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Interview mit AfD-Politiker: „Was ich will, ist helfen“

Interview mit AfD-Politiker: „Was ich will, ist helfen“

Interview mit AfD-Politiker: „Was ich will, ist helfen“

Stritzinger
Stritzinger
AfD-Politiker Andreas Strixner (Mitte hinten) mit vier von ihm betreuten Asylsuchenden Foto: privat
Interview mit AfD-Politiker
 

„Was ich will, ist helfen“

Schließen sich AfD-Mitgliedschaft und ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe aus? Nein, sagt Andreas Strixner, bayerischer Landesschatzmeister der Partei, im JF-Interview. Eine restriktive Asyl-Politik und Bereitschaft zur Integration passten zusammen, meint er. Björn Höckes jüngste Äußerungen bezeichnet er als „sachlich falsch und politisch unklug“.
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Schließen sich AfD-Mitgliedschaft und ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe aus? Nein, sagt Andreas Strixner, bayerischer Landesschatzmeister der Partei, im JF-Interview. Eine restriktive Asyl-Politik und Bereitschaft zur Integration passten zusammen, meint er. Björn Höckes jüngste Äußerungen bezeichnet er als „sachlich falsch und politisch unklug“.

Herr Strixner, ein AfD-Funktionär als Flüchtlingshelfer – paßt das zusammen?

Strixner: Aber natürlich.

Inwiefern?

Strixner: Was spricht denn dagegen?

Angeblich ist die AfD „offen rechtsradikal“ (Sigmar Gabriel) und Kristallisationspunkt, um den herum eine „völkische“ „Bürgerkriegspartei“ entstehe („FAZ“).

Strixner: Nun, dieses Bild zeichnen unsere politischen Gegner gerne von uns, weil sie inhaltlich unserer bürgernahen Politik nichts entgegenzusetzen haben. Wo inhaltliche Argumente fehlen, behilft man sich halt mit Diffamierung. Die Süddeutsche Zeitung etwa behauptet selbst über mich, ich würde Stimmung gegen Flüchtlinge machen – weil ich Wahlkampfmaterial zum Thema Asylkrise verteilt habe. Natürlich habe ich bei der Süddeutschen angerufen und eine Richtigstellung gefordert.

Ergebnis?

Strixner: Null! Das wird einfach ignoriert. Das paßt nämlich nicht ins Bild. Die AfD soll als ausländerfeindlich dargestellt werden, basta. Gerne würde ich Herrn Gabriel und die FAZ ja mal zu uns nach Bayern einladen, damit sie mir bitte die „rechtsradikale“ „Bürgerkriegspartei“, von der sie sprechen, hier vor Ort konkret zeigen. Da wäre ich gespannt.

„Meine Parteifreunde stehen hinter mir“

Wie stehen denn Ihre Parteifreunde zu Ihrem Flüchtlingsengagement?

Strixner: Fast einhellig positiv, es gibt kaum Kritik. Sowohl meine Parteifreunde im Kreisverband, als auch der bayerische Landesvorstand stehen hinter mir.

Das mag in Bayern so sein, aber wie sieht es mit der übrigen AfD aus?

Strixner: Ich kann nur für Bayern sprechen: Da ist das nicht selten, ich habe ein paar Parteikollegen, die sich für Asylsuchende engagieren – eine AfD-Politikerin leitet sogar einen Helferkreis.

Hätten Sie in Sachsen oder Thüringen mit Ihrem Einsatz vielleicht Probleme?

Strixner: Das weiß ich nicht, ich kenne diese Landesverbände zuwenig. Bisher habe ich allerdings weder Schmähungen noch auch nur Kritik von dort erhalten – was dank Twitter und Facebook ja kein großer Aufwand wäre.

Gab es wirklich gar keine Kritik aus der Partei?

Strixner: Zu Beginn gab es ein paar einzelne Kritiker, aber das ist ja auch legitim. Denen habe ich dann meine Position erklärt, und seitdem gibt es keine Probleme mehr. Ansonsten habe ich bisher 150 Zuschriften aus der AfD beziehungsweise dem Umfeld der AfD erhalten – davon waren positiv: 147.

