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Marc Jongen, ESN Fraktion

Welches Tabu ist noch nicht gebrochen?

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Welches Tabu ist noch nicht gebrochen?

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Nein, ich werde nicht hingehen. Seit Sonnabend ist in Augsburg Gunther von Hagens Körperwelten-Ausstellung zu sehen. Der Plastinator, der schon mit seiner ersten Ausstellung im Jahr 2001 für Proteste sorgte, will sich nun nochmals selbst überbieten. Tabubruch scheint die einzige Methode zu sein, um in der heutigen Gesellschaft Aufmerksamkeit zu erlangen.

Hier geht es um etwas anderes als um die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod in der säkularen Gesellschaft, auch wenn dies noch so oft behauptet wird. Hat von Hagens schon vor acht Jahren in effekthaschender Weise Leichen ausgestellt, so müssen es jetzt sogar Tote beim Geschlechtsakt sein. Auch sollen sich die Leichen teilweise bewegen, zum Beispiel mit dem Auge zwinkern oder mit dem Kopf nicken. Offensichtlich lassen sich immer noch Tabus finden, die noch nicht gebrochen sind.

Wie RTL in seiner neuen Serie „Erwachsen auf Probe“ mit Babyexperimenten Kleinkinder aus ihren natürlichen Bindungen reißt und sie für eine fragwürdige Zurschaustellung – scheinbar zu Lernzwecken – mißbraucht und dadurch sofort den Protest des Kinderschutzbunds hervorrief, so wird bei Herrn von Hagens in unmoralischer Weise das Lebensende des Menschen und die Totenruhe angetastet.

Verstoß gegen das menschliche Schamgefühl

Doch was hier geschieht, verstößt gegen das menschliche Schamgefühl, gegen die Pietät und gegen die Menschenwürde. Es ist Leichenschändung, selbst wenn die Betroffenen dazu ihr Einverständnis gegeben haben sollten. Aus welchem Grund übrigens läßt man sich plastinieren? Soll das der Wissenschaft oder der „gesundheitlichen Aufklärung“ dienen? Wohl, kaum. Will man vielleicht berühmt werden und auf diese Weise „ewig weiterleben“?

Da bei dieser Ausstellung einerseits mit kirchlichem Widerstand zu rechnen war, andererseits sich aber für jede Meinung auch ein Theologe zur Unterstützung findet, hat der Plastinator in Professor Franz Josef Wetz einen Beistand gefunden. Der Philosophie-Professor aus Schwäbisch Gmünd, der auch Theologie studiert hat, bezeichnet Menschenwürde und Totenruhe als „leere Pathosformeln“. Damit ist dann natürlich alles abgesegnet. In unserer Republik scheint eben alles möglich und kein Protest regt sich.

Daß es auch anders geht, zeigt am Europa-Wahltag ein Blick ins benachbarte Frankreich. Dort war kürzlich eine ähnliche Ausstellung geplant unter dem Titel „Our body – à corps ouvert“. Ein Pariser Gericht stellte fest: „Die durch das Gesetz zugewiesene Ruhestätte einer Leiche ist der Friedhof.“ Innerhalb von 24 Stunden musste die schon vorbereitete Ausstellung wieder abgebaut werden und die Leichen wurden beschlagnahmt. Wann reagieren eigentlich die Deutschen?

 

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