BERLIN. In der Debatte über die Pädophilie-Verstrickungen der Grünen hat die Feministin Alice Schwarzer den Parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, angegriffen. Beck könne sich nicht auf die Gnade der späten Geburt zurückziehen, schrieb Schwarzer in einem Beitrag für die taz.
„Er war Mitte der achtziger Jahre in der SchwuP aktiv (Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle) beziehungsweise ist ‘ein-, zweimal da gewesen’, wie er heute sagt. Die SchwuP war die Speerspitze im Kampf um die Liberalisierung der Pädophilie. Beck forderte noch 1988 in einem Text die Entkriminalisierung der Pädosexualität“, betonte die Publizistin.
Heute halte Beck Prostitution für einen Beruf wie jeder andere. Wörtlich habe Beck gesagt: „Wenn Leute etwas anbieten, andere es kaufen wollen und es keine ökologischen oder sozialen Nebenwirkungen gibt, die man dringend unterbinden muß, dann nehme ich das zur Kenntnis und störe mich nicht weiter dran.“
Beck bleibt Erklärung schuldig
Laut Schwarzer drängten sich die Parallelen im Diskurs um die Pädophilie und dem über die Prostitution regelrecht auf. „Auch die heute über 90 Prozent Armuts- und Zwangsprostituierten in Deutschland werden geleugnet, und es ist von ‘Einvernehmlichkeit’ und ‘Freiwilligkeit’ die Rede.
Unter Becks Namen war 1988 ein Beitrag in dem Buch „Der pädosexuelle Komplex“ erschienen, in dem der Autor sich für die „Entkriminalisierung der Pädosexualität“ aussprach. Beck besteht heute darauf, daß der Aufsatz ohne seine Autorisierung und verändert veröffentlicht worden sei.
Die ursprüngliche Originalversion seines Textes hat er jedoch bis heute nie veröffentlicht. Fragen der JUNGEN FREIHEIT möchte der Grünen-Politiker hierzu nicht beantworten. Weder, wie es zu dem Artikel kam, noch, an welchen Stellen genau der Herausgeber seinen Beitrag verändert habe. Ein Mitarbeiter verwies lediglich auf eine Stellungnahme auf Becks Internetseite.
Zweifelhafte Erinnerungen
Dort schreibt der Bundestagsabgeordnete, seiner Erinnerung nach sei das „Justitiariat der Grünen Fraktion damals gegen Verlag und/oder Herausgeber vorgegangen“. Die Verbreitung des Buchs habe man nicht verhindern können, eine Neuauflage des Werks mit dem Artikel sei aber untersagt worden. Unterlagen aus der Zeit habe er leider nicht mehr. Ihn ärgere es, so Beck, daß er das Manuskript nicht aufbewahrt habe.
Mit Becks Erinnerungen ist das allerdings so eine Sache. So schreibt er ebenfalls auf seiner Internetseite, „niemals“ habe ein Gremium der grünen Bundespartei gefordert, Sex mit Kindern zu legalisieren oder „etwas beschlossen, was auch nur entfernt in diese Richtung ging“.
Dem widersprach am Dienstag der Göttinger Sozialwissenschaftler Stephan Klecha vehement. „Hier hat Beck eindeutig unrecht“, sagte er der Bild-Zeitung. Es habe fünf Beschlüsse der Grünen zu Bundes- und Landtagswahlen gegeben, in denen sie eine Abschaffung der entsprechenden Strafrechts-Paragraphen forderten.
Lückenhaftes Gedächtnis
„Bei der Landtagswahl 1985 in NRW hat dieser Beschluß die Partei sogar den Einzug ins Parlament gekostet. Viele haben das offenbar verdrängt. Beim Thema Sex mit Kindern scheint das kollektive Gedächtnis der Grünen nicht gut zu funktionieren.“
Klecha gehört zur Forschungsgruppe des Göttinger Politikwissenschaftler Franz Walter, die im Auftrag der Grünen die Verstrickungen der Partei mit der Pädophilenszene untersuchen soll. Am Montag war bekanntgeworden, daß sich die Grünen bereits in ihrem ersten Grundsatzprogramm 1980 für eine weitgehende Legalisierung von sexuellen Beziehungen von Erwachsenen mit Kindern und Schutzbefohlenen ausgesprochen hatten. (krk)