BERLIN. Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat vor den Verhältnissen in den Problembezirken der Hauptstadt gewarnt. „Wehe uns, wenn, wie viele hoffen, Kreuzberger Zustände die Werkstatt des künftigen Deutschland sind.“
Er selbst habe den Berliner Problembezirk nach einem Besuch mit der türkischen Journalistin Güner Yasemin Balci „tief nachdenklich“ verlassen. Zuvor war Sarrazin und Balci der Zutritt zu einem Gemeindezentrum der alevitischen Gemeinde verwehrt worden.
Die Gegendemonstranten, unter denen sich auch der Sprecher der linksextremen Vereinigung „Rechtspopulismus stoppen“, Dirk Stegemann, befand, riefen daraufhin „Hau ab“ und „Sarrazin muß weg“. Dieser betonte in der Welt allerdings, die Gemeinde hätte ihre Einladung auch „diskret“ zurückziehen können, stattdessen sei sie jedoch unter dem Druck „bestimmter Gruppen“ eingeknickt.
SPD und Grüne kritisieren Sarrazin-Besuch
Während seines Rundgangs war der ehemalige Bundesbankvorstand von zumeist ausländischen Passanten als „Rassist“ beleidigt worden und mußte unter Schmährufen schließlich ein türkisches Restaurant verlassen.
Kritik am Besuch des ehemaligen Finanzsenators kam vor allem von der SPD und den Grünen. „Wer austeilt wie Sarrazin, muß auch einstecken können. Die Leute mußten auch in vielen Diskussionen viel einstecken“, sagte der integrationspolitische Sprecher der SPD im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, nach einem Bericht der Berliner Morgenpost.
Der Grünen Abgeordnete Özcan Mutlu zeigte sich erfreut „über die politische Sensibilität“ seiner „türkischen Mit-Kreuzberger“. Dagegen unterstrich der Berliner CDU-Vorsitzende Frank Henkel, Beschimpfungen seien nicht hilfreich: „Sarrazin ist kein Rassist.“ Auch der FDP-Landeschef Christoph Meyer betonte, der Vorgang reihe sich in die hysterische Debatte um die Integrationspolitik ein. (ho)