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In einem kleinen Café mitten in Berlin

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Das Problem ist: Es gibt hier keine rassistische Basis“. Die Äußerung stammt von einer Mitarbeiterin eines Berliner Cafés mit dem denkwürdigen Namen „An einem Sonntag im August“. Ihren eigenen Namen mag sie nicht nennen, denn der Laden ist seit einigen Wochen Opfer einer politischen Kampagne mit einem für Beobachter äußerst verwirrenden Frontverlauf. Das besagte Café liegt an der Ecke Kastanienallee/Schönhauser Allee, einer der belebtesten Ecken des Berliner Szenebezirks Prenzlauer Berg, der den Ruf hat, tolerant und weltoffen zu sein. Hintergrund für den Streit rund um das Café bilden Vorkommnisse aus dem April dieses Jahres, als dessen Eigentümerin Claudia Humeniuk drei als Dealer verdächtige Schwarze und einen Weißen, offensichtlich ein Drogen-Käufer, des Ladens verwiesen und ihnen Hausverbot erteilt hatte. Vorausgegangen war die Verlagerung der von schwarzen Jugendlichen dominierten lokalen Drogendealerszene, deren Umschlagplätze sich zuvor in angrenzenden Parkanlagen befunden hatten. Durch vermehrte Kontrollen und Festnahmen hatte sich die Drogenszene unter dem Druck der Polizei in die umliegenden Straßenzüge und auch in das besagte Café verteilt. Als Folge des Hausverbots, dem eine längere Phase von offensichtlichen Drogedealerbesuchen vorausgegangen war, hatte die Betreiberin des Lokals eine Dienstanweisung ausgehängt, welche die Mitarbeiter dazu anhielt, das Hausverbot durchzusetzen und Gästen, die zu dem äußerlich erkennbaren Personenkreis gehörten, des Ladens zu verweisen, notfalls mit der Androhung, die Polizei zu rufen. Das Verhalten und Aussehen der Dealer hatte sie sehr konkret anhand von fünf Kriterien definiert, dazu zählten gemeinsame Toilettenbesuche, häufiges Rein- und Rausgehen. Zudem setze sich dieses „Publikum“ aus „schwarze(n) Jugendliche(n), höchstens 25 Jahre alt“ zusammen. Um von vornherein Mißverständnisse auszuräumen, stand auf dem Zettel auch, welche dunkelhäutigen Gäste nicht davon betroffen seien – im Prinzip alle. Unglücklicherweise war dort nun aber von „schwarzen Studenten mit klugen Augen“ die Rede. Gemeint war damit die Abgrenzung von den „bekifften Personen“, deren Augen oftmals von geplatzten Äderchen gekennzeichnet seien. Die minutiöse Auflistung dieser Vorgänge scheint notwendig, um zu verstehen, welch groteske Dimension die sich hieran anschließende Kampagne besitzt. Obgleich die Dienstanweisung wegen der offenbar mißverständlichen Formulierungen bald zurückgezogen wurde, denunzierte eine ehemalige Mitarbeiterin des Cafés über zwei Monate nach dem Vorfall ihre ehemalige Arbeitgeberin in einer Nachrichtensendung des RBB-Fernsehens. Dort äußerte sie den Vorwurf, daß schwarzen Jugendlichen ein generelles Hausverbot erteilt worden sei. Weiter gab sie an, aus Protest gegen diese „rassistische Praxis“ ihre Tätigkeit im Café beendet zu haben. In Wirklichkeit war ihr von der Betreiberin des Cafés gekündigt worden. Ohne den Vorwurf des Rassismus ernsthaft zu hinterfragen, beteten andere Medien in der Hauptstadt die Denunziationen des Antifa-Milieus nach. Auch die Tageszeitungen in Berlin folgten in ihrer Berichterstattung mit geradezu pawlowschem Reflex und schrieben von einer „rassistische(n) Dienstanweisung“. Eine seriöse Ausnahme bildete an dieser Stelle lediglich der Tagesspiegel, der den Sachverhalt unter der trefflichen Überschrift „Erst die Dealer, nun die Demonstranten“ zusammenfaßte. Eine im Café arbeitende Studentin meinte denn auch empört, daß „die meisten Artikel wie der O-Ton des Aktionsbündnisses“ geklungen hätten. Dieses hatte sich, begleitet von der linksextremen Internet-Platteform indymedia, unter dem Titel „Nie wieder Sonntag“ zusammengefunden und zum Boykott des Lokals aufgerufen. Anläßlich eines „Aktionstages gegen Rassismus“ fand Mitte Juli eine Protestdemonstration vor dem Café statt, in dem zeitgleich unter dem Motto „Politisch Korrekt? Rassismus und Alltag“ eine multikulturelles, jedoch „weißes“ Podium über die Situation diskutierte, darunter der Europaparlamentsabgeordnete Cem Özdemir (Bündnis 90 / Die Grünen) und Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung. Obgleich auch Özdemir und Kahane die Dienstanweisung als „rassistisch“ qualifizierten, mußten sich beide vom aufgebrachten Antifa-Publikum selbst den Vorwurf des „Rassismus“ gefallen lassen, ganz einfach deshalb, weil kein Schwarzer neben ihnen auf dem Podium saß. Aus Sicht der politisch eher links beheimateten Café-Betreiber ist die neue Erfahrung einigermaßen bizarr: Ausgerechnet die Antifa spielt sich hier als neuer Blockwart auf. Vollends absurd wurde die Szenerie, als einige Tage später eine Gruppe von offensichtlich eigens engagierten Teenagern einer sogenannten „Autonome Antifa Prenzlauer Berg“ das Lokal besuchten und die Leute an den Tischen zu agitieren versuchten. Sie hatten sich die Gesichter und Harre mit schwarzer „Clownsschminke“ eingeschmiert und verteilen kleine transparente Tütchen mit (Rasen-)Gras sowie Handzettel, auf denen die Mär vom angeblichen pauschalen Hausverbot wiederholt wurde. Die Frage, ob sie denn Leute kennten, denen der Zutritt zu dem Lokal von der Eigentümerin verwehrt worden sei, irritierte sie sichtlich. Sie kannten niemanden. Aber das ändere ihrer Ansicht natürlich nichts an der Praxis des Cafés, „die die Angestellten erpreßt und Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe diskriminiert“. Mit etwas Glück wird demnächst, womöglich an einem Sonntag im August, die ganze Sommerposse ein Ende finden – vorausgesetzt, die Antifa hat ein neues Ziel gefunden.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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