Grenzen in Frankreich mittlerweile soviel Prestige, daß sich Chefredakteure zur Mithilfe verpflichtet fühlen und Anzeigenseiten oder gar Mitarbeiter stellen. Respekt! Kontakt: Skalitzer Straße 101, 10997 Berlin, Tel: 030 / 6 15 85 85, Internet: www.reporter-ohne-grenzen.de
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