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Streit um Interview: Mehrheit der Deutschen stimmt Sarrazin zu

Streit um Interview: Mehrheit der Deutschen stimmt Sarrazin zu

Streit um Interview: Mehrheit der Deutschen stimmt Sarrazin zu

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Streit um Interview
 

Mehrheit der Deutschen stimmt Sarrazin zu

Bundesbankvorstandsmitglied Thilo Sarrazin hat einen Rücktritt von seinem Posten wegen des umstrittenen Interviews abgelehnt. Unterdessen warf ihm der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, vor, in einer „geistigen Reihe“ mit Hitler zu stehen.
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Wallasch, Medien, Gesicht

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Thilo Sarrazin: Weiter unter Beschuß Foto: Deutsche Bundesbank

BERLIN. Die Mehrheit der Deutsche stimmt den in der Öffentlichkeit heftig kritisierten Interview- Äußerungen von Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin zur Integration von Ausländern in Deutschland zu.

Das hat eine  repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Bild am Sonntag ergeben. Demnach stimmen 51 Prozent der Deutschen der Aussage Sarrazins zu, daß ein Großteil der arabischen und türkischen Einwanderer weder integrationswillig noch integrationsfähig sei. Dagegen lehnen 39 Prozent der 501 Befragten die Meinung Sarrazins ab.

Mehrheitlich auf Ablehnung stoßen Sarrazins Thesen bei den Wählern der Grünen (Ja: 24 Prozent; Nein: 64 Prozent), während Anhänger von SPD (Ja: 50 Prozent; Nein: 42 Prozent), CDU/CSU (Ja: 59 Prozent; Nein: 31 Prozent), FDP (Ja: 54 Prozent; Nein: 42 Prozent) und der Linkspartei (Ja: 55 Prozent; Nein: 36 Prozent) zustimmen. 69 Prozent der Deutschen finden, es sei richtig, dass Sarrazin eine Debatte über Integration angestoßen hat. Nur 22 Prozent meinen, er hätte besser seinen Mund gehalten.

Sarrazin droht Verlust von Kompetenzen

Am Sonnabend war bekannt geworden, daß Bundesbankchef Axel Weber im Streit um die Interview- Äußerungen Sarrazins offenbar plant, diesem wesentliche Kompetenzen zu entziehen

Laut einem Bericht des Focus soll in einer Vorlage für die Vorstandssitzung am Dienstag vorgesehen sein, dass Sarrazin die Zuständigkeit für Bargeldumlauf und Risiko-Controlling verliert. Das vertrauliche Schreiben sei den Bundesbankvorständen am vergangenen Dienstag zugegangen. Sarrazin würde demnach nur noch für den Bereich Informationstechnologie verantwortlich bleiben.

Sarrazin hat am Freitag einen Rücktritt von seinem Posten wegen des scharf kritisierten Interviews mit der Zeitschrift Lettre international erneut abgelehnt.

„Ich habe alles gesagt“

„Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte“, zitiert Spiegel-Online den ehemaligen Berliner Finanzsenator. Er werde auch am Montag wie üblich in sein Bundesbankbüro in Frankfurt zur Arbeit gehen. Dort warte ein Stapel von Akten auf ihn, sagte der SPD-Politiker.

Unterdessen warf der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, Sarrazin vor, in einer „geistigen Reihe“ mit Hitler zu stehen. „Ich habe den Eindruck, daß Sarrazin mit seinem Gedankengut Göring, Goebbels und Hitler große Ehre erweist“, sagte Kramer laut der Nachrichtenagentur dpa.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, forderte zudem erneut Sarrazins Rücktritt. Dieser hatte sich kritisch über in Berlin lebende Türken und Araber geäußert.

Laschet: „Maß- und geschmacklose Polemik”

Kritik kam auch von Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU), der Sarrazin im Tagesspiegel eine „maß- und geschmacklose Polemik” vorwarf. Seine Äußerungen seien „eine Abrechnung mit seiner eigenen gescheiterten Politik als Finanzsenator in Berlin”, sagte Laschet.

Kein anderes Bundesland mache eine so schlechte Integrations- und Bildungspolitik wie das rot-rot regierte Berlin. „Sarrazin vergiftet das Integrationsklima und entmutigt Menschen statt vorhandene Defizite abzubauen.” Tatsächlich seien „angesichts der jahrzehntelangen kollektiven Realitätverweigerung” die Erfolgsgeschichten der Integration „beeindruckend”.

Dagegen verteidigte die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) den SPD-Politiker: „Die Wortwahl von Herrn Sarrazin mag man kritisieren – es braucht aber nun einmal Kraft, um den Stein ins Rollen zu bringen. Wir haben uns den zugrundeliegenden Themen viel zu wenig gestellt. Es darf uns nicht egal sein, ob und wie Integration in Deutschland stattfindet”, sagte sie dem Münchner Merkur. (krk/ms) 

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