LAUCHA. Ein Fußballverein in Sachsen-Anhalt hat seinen Jugendtrainer entlassen, weil dieser für die NPD im Kreistag sitzt. Er sei bereits am Freitag vom BSC 99 Laucha von seiner Funktion als Nachwuchstrainer entbunden worden, sagte Lutz Battke der JUNGEN FREIHEIT.
Zuvor hatten die Spitzen der Landesregierung von Sachsen-Anhalt sowie der Landessportbund und der Deutsche Olympische Sportbund seine Absetzung als Trainer gefordert. Innenminister Holger Hövelmann (SPD) bezeichnete die Entscheidung des Vereins am Dienstag gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung als „überfällig“. Der Verein habe damit seine Verantwortung für seine jungen Mitglieder angenommen.
Battke sagte der JF, er akzeptiere die Entscheidung des Vereins, den er 1999 mitgegründet und seitdem als Trainer angehört hatte. „Offenbar hat man dem Druck nicht mehr standhalten können.“
Druck auf Verein und Sponsoren
Dem Verein war vom Landessportbund mit dem möglichen Entzug von Fördermitteln und sogar mit dem Ausschluß gedroht worden, sollte er Battke weiter als Trainer beschäftigen. Battke vermutet zudem, daß auch Druck auf die Sponsoren des Vereins ausgeübt worden sei. Als nächstes, so Battke, rechne er nun damit, daß man versuchen werde, ihn auszuschließen. „Letztendlich soll ich mir wohl nicht einmal mehr die Spiele angucken dürfen“, sagte der frühere Trainer.
Der 52 Jahre alte Fußballtrainer hatte es zu deutschlandweiter Bekanntheit gebracht, da er hauptberuflich als Schornsteinfeger arbeitet und das Land Sachsen-Anhalt ihm wegen seiner Tätigkeit als parteiloser Abgeordneter für die NPD im Kreistag des Burgenlandes die Kehrlizenz entziehen will. Zwar entschied das Verwaltungsgericht Halle im April, daß der Entzug der Kehrlizenz nicht gerechtfertigt war, das Land Sachsen-Anhalt hat jedoch Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Auch Wirtschaftsminister Haseloff forderte Battkes Absetzung als Trainer
Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) begründete den Schritt vergangene Woche damit, daß Battke „sich mit Hilfe der Polizei sogar Zutritt zu Wohnungen verschaffen“ könne, „in denen vielleicht Menschen mit Migrationshintergrund leben. Da würde ich mich auch bedroht fühlen.“
Gleichzeitig forderte Haseloff den BSC 99 Laucha auf, sofort sämtliche Verträge mit dem Trainer zu lösen. Auch seien nun die Eltern gefordert: Diese müßten ebenfalls sofort unterbinden, daß Battke ihre Kinder weiterhin trainiere, sagte der CDU-Politiker.
Für zusätzlichen Druck auf den Fußballclub hatte ein Vorfall im vergangenen April gesorgt. Damals soll ein Spieler des Vereins einen israelischen Jugendlichen in Laucha angegriffen und als „Judenschwein“ beschimpft haben. Er war daraufhin von allen Aktivitäten des Vereins ausgeschlossen worden. Ein Prozeß in der Angelegenheit steht noch aus. (krk)