BERLIN. Die Islamäußerungen des neuen Innenministers Hans-Peter Friedrich (CSU) bei Grünen und Islamverbänden auf Kritik gestoßen. Grünen-Chef Cem Özdemir warf Friedrich ein „krudes Gesellschaftsverständnis“ vor. Es sei zweifelhaft, ob der Innenminister für den interkulturellen Dialog geeignet sei, wenn er den Islam nicht als Teil von Deutschland betrachte.
„Daß der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich aus der Realität ergibt“, betonte auch der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck. Die Bundesregierung rücke mit einem Innenminister wie Friedrich immer weiter nach Rechts sagte er dem Handelsblatt.
Zentralrat der Muslime fordert mehr Realitätssinn
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZDM), Aiman Mazyek, kritisierte gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, niemand könne ernsthaft leugnen, daß Europa zahlreiche historische Bezüge zum Islam habe. Die Muslime seien in Deutschland eine nicht mehr wegzudenkende gesellschaftliche Gruppe in Deutschland. Er forderte den Minister auf, diese Realität nicht weiter zu verleugnen.
Hintergrund der Kritik ist die Aussage Friedrichs, der Islam sei historisch gesehen nie ein Teil Deutschlands gewesen. Auch wenn die hier lebenden Moslems laut dem CSU-Politiker selbstverständlich zu Deutschland gehörten. Friedrich hatte mit der Äußerung während einer Pressekonferenz am Donnerstag auf die Frage reagiert, ob er seine Kritik an der Rede von Bundespräsident Christian Wulff zum Tag der Deutschen Einheit 2010 aufrecht erhalte. Wulff hatte den Islam damals als „Teil Deutschlands“ bezeichnet. Dem hatte Friedrich erwidert, die Leitkultur Deutschlands sei eine christlich-jüdische und keine islamische. Dies müsse auch in Zukunft so bleiben. (ho)