Kommt man heute in der Öffentlichkeit auf den Islam zu sprechen, und der kaum noch zu leugnenden Bedrohung, welche die Masseneinwanderung aus den islamischen Raum für die europäische Gesellschaft bedeutet, so ist häufig folgender Verlauf zu beobachten.
Konfrontiert mit Vorwürfen wird von den Verteidigern stets behauptet, dies habe nichts mit dem „wahren Islam“ zu tun; mit der Folge, daß dann nur noch über theologische Spitzfindigkeiten diskutiert wird. Diesen Fehler begeht der Politikwissenschaftler Manfred Kleine-Hartlage nicht. Denn er erschließt den Islam aus dessen gesamtgesellschaftlicher Wirkung.
Ähnlich wie Europa, dessen Kultur sich zwar nicht auf Glaubensartikel reduzieren läßt, wohl aber ein bestimmtes Menschenbild für den einzelnen als Orientierung vorgibt, das etwas verschwommen als „unser westliches Wertesystem“ bezeichnet werden kann, geht auch der Islam von einem bestimmten Menschenbild aus.
Grundlegender Unterschied im Verhältnis des Menschen zur Welt
Dieses Bild entfaltet seine Wirkung nicht unbedingt durch konkrete Glaubensbekenntnisse, sondern vielmehr unterbewußt über das soziale Umfeld des einzelnen. So erscheint uns ein Mensch aus dem islamischen Kulturraum, obwohl er sich selbst vielleicht gar nicht als religiös sieht, als jemand mit einer spezifischen Verhaltensweise.
Den grundlegenden Unterschied sieht Kleine-Hartlage dabei in dem Verhältnis des Menschen zur Welt. Ausgehend von der christlichen Lehre der Erbsünde habe sich in Europa eine Geisteshaltung gebildet, welche ganz wesentlich von einer Entwicklung des Menschen ausgehe. Diese Lehre und damit auch der Glaube an den Fortschritt der Menschheit fehle dem Islam jedoch.
Die Welt, so wie sie ist, ist für ihn bereits vollkommen, und der Mensch kann ihr nichts mehr hinzufügen. Das hat beispielsweise die Folge, daß im Christentum die Gewalt im Sinne einer menschlichen Höherentwicklung zunehmend geächtet werde, im Islam aber legitimer Bestandteil der sozialen Ordnung geblieben ist.
„Der Inhalt des Islam ist seine eigene Verbreitung!“
Als weiteres wesentliches Merkmal macht Kleine-Hartlage einen dem Islam innewohnenden Druck zur Expansion aus. Ähnlich wie der Islamwissenschaftler Efraim Karsh mit dessen Imperialismus-Theorie, der Islam habe bereits in seiner Konsolidierungsphase die gewaltsame Ausbreitung zur inneren Stabilisierung benötigt, geht der er von einem anhaltenden Prozeß der Islamisierung des Fremden als konstitutiven Grundmuster aus: „Der Inhalt des Islam ist seine eigene Verbreitung!“
Kleine-Hartlage nennt dies das „Dschihad-System“, bei dem der muslimische Terrorist, der sein Leben bewußt dem bewaffneten Kampf widmet, eigentlich nur die Avantgarde darstellt:
„Jeder einzelne Muslim, der sich (etwa als Immigrant in westlichen Ländern) entsprechend islamischen Normen, Werten, Traditionen und Mentalitäten verhält, trägt zum Dschihad bei. Ob er das subjektiv will, ja ob es ihm überhaupt bewußt ist, ist dabei zweitrangig. Mag der bewußt geführte Dschihad auch verdienstvoller sein, so kalkuliert der Islam (…) den weniger frommen Muslim ebenso ein wie den glühenden Fanatiker, und stellt beide in den Dienst des Dschihad, wenn auch auf verschiedene Weisen.“
Die Masse islamischer Einwanderern wird zum Problem
Nicht der einzelne Gotteskrieger, sondern die schiere Masse islamischer Einwanderern wird so zu einem Problem, da „deren scheinbar unzusammenhängende private Handlungen sich wie von selbst zu einer mächtigen gesellschaftlichen Kraft verdichten, die die nichtislamischen Gesellschaften unter Druck setzt“. Wem an der Verteidigung letzterer liegt, der sollte das Buch von Kleine-Hartlage in seine Bibliothek aufnehmen.
Manfred Kleine-Hartlage: Das Dschihad-System. Wie der Islam funktioniert. Resch Verlag, Gräfelfing 2010, broschiert, 292 Seiten, 19,90 Euro