Das Urteil der aktuellen Untersuchung „Migration und Schulrealität“ der Pädagogin Elisabeth Furch, Verantwortliche für die Lehrerausbildung mit dem Schwerpunkt „Interkulturelle Erziehung“ an der Pädagogischen Hochschule in Wien, ist eindeutig: Man tut zuwenig für die Kinder von Zuwanderern. Über 86 Prozent der hierfür befragten 315 Grundschullehrerinnen halten deshalb auch eine Anpassung des Unterrichts an Bedürfnisse der Migrantenkinder für notwendig.
So belegt die Studie den „geringen tatsächlichen Wissensstand“ der Lehrerinnen über Intergrations- und Fördermaßnahmen, obwohl doch bereits 43 Prozent ganz brav im „Interkulturellen Lernen“ ausgebildet worden seien. Besonders entsetzt zeigte sich Furch am vergangenen Dienstag im Wiener Standard über „das gravierende Defizit bei der Kenntnis fremdsprachiger Unterrichtsmaterialien“ und ihrem „äußerst seltenen Einsatz“ im Unterricht. Bei den Lehrerinnen herrsche „wohl unbewußt“ immer noch die Meinung vor, „daß Migrantenkinder möglichst schnell Deutsch lernen müssen und daß sie dabei durch Unterrichtsmaterialien in Deutsch besser unterstützt werden als durch muttersprachliches Material“, analysiert die Pädagogin verstört. Dies widerspreche übrigens auch dem im österreichischen Schulunterrichtsgesetz festgeschriebenen „interkulturellen“ Prinzip „mit dem Ziel, die Sprachen, Werte und Kulturen von Migrantenkindern im Unterricht aufzugreifen und als Teil der Normalität zu verstehen“. Immerhin, so weist Furchs Studie versöhnlich aus, seien vier von zehn Lehrerinnen bereit, dafür „eine Migrantensprache zu erlernen“.