Daß Grundrechte seiner Ansicht nach nicht für Rechtsextremisten gelten, stellte Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll bereits vor gut zwei Wochen klar. „Wir werden für Neonazis nicht kämpfen. Wir steigen auf keine Barrikaden für niemanden“, sagte Kroll mit Verweis auf die angekündigten Blockaden von Linksextremisten gegen den NPD-nahen „Trauermarsch“ zur Erinnerung an die Bombardierung Dresdens 1945.
Am gestrigen Mittwoch war es dann so weit und Kroll ließ seinen Worten Taten folgen – oder besser gesagt eben nicht. Die angemeldete und genehmigte Veranstaltung konnte wegen zahlreicher Blockaden von Linksextremmisten und deren Sympathisanten nicht stattfinden. Versuche, das Blockieren der Demonstrationsroute frühzeitig zu unterbinden, hatte es nur unzureichend bis gar nicht gegeben.
Die zwischen 800 und 1.000 Teilnehmer des geplanten Gedenkmarsches harrten, eingekesselt und abgeschirmt von der Polizei, mehrere Stunden aus und mußten dann unverrichteter Dinge die Heimreise antreten.
„Dresden ist faktisch nazifrei“
Linke Gegendemonstranten und Medien feierten den gestrigen Abend als vollen Erfolg. „Mittwochs Faschismus einäschern“, twitterte der Geschäftsführer der Piraten, Johannes Ponader, „Der große Nazi-Flopp in Dresden“ die taz. Und auch die Dresdner Lokalausgabe der Bild-Zeitung zeigte sich in ihrem Live-Ticker begeistert, daß „Dank tausender Gegendemonstranten“ es „nicht zu dem geplanten Marsch der Rechten durch die Innenstadt“ gekommen sei.
Übertroffen wurde dies nur von der Polizeidirektion Dresden. Diese vermeldete im Ticker auf ihrer Internetseite nach der Abreise der letzten „rechten Versammlungsteilnehmer“ um 23.15 Uhr im besten Beamtendeutsch: „Dresden ist faktisch nazifrei.“ Der Führer wäre stolz gewesen.