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Marc Jongen, ESN Fraktion
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Der Hexenanwalt

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Er kämpfte gegen Hexenwahn und Folter, war seiner Zeit weit voraus und ertrug alle Unannehmlichkeiten, die mit dem Eintreten für eine religiös und politisch „unkorrekte“ Minderheitsposition verbunden sind: Friedrich Spee SJ (1591-1635). „Priester, Mahner und Poet“ – unter diesem Leitgedanken erinnert die Diözesan- und Dombibliothek Köln (in Verbindung mit der Friedrich-Spee-Gesellschaft Düsseldorf) an Leben und Werk dieses verdienstvollen rheinischen Ordensgeistlichen. In Kaiserwerth als Sohn des dortigen kurkölnischen Amtmannes geboren, gehörte Spee einer alten, am Niederrhein weit verzweigten Familie des niederen Adels an. Sein Nachruhm überstrahlt alle anderen bedeutenden Angehörigen dieses Adelsgeschlechts, auch den des Reichsgrafen Maximilian Spee, der 1914 als Vizeadmiral in der Schlacht bei den Falklandinseln fiel. Die Ausstellung dokumentiert Spees Leben, stellt ihn als Jesuiten, als Moraltheologen und als Seelsorger vor und setzt dabei einen besonderen Schwerpunkt zum Thema Hexenverfolgung und Folter unter Berücksichtigung der damaligen Theorie und Praxis. Ähnlich berühmt wie die „Cautio Criminalis“ zu diesem Themenkomplex wurden Gedichte und Lieder des Barockdichters Spee („Trutz-Nachtigall“). Noch heute singen katholische (und auch evangelische) Christen Kirchenlieder, die Spee geschaffen hat – etwa „O Heiland reiß die Himmel auf“. Einen weiteren thematischen Schwerpunkt setzt die Ausstellung bei Spees Vorliebe für die Verehrung der Heiligen und der Engel. Man denke hier etwa an Spees Michaellied „Unüberwindlich starker Held“, das bis in den Weltanschauungskampf des Dritten Reiches hinein starke Wirkungen erzielt hat. Der sehr informative Ausstellungskatalog bringt Einzeluntersuchungen auch zu Aspekten, die in der räumlich beengten Exposition allenfalls ganz am Rande behandelt werden konnten: etwa über den Pädagogen oder den Frauenseelsorger Spee. Einige Hinweise auf Spee als Reichspatrioten wären sicher angebracht gewesen. Die Ausstellung hat die Gesamtthematik in gediegen-konventioneller Weise aufgearbeitet. Sie greift auf alte Landkarten, Stiche, Bilder und bibliophile Kostbarkeiten zurück. Einen besonderen Reiz bietet eine Leihgabe des Düsseldorfer Bildhauers Bert Gerresheim: ein Gipsmodell des Spee-Epitaphs an der Suitbertus-Basilika in Düsseldorf-Kaiserwerth (mit Vorzeichnungen und Porträtskizzen aus der Entstehungsgeschichte des Kunstwerks). Der tapfere Hexenanwalt Spee war ein Mann des Wortes und der Tat. Bei der unermüdlichen Versorgung von verwundeten und sterbenden Soldaten zog sich Pater Spee in Trier ein pestartiges Fieber zu, das ihn am 7. August 1635 dahinraffte. Die Ausstellung in der Diözesan- und Dombibliothek Köln, Kardinal-Frings-Str. 1-3, ist bis zum 9. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch und Freitag von 9 bis 17 Uhr, donnerstags von 12 bis 19 Uhr. Der Ausstellungskatalog mit 494 Seiten, herausgegeben von Heinz Finger, kostet 22 Euro. Foto: Friedrich-Spee-Epitaph, Gipsmodell: Reichspatriot

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