BERLIN. Vor zwei Jahren starben Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Bankraub in ihrem gemieteten Wohnmobil in Eisenach. Laut Ermittlern war dies das Ende der rechtsextremen Gruppierung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), die für die Morde an neun ausländischen Kleinunternehmern und einer Polizistin sowie zahlreiche Banküberfälle verantwortlich sein soll. Ihre mutmaßliche Komplizin Beate Zschäpe, der die Bundesanwaltschaft vorwirft, Mitglied des NSU-Trios gewesen zu sein, steht derzeit in München vor Gericht.
Offiziell begingen Mundlos und Böhnhardt am 4. November 2011 Selbstmord aus Verzweiflung, weil sei nach dem Bankraub von der Polizei entdeckt worden waren. Doch gab es schon früh Zweifel an dieser Version. Eine Dokumentation des Nachrichtensenders N24 verstärkt diese nun.
Von Anfang an war sonderbar, daß Mundlos und Böhnardt den Freitod wählten, anstatt das Feuer auf die herankommenden zwei Streifenpolizisten zu eröffnen. Immerhin hatten sie acht Schußwaffen (drei Pistolen, zwei Revolver, zwei Pumpguns und eine Maschinenpistole) in ihrem Wohnmobil, alle durchgeladen.
Keine Fingerabdrücke auf der Waffe
Statt dessen aber soll Mundlos Böhnhardt mit einer Pumpgun in die linke Schläfe geschossen und anschließend Feuer gelegt haben. Danach setzte er sich im hinteren Teil des Fahrzeugs auf den Boden vor einen Schrank, steckte sich den Lauf seiner Waffe in den Mund und krümmte ab. Zu diesem Ergebnis kommen die Ermittler aufgrund des Autopsieberichts, denn in Böhnhartds Lunge fanden sich, anders als bei Mundlos, keine Rauchpartikel. Er muß bei Ausbruch des Feuers schon tot gewesen sein.
Zu Mundlos’ Füßen fanden die Ermittler zwei Patronenhülsen der Pumpgun, wodurch sich die Frage stellt, wer die Waffe nochmals repetierte, nachdem sich Mundlos damit in den Kopf geschossen hatte. Anders wäre die zweite Hülse nicht ausgeworfen worden. Die Ermittler meinen, Mundlos habe in einer Art Krampf die Pumpgun nochmals durchgeladen.
Ein Waffenspezialist hält dies gegenüber N24 jedoch für unmöglich. Mundlos wäre dazu nicht mehr in der Lage gewesen, ist sich der Experte sicher. Zudem fanden sich keine Fingerabdrücke von Mundlos auf der Winchester 1300 Defender, Kaliber 12/70.
Unbekannte DNA-Spur
Es wurde oft darüber spekuliert, ob eine dritte Person im Wohnmobil anwesend war und dieses nach Ausbruch des Feuers verließ. Anwohner hatten dies sowohl gegenüber der Bild-Zeitung als auch gegenüber dem Stern angegeben. Die Behörden schließen dies aus.
Laut der N24-Dokumentation fanden die Ermittler jedoch im Wohnmobil eine DNA-Spur, die weder Mundlos, noch Böhnhardt, noch Zschäpe zugeordnet werden konnte. Doch von wem stammt sie dann? Der Journalist Andreas Förster bringt die gefundene DNA-Spur einer männlichen Person mit einer Verbrechensserie in Verbindung, die die Polizei einer litauischen Bande zuschreibt.
Die Frage nach der unbekannten Person kann auch die Dokumentation von N24 nicht endgültig beantworten. Die Zweifel an der offiziellen Selbstmordversion werden durch sie jedoch gestärkt. (krk)
> Der NSU – eine Spurensuche. N24, Montag, 4. November, 20.10 Uhr