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Die Gleichgültigkeit der Trauernden

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Die Gleichgültigkeit der Trauernden

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Dirk Bach ist tot. Mit 51 Jahren ist der übergewichtige Schauspieler verstorben. Man mußte kein Arzt sein, um zu erkennen, daß er seinen Körper sehr belastete. Bereits im Jahr 2007 war Bach erkrankt und mußte deswegen seitdem Medikamente einnehmen. Er hatte Herzprobleme und Bluthochdruck.

Bemerkenswert ist, wie die Masse der Menschen mit dem Tod eines aus dem Fernsehen bekannten Prominenten umgeht, den sie nicht persönlich kannten. Vor allem in den sozialen Netzwerken wird „online getrauert“. Es kann auch nur dort auftreten, denn nur dort hat man die Möglichkeit, seine Meinung und seine (angeblichen) Empfindungen einer breiten Öffentlichkeit kundzutun. Würde man seine Trauer so öffentlich machen, wenn es sich um einen nahen Verwandten handelt? Handelt es sich hier um simple Effekthascherei in der Öffentlichkeit?

Hunderte von Gedenkseiten wurden für Dirk Bach auf Facebook eingerichtet. Darunter solche, die auch dem Komiker Bach wegen der eigenwilligen Schreibweise gefallen könnten: „in unseren Herzen wirst du ima (sic!) weiter leben“ oder „Du bleist (sic!) immer im (sic!) unserem Herzen“ oder „in unseren love lebst du weiter“.

„R.I.P. Dirk Bach“ und zählt über 90.000 Mitglieder

Auch Verschwörungstheoretiker haben Probleme mit der Rechtschreibung. Vielleicht hat die Seite „der wahre Grund für seinen Tot (sic!)“ deswegen auch noch keine Fans.

Die Seite mit den meisten „Fans“ heißt „R.I.P. Dirk Bach“ und zählt über 90.000 Mitglieder. Man fragt sich, warum so viele Menschen diese Seite unterstützen. Selbst wenn man um Dirk Bach trauert oder über seinen plötzlichen Tod schockiert ist, wird die Unterstützung dieser Seite die eigene Trauer oder Betroffenheit nicht lindern. Trotzdem drücken zahlreiche Menschen ihre Trauer über diese Plattform aus. Doch es gibt auch Kritik.

So schreibt Lisa: „Schon arm. Ein Mensch stirbt und man hat nichts Besseres zu tun, als eine Seite zu gründen, um ‚likes’ zu bekommen? Als ob das nicht schlimm genug ist, gibt es so einen Aufstand um EINEN Menschen, der gestorben ist. In manchen Ländern sterben Menschen in Massen und niemanden juckt das? Arm, sehr arm…“.

UNICEF Deutschland hat keine 16.000 Unterstützer

Es ist erstaunlich, daß die Seite „R.I.P. Dirk Bach“ nach nur einem Tag so viel Aufmerksamkeit erfährt. Im Vergleich: SOS-Kinderdorf hat mit 78.000 Unterstützern immer noch weniger, als die Trauerseite von Dirk Bach innerhalb von 24 Stunden sammelte. Amnesty international Deutschland hat fast 38.000, UNICEF Deutschland hat auf Facebook keine 16.000 Unterstützer. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei hat noch keine 3.000 Mitglieder und selbst der ansonsten medial oft Unterstützung findende Bundesverband Deutscher Tafeln kommt bei Facebook auf nur circa 1.200 „Fans“.

Es scheint in Mode zu sein, seine Betroffenheit nach außen darzustellen. Mit nur einem Klick kann man seine Unterstützung oder sein Mißfallen ausdrücken. Besonders deutlich wird die Diskrepanz zwischen einem simplen „Mausklick der Betroffenheit“ und ansonsten bestehender Untätigkeit bei irgendwelchen Bildern von mißhandelten Tieren. Anstatt das örtliche Tierheim aufzusuchen und die Hunde auszuführen oder die Einrichtung finanziell zu unterstützen, entrüstet man sich online über irgendwelche Menschen, die in der Ukraine Tiere mißhandeln.

Morgen wird ein anderer Prominenter sterben. Auch ihm wird man nachweinen. Die wirklich Trauernden jedoch benötigen zum stillen Gedenken keine Öffentlichkeit, sie weinen einsam.

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