„Es finden sich in jeder Partei Leute mit extremer Meinung“

Die Erfahrung lehrt allerdings, daß es überall immer auch ein paar fremdenfeindliche Leute gibt. Es ist also kaum glaubhaft, wenn Ihnen keine begegnet sein sollen.

Strixner: Das habe ich nicht gesagt. Sie haben mich gefragt, ob „die AfD“ fremdenfeindlich sei. Die These, daß nach dem Auszug des Lucke-Flügels die AfD eine Partei der Radikalen und Fremdenfeinde geworden ist, kann ich überhaupt nicht bestätigen. Natürlich haben Sie recht, es finden sich in jeder Partei immer auch ein paar Leute mit extremer Meinung. Zum Beispiel die drei negativen Zuschriften, die ich erhalten habe, würde ich in der Tat fremdenfeindlich nennen. Allerdings, bevor ich in die AfD eingetreten bin, war ich zehn Jahre Mitglied der Jungen Union. Ganz ehrlich, dort habe ich wesentlich mehr „Fremdenfeindlichkeit“ erlebt als in der AfD. Damit aber kommen wir zum springenden Punkt: Was ist mit „Fremdenfeindlichkeit“ eigentlich gemeint? Ich verstehe darunter Leute, die pauschal sämtliche Ausländer aus Deutschland raushaben wollen. Davon aber treffe ich wenige in der AfD. Was ich darunter aber nicht verstehe, ist, Sorgen und Ängste angesichts der derzeitigen Masseneinwanderung zu haben und Einwanderung prinzipiell steuern und begrenzen zu wollen – auf diesem Standpunkt stehe ich selbst.

Und das ist kein Widerspruch zu Ihrem Flüchtlingsengagement?

Strixner: Überhaupt nicht.

Aber unterstützen Sie damit nicht jene Einwanderung, die Sie politisch kritisieren?

Strixner: Zum einen sind diese Menschen ja nun bereits in unserem Land, zum anderen glaube ich, daß es außerordentlich wichtig ist, daß wir gerade angesichts dessen die Ordnung aufrechterhalten. Das geht nur, wenn wir uns um sie kümmern. Es ist inakzeptabel, wenn die Zustände in Flüchtlingsheimen außer Kontrolle geraten oder wenn Flüchtlinge untertauchen und keiner mehr weiß, wer und wie viele im Land sind. Und es ist ebenso für alle Beteiligten von Nachteil, wenn die Leute monatelange warten, bis sie überhaupt einen Asylantrag stellen können, und erneut Monate, wenn nicht Jahre, bis dieser entschieden ist.

Springen Sie mit Ihrem Engagement nicht auf eine Mode auf? Wenn Sie es ernst meinen, warum haben Sie sich dann nicht zuvor schon, etwa für Obdachlose, engagiert?

Strixner: Ich war ja etliche Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, und ich spende pro Jahr einige hundert Euro etwa für die Johanniter oder die Sport- und Jugendförderung unseres Fußballvereins. Aus diesem gesellschaftlichen Engagement heraus kam ich auch zu der Flüchtlingshilfe. Als es bei uns im Dorf hieß, jetzt werden auch bei uns Flüchtlinge einquartiert und sich ein Helferkreis gründete, bin ich ganz selbstverständlich hingegangen.

„Als Politiker muß man wissen, wovon man spricht“

Warum?

Strixner: Ich wollte mir das mal selbst anschauen. Ich meine, als Politiker muß man wissen, wovon man spricht.

Sie wollten also nicht von Anfang an helfen?

Strixner: Nein, zunächst wollte ich mir das einfach ansehen.

Wie kam es dann zu Ihrem Sinneswandel?

Strixner: Ich merkte, wie wichtig es ist, daß die Flüchtlinge eine Perspektive bekommen, und zwar entweder indem sie anerkannt oder abgelehnt werden. Entscheidend ist, daß sie möglichst bald erfahren, woran sie sind und nicht monate- oder jahrelang herumsitzen. Wenn diese Leute nicht betreut werden, dann kann die Stimmung ganz schnell kippen und man hat ein Problem im Ort. Davor will ich meine Heimatgemeinde Jetzendorf bewahren.

Wie helfen Sie den Einwanderern konkret?

Strixner: Ich begleite sie bei Behördengängen, helfe ihnen bei der Arbeitssuche.

