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Der Totalausfall

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Als Joachim Zeller vor zwei Jahren zum Vorsitzenden der Berliner CDU gewählt wurde, hat die JUNGE FREIHEIT prophezeit, daß er über den Status einer Marionette nicht hinauskommen würde (JF 23/03). Die Einschätzung hat sich als richtig erwiesen. Äußerlich hebt der 1952 im schlesischen Oppeln geborene Zeller sich vorteilhaft von seinen aalglatten Politikerkollegen ab, doch ein Rübezahl, der mit seinem Donnern die rot-rote Landesregierung und die Karrieristen und Intriganten in der eigenen Partei Mores lehrt, ist er deswegen noch lange nicht. Zeller ist bloß der fleischgewordene kleinste gemeinsame Nenner. Den Vorsitz der Landespartei erhielt er, weil die Bezirksfürsten ihn für hinreichend machtlos hielten, um ihre Kreise nicht zu stören. Ähnliches gilt für den Stadtbezirk Berlin-Mitte, wo er seit 1995 als Bürgermeister amtiert. Dort gibt es unter den Stadtverordneten eine klare linke Mehrheit, die untereinander jedoch heillos zerstritten ist. Also wurde Zeller als Kompromißkandidat auf den Schild gehoben. Um oben zu bleiben, darf er nirgends anecken. Es ist das Schicksal der Christdemokraten in Berlin, nur noch Geduldete zu sein. Der diplomierte Slawist und Vater von vier Kindern lehrte an der Ost-Berliner Humboldt-Universität. Er trat 1990 der CDU bei, gehörte also nicht zu den Blockflöten. Sein Manko an politischer Erfahrung hat er bis heute nicht ausgleichen können. Eine Hausmacht besitzt er ebenfalls nicht. Auch politisch-konzeptionell hat er sich als Totalausfall erwiesen. Als die CDU/FDP-Mehrheit im Bezirk Steglitz-Zehlendorf beschloß, am 8. Mai auch der deutschen Opfer zu gedenken, und danach eine volksfrontartige Kampagne losbrach, vermied er es, „klare Kante“ zu zeigen und damit endlich stadtweit bekannt zu werden. Als der CDU-Abgeordnete Torsten Hippe in diesem Zusammenhang in einem ZDF-Interview erklärte: „Ich bilde mir eigene Positionen und übernehme keine Positionen der NPD, wenn sie sich teilweise decken mögen … dann kann ich das nicht ändern“, verlangte Zeller, anstatt humoristisch auf die vier Grundrechenarten zu verweisen, die für Demokraten wie für Extremisten gleichermaßen gelten, unbesehen den Parteiausschluß – konnte sich aber nicht durchsetzen. Um den düpierten Konservativen in der CDU zu schmeicheln, erklärte er einige Tage darauf, die Abwahl des Berliner „Linksblocks“ wäre für die Stadt ein „Tag der Befreiung“. Kaum ging die Meldung durch die Presse, stellte er sich, unter dem Wutgeheul ebendieses Linksblockes, freiwillig in die Schäm-Ecke. So einer ist peinlich und als Stadtoberhaupt undenkbar. Eine kraftvolle Opposition würde in Berlin jetzt Morgenluft wittern. Denn die Stimmung in der Hauptstadt ist fast so miserabel wie die Lage. Die flittchenhaften Allüren des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) verfangen nicht mehr. Die Wähler fragen nach politischen Alternativen. Was sie vorfinden, ist ein Vakuum namens Zeller/CDU.

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