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Studienzentrum Weikersheim, Burg Lichtenberg

Alltägliche Niedertracht

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Alltägliche Niedertracht

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

„Dreistigkeit und Dummheit liegen eng beieinander“, pflegte mein ausbildender Richter manchmal zu sagen. Damit meinte er Menschen, die aufgrund ihrer Unverfrorenheit etwas Kriminelles oder Rechtswidriges tun und auch noch glauben, wegen ihrer Cleverneß nicht erwischt zu werden. Spätestens vor Gericht wurden die dreisten Gauner dann meist aufgrund der eigenen Dummheit überführt und auch verurteilt. 

Lustig klingen Anekdoten aus Polizeiberichten, in denen Jugendliche direkt vor einer Polizeiwache randalieren und die Polizeistreife somit nur vor die Tür treten muß, um die Krawallmacher dingfest zu machen. Witzig ist auch die Geschichte eines Diebes, der zwei Stunden vorher noch eine Jacke klaute und dann zwei Stunden danach mit der gestohlenen Jacke bekleidet erneut denselben Kleidungsladen betrat und dann direkt vom Kaufhausdetektiv der Polizei übergeben wurde. 

Der Spaß hört meines Erachtens auf, wenn Menschen und deren Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen werden. Kurios sind die Fälle dennoch, denn man kann nur den Kopf schütteln, wenn man weiß, was diese Menschen zu ihren Taten getrieben hat. Man muß sich dabei wirklich fragen, ob die Menschheit immer dümmer und skrupelloser wird. 

Fall 1: Die „neuen Titten“.

Im nordrhein-westfälischen Werl hat sich die Sparkassen-Angestellte Mandy Sandy L. von ihrem Freund Jörg S. überfallen lassen. Wie mit Mandy Sandy abgesprochen, fesselte er dabei die einzige außerdem anwesende Person, die verängstigte Auszubildende, und nahm sich das Geld. Zielstrebig ging er durch die Sparkassen-Filiale, als würde er sich auskennen. Das wunderte die Auszubildende und rief die Polizei auf den Plan. Diese überwachte daraufhin Mandy Sandy und noch bevor sie ihrem Freund ihr Versprechen „Nächste Woche gibt’s neue Titten“ erfüllen konnte, wurde sie vor der Schönheitsklinik festgenommen. 

Fall 2: Der unnötige Umweg.

Taxifahrer Ralph B. ist während seiner Schicht nicht gut drauf und macht nicht viel Umsatz. Daher trinkt er – trotz seiner Schicht – in einer Kneipe zwischen 12 und 15 Schnäpse. 

Gegen 5 Uhr früh steigt Julia H. ein. Während der Fahrt weist Julia H. darauf hin, daß der Taxifahrer einen Umweg fahre. Ihm ist dies egal, sie als Fahrgast beharrt jedoch auf den kürzesten Weg. Daraufhin zerrt sie Ralph B. aus dem Taxi und wirft sie in den Kofferraum. Die Frau hat Todesangst, fürchtet eine Vergewaltigung und daß das Fahrzeug vom Fahrer in einem See versenkt wird. Erst um 11.45 Uhr wird die Frau von den Eltern des Täters befreit, die die Frau im Kofferraum hörten und die Polizei riefen. Die Frau mußte drei Wochen in psychiatrischer Behandlung bleiben und leidet heute noch an ihren seelischen Verletzungen.  

Fall 3: Die Mussolini-Matsche.

Nach Verzehr der Essens-Lieferung eines Pizza-Bringdienstes bekam der Besteller stundenlang Brechdurchfall. Deswegen gab er auf einer Internetplattform eine dementsprechend schlechte Bewertung über diesen Pizza-Lieferservice ab. Aufgrund dieser negativen Kritik fuhren der Inhaber der Pizzeria und ein Angestellter zu dem kritischen Gast und nötigten diesen, mit zur Gaststätte zu kommen. Dort nahm man ihm die Geldbörse und das Mobiltelefon ab und hielt ihn in einem Lagerraum gefangen.

Der Mann wurde mit einer Eisenstange bedroht, bespuckt und beleidigt. Erst nachdem er dem Inhaber der Pizzeria die Zahlung von 800 Euro versprochen hatte, wurde er freigelassen. 

Drei kuriose Meldungen über die alltägliche Niedertracht. Marc Twain soll gesagt haben: „Wenn wir bedenken, daß wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt.“ 

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