Bekanntlich gibt es bei der Mehrheit keine sachliche Grundlage für ein Bleiberecht. Helfen Sie also nicht, Leute zu integrieren, die eigentlich wieder gehen müssen?

Strixner: Etwa siebzig Prozent der Flüchtlinge bei uns werden nicht verfolgt, sondern sind aus wirtschaftlichen Gründen gekommen – und weil „Mama Merkel“ sie gerufen hat. Das ist mir bewußt, und ich fordere auch, daß diese Leute gemäß den Gesetzen wieder gehen müssen. Dennoch sehe ich keinen Sinn darin, bis zur Klärung des Status nicht entsprechend tätig zu werden. Sonst verwandelt sich die örtliche Asylunterkunft schnell in einen sozialen Brennpunkt.

Das heißt, Sie helfen gar nicht aus Mitgefühl, sondern aus Vernunft?

Strixner: Ich glaube, daß Mitgefühl allein ein schlechter Ratgeber ist.

Aber ergibt sich das nicht von selbst, wenn die Leute von ihrem Schicksal erzählen?

Strixner: Gerade als Helfer und Politiker kann ich es mir nicht erlauben, einfach nur emotional zu werden. Denn wer nur emotional wird, wird schwach, und wer schwach wird, wird überrannt – und glauben Sie mir, ich weiß aus eigener Erfahrung, viele Flüchtlinge nutzen das aus. Möglicherweise ist das ja menschlich verständlich, aber man muß sich dessen eben bewußt sein. Was ich will, ist helfen, Probleme zu lösen. Vielleicht liegt es daran, daß ich von Beruf Controller bin und einen Sinn dafür habe, wie wichtig Effizienz und geordnete Verhältnisse sind. Ich mache den bei uns untergebrachten Asylsuchenden da übrigens auch nichts vor. Sie wissen, daß ich versuche, ihnen konstruktiv, aber im Rahmen der Gesetze zu helfen und nicht – wie linke Flüchtlingshelfer – sie dabei unterstütze, um jeden Preis, notfalls illegal, im Land zu bleiben.

Haben Sie solche Fälle?

Strixner: Sicher, wir haben zum Beispiel einen Mann, der in Ungarn erstregistriert wurde und daher nun gemäß Gesetz – Stichwort Dublin-Vertrag – dahin zurückmuß. Ich werde ihm nicht helfen, hier einen Anwalt einzuschalten, um doch bleiben zu können. Da bin ich zu meinen Flüchtlingen ganz ehrlich.

„Unser Helferkreis besteht aus vernünftigen Leuten – keine Linksideologen“

Gibt es im Helferkreis keinen Protest dagegen, daß sich ein AfD-Mitglied engagiert?

Strixner: Nein, und zwar weil unser Kreis aus vernünftigen Leuten – einem Querschnitt der Gesellschaft – besteht. Ich weiß, daß andere Helferkreise vor allem aus Linksideologen und Willkommens-Klatschern zusammengesetzt sind, da hätte ich bestimmt Probleme.

AfD-Bundesvize Alexander Gauland löste jüngst Empörung aus, weil er Flüchtlingshelfer „nützliche Idioten“ nannte.

Strixner: Tatsächlich hat er gesagt: „Die Kommunen sind am Ende, und die bewundernswerten Helfer werden immer mehr zu nützlichen Idioten einer verantwortungslosen Utopie herabgewürdigt.“ Da hat Gauland recht, viele Helfer fühlen sich mittlerweile im Stich gelassen!

Wie sieht Ihre Vorstellung von der politischen Lösung der Flüchtlingskrise aus?

Strixner: Ich finde die Lösungsvorschläge meiner Partei überzeugend. Wirklich Verfolgte sollen natürlich Asyl bekommen, da stehe ich voll dahinter. Das sind aber auch nur ein bis zwei Prozent. Dann sind da die, die subsidiären Schutz genießen. Da kommt es darauf an. Ich habe Verständnis für Menschen, die vor Krieg oder Terror fliehen, nicht aber für Leute, die sich etwa nur vor dem Wehrdienst drücken wollen, wie das derzeit vor allem bei vielen Eritreern der Fall ist. Für die Zahl der Subsidiären müßte eine Obergrenze festgelegt und die Zahl darüber hinaus per Kontingenten fair auf die EU-Staaten verteilt werden. Die übrigen etwa siebzig Prozent sind Wirtschaftsflüchtlinge und müßten konsequent zurückgeschickt werden – und zwar im Sinne aller besser morgen als übermorgen. Übrigens, gerade mein Einsatz als Helfer hat mich in diesen Auffassungen bestärkt. Wenn ich dagegen sehe, was die Politiker der Altparteien vorschlagen, dann meine ich, denen würde ein Helfereinsatz ganz gut tun. Denn dann würden sie merken, aus welchem politischen Wolkenkuckucksheim etliche ihrer Vorschläge und Handlungen stammen.

