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Risse im Denkmal

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Das Kuratorium des Berliner Holocaust-Mahnmals hatte mit dem Anti-Graffiti-Schutz für die Betonstelen ausgerechnet die Degussa beauftragt, deren Vorläuferin im Dritten Reich das Zyklon-B-Gas produzierte. Warum man auf das Degussa-Angebot verfallen war? „Es war das billigste“, sagte Kuratoriumsmitglied Lea Rosh. Die Denkmalsbetreiber haben ein starkes Geschichtsbild, doch in den Detailfragen hapert es. Gut zu wissen, daß sie wenigstens kostenbewußt entscheiden. Ihre dogmatische Geschichtspolitik kommt uns schon teuer genug zu stehen. Die Degussa wollte Geld verdienen, ihre Produkte mit dem werbewirksamen Wut-und-Trauer-Image aufladen und einen Flecken in der Firmengeschichte löschen. Wolfgang Thierse, der als Politiker auch an die Exportchancen der Wirtschaft denkt, hatte nichts dagegen. Selbst seine Befürworter sind sich über Sinn und Zweck des Denkmals uneins, was nicht verwundert, weil eine freie Diskussion darüber nie stattgefunden hat. György Konrád sprach immerhin von der „Maßlosigkeit“ des Stelenfeldes, in dem sich „das überdimensionierte Ich der Lobbyisten und das Ich der Künstler ergänzen“. Statt von den Toten erzählt es von den hysterischen achtziger und neunziger Jahren in Deutschland und von der Generation, die ihnen den Stempel aufdrückte. Deren Flunkereien, Eigeninteressen und Ideologeme verdichten sich jetzt zu allgemeiner Anrüchigkeit. Noch bevor mit dem Bau richtig begonnen wurde, zeigt er erste Risse.

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