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„Unser Schatz und Kapital“

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Vor bald einem Jahr war der polnische Ministerpräsident Donald Tusk mit einem Vorschlag an die Öffentlichkeit gegangen, der einem deutsch verantworteten Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin den Wind aus den Segeln nehmen sollte: Das „Schicksal der Zwangsumsiedler“ könnte in einem „weit umfassenderen Projekt“, das an den Zweiten Weltkrieg in vielen Facetten erinnern würde, „seinen Platz in dem entscheidenden und umfassenden Kontext finden“, sagte Tusk damals in einem FAZ-Interview. Dieser — von Polen vorgegebene — Kontext hat nun eine erste inhaltliche Konturierung erfahren, die Erwartbares neben Neuerungen stellt: Die polnische Tageszeitung Rzeczpospolita hat eine Konzeption für das in Danzig geplante Museum zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs veröffentlicht — und mit Kritik daran nicht gespart. Die Historiker Paweł Machcewicz und Piotr Majewski, Berater des Ministerpräsidenten, wollen dem zehnseitigen Papier zufolge in der Ausstellung dem Leiden der Zivilbevölkerung aller am Krieg beteiligten europäischen Staaten breiten Raum einräumen. Die Flucht und „Aussiedlung“ der Deutschen wird, wie könnte es anders sein, nur als ein Beispiel „erzwungener Migration“ eingeordnet in die Kette von Vertreibungen, die seit Kriegsbeginn von Deutschland und der Sowjetunion vorgenommen wurden. Unkonventionell hingegen die Absicht, weder „ein Museum des Martyriums des polnischen Volkes noch ein Museum zur Verherrlichung der polnischen Streitkräfte“ schaffen zu wollen — solche gibt es andernorts zuhauf —, „sondern eine Stätte mit universeller Perspektive, in welcher die Ereignisse, welche sich in Polen abspielten, lediglich Teil eines größeren Bildes sind“. Das Danziger Projekt werde „die Kriegsschicksale Polens und der Polen verständlicherweise exponiert“ darstellen. „Das darf allerdings nicht auf Kosten der Erfahrungen anderer Völker geschehen, darunter auch Deutscher und Russen“, heißt es in dem Umriß, welcher der JUNGEN FREIHEIT vorliegt. Doch selbst so zaghafte Versuche, von chauvinistischer Nabelschau wegzukommen, fanden vor polnischnationalen Kritikern keine Gnade. In mehreren Artikeln verriß die Rzeczpospolita argwöhnisch das ganze Konzept: Eine „universelle Perspektive“ einzunehmen, möge für ein Brüsseler Europa-Museum angehen; es in Danzig zu tun, sei „verschrobene Arroganz“ und ein „Versuch, die Proportionen gleichzumachen“. Polnisches Heldentum, „unser Schatz und Kapital“, sei in Europa vergessen worden. Gar dreimal würde in dem Papier vom Gewicht der „Bevölkerungsverschiebungen“ gesprochen: „eine Geschichtsmode von jenseits der Oder“.

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