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Der Anlaß für Beratung muß keine große Katastrophe sein“, gesteht Martin Roller, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung (Lago), im Mannheimer Morgen ein. Dennoch mußte erst eine Katastrophe eintreten, damit Schulklassen im Ländle endlich richtig betreut werden.

Kurz vor Sylvester hatte nämlich eine Gruppe angetrunkener Elftkläßler das Haus eines Schulkameraden in Niefern-Öschelbronn bei Pforzheim aufgesucht, dort gegen die Hauswand uriniert und Böller gezündet. Zudem schmähten sie ihren dort wohnenden Mitschüler jüdischen Glaubens mit antisemitischen Sprüchen. Es folgten neben landesweiter Berichterstattung und Staatsschutzermittlungen der Schulverweis von drei beteiligten Schülern, Schweigeminuten an ihrem Gymnasium und der Eilantrag aller Parteien im dortigen Gemeinderat, um offiziell seine „Abscheu und Verärgerung“ zu erklären. Da man im Südwesten gern alles gründlich macht, organisiert ab dem 1. April die „Lago“ zusammen mit „Beratungsnetzwerken“ eine 36 Spezialisten umfassende schnelle Eingreiftruppe im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit – vorerst in zehn Kreisen. Die kommen bei „Beobachtungen von Problemen“ der Lehrer auf Zuruf an Schulen: „Wir haben nicht ein bestimmtes Rezept für alle Probleme“, sagte Wolfgang Antes, Geschäftsführer der zuständigen Jugendstiftung, der Stuttgarter Zeitung, „wir aktivieren aber die Potentiale vor Ort“. Bis 2010 ist die Finanzierung dieser „Potentialaktivierungen“ mit 682.000 Euro von Bund und Land vorerst gesichert. Doch Roller von der Lago mahnt bereits: In ihrem Kampf brauche man „einen langen Atem“.

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