Die Minarettinitiative liegt jetzt bald drei Wochen zurück. Der Empörungssturm der internationalen Presse ist am abebben und auch in der Schweiz tritt wieder die übliche Ruhe ein. Zwar ist das Thema noch in den politischen Gesprächsrunden auf der Agenda, weicht aber langsam den neuen Themen.
Nach der Abstimmung dominierten die politischen Kommentatoren. Sie hatten schnell eine Erklärung für das Verhalten der Stimmbürger parat. Das „naive“ und „dumme“ Landvolk, das keine Minarette in seiner Nachbarschaft kennt, hat bei der Abstimmung seinen Ressentiments freien Lauf gelassen.
Während die weltoffenen Multikulti-Bürger aus Genf oder Basel, die täglich mit dem Islam konfrontiert sind, die Verbotsinitiative ablehnten, sei die Zustimmung weitgehend von der Landbevölkerung gekommen, die Muslime nur von weitem kennen, meinten viele Kommentatoren von sich geben zu müssen.
Die Kommentatoren lagen vollkommen falsch
Statistiker des Kantons Zürich liefern jetzt die ersten Analysen. Diese zeigen vor allem eines: die Kommentatoren lagen vollkommen falsch. Das Ergebnis der Statistiker läßt sich in einem Satz zusammenfassen: wer viele Muslime in seiner Nachbarschaft hatte, lehnte den Bau von Minaretten ab und stimmte der Initiative zu, egal ob auf dem Land oder in der Stadt.
Während in ländlichen Gegenden wie der Goldküste am Zürichsee, an der kaum Muslime wohnen, die Initiative weniger Zustimmung als im Landesschnitt fand, hatten in Züricher Stadteilen mit einem hohen Muslimanteil die Befürworter des Minarettverbots klare Mehrheiten vorzuweisen.
Dieses Bild zeigt sich auch in anderen Kantonen: in ländlichen Pendlergemeinden mit geringem Ausländeranteil wurde die Initiative ebenfalls mehrheitlich abgelehnt. Orte wie Kreuzlingen, Bürglen oder Amriswil, die einen doppelt so hohen Anteil an Muslimen in ihrer Gemeindehaben, wie beispielsweise in der Stadt Zürich, stimmten mehrheitlich für das Minarettverbot.
Was heißt das nun? Die seltsame Auffassung, man müsse die Bevölkerung nur in regelmäßigen Kontakt mit den Muslimen bringen, erweist sich in der Schweiz als nachweisbar falsch und naive Multikultiromantik. Je mehr direkter Kontakt bestand, desto mehr Minarettgegner waren auszumachen. Bleibt offen, wo nun die Dummen zu finden sind. Beim Volk oder vielleicht doch in manchen Redaktionsstuben.