Inwiefern?

Strixner: Dann würden Sie zum Beispiel erleben, wie massiv unser Asylrecht mißbraucht wird. Dann würden sie erleben, wie die Stimmung bei den meisten Bürgern wirklich ist. Und wie bei etlichen Bürgerversammlungen Asylbefürworter extra angekarrt werden, um dort gezielt eine positive Stimmung vorzutäuschen. Oder sie würden hören, wie immer wieder vor allem die Flüchtlinge selbst vor einer unkontrollierten Massenzuwanderung warnen.

„Flüchtlinge warnen: Ihr holt den Bürgerkrieg ins Land“

Das haben Sie erlebt?

Strixner: Oh ja! Flüchtlinge fragen mich, warum wir auch so viele von den Leuten hereinlassen, die es mit unserem Land nicht gut meinen. Gestern etwa fragte mich einer: „Warum läßt Merkel die ganzen Syrer rein?“ „Warum?“ erwiderte ich. „Weil da so viele ‘Terroristen’ darunter sind!“ „Wie willst du denn das erkennen?“ „Ihr Deutschen könnt das natürlich nicht, aber wenn ich mit denen über Religion spreche, merke ich ganz schnell, wer IS-Anhänger ist.“ Es sind die Flüchtlinge, die mich warnen: Ihr holt euch so den Bürgerkrieg nach Deutschland! Und die meiste Angst vor diesen fragwürdigen Leuten haben nicht etwa die Pegida- oder AfD-Anhänger, sondern die Flüchtlinge selbst! Es ist also gar nicht so absurd, wie die Medien gerne tun, wenn etwa ein Björn Höcke vor bürgerkriegsähnlichen Zuständen warnt.

„Höckes Äußerungen halte ich sachlich für falsch und politisch für unklug“

Müßten Sie als „Flüchtlingshelfer“ den Kurs Björn Höckes nicht eher kritisieren?

Strixner: Warum? Ich finde, das meiste, was er sagt, sehr vernünftig. Anderer Meinung bin ich allerdings etwa bezüglich seiner jüngsten Bemerkungen über evolutionäre Fortpflanzungsstrategien in Afrika und Europa. Diese halte ich sachlich für falsch und politisch für unklug. Höcke ist auch schon bei uns in Bayern aufgetreten, und er kommt an sich auch bei uns gut an. Solche Aussagen bringen uns aber in der Asylpolitik nicht weiter, allerdings bin ich auch nicht für einen Parteiausschluß Höckes. Man muß etwa auch sehen, daß seine Äußerungen von interessierten Medien gezielt aufgebauscht werden, um der AfD und ihm zu schaden. Wir als neue Partei müssen noch unsere klare Linie finden. Das geht nur gemeinsam statt einsam und erfordert von allen Beteiligten viel Disziplin und Fingerspitzengefühl, insbesondere auch im Umgang mit Meinungsverschiedenheiten in der Erscheinung nach außen. Jeder von uns, der nach außen wirkt, muß wissen, daß ein jeder eine schwere Verantwortung auf sich lädt. Denn wenn wir es jetzt nicht schaffen, eine alternative Partei in Deutschland zu etablieren und damit die Zukunft Deutschlands entscheidend positiv zu beeinflussen, dann wird es wohl keine zweite Chance dafür mehr geben.

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Andreas Strixner ist Schatzmeister des AfD-Landesverbandes Bayern und Vorsitzender des Kreisverbandes Oberbayern-Nord. Geboren wurde der Industriekaufmann aus Jetzendorf bei Pfaffenhofen 1985 im oberbayerischen Dachau.

 

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