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Tierschutz mit Augenmaß

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Die EU-Kommission will den Tierschutz verschärfen. Im Grundsatz ist dem beizupflichten, denkt man etwa auch an von Menschenhand verweichlichte Wesen, die in Großstadtghettos ihr Dasein fristen oder gar an geschundene Kreaturen, deren Endstation Tierheim heißt. Bei dem „Tierschutz-Aktionsplan“ geht es indes um Tiere, die unter der Obhut des Bauern stehen. Nach einem bis ins Jahr 2009 festgesetzten Forschungsprojekt will die Kommission ihre Vorstellungen konkretisieren und tierfreundliche Ställe anhand „objektiver sowie meßbarer Indikationen“ ausweisen. Dies sei die Grundlage für ein sogenanntes EU-Tierschutz-„Label“, das der „Verbraucher wolle“ und dem Landwirt als „wirksames Vermarktungsinstrument“ zugute käme. Das klingt aber nach mehr Aufwand und mehr Schreibkram, mehr Kosten und noch mehr Kontrollen! Zudem fassen die aktionistischen Eurokraten „spezifische Tierschutzvorschriften“ für Rinderhalter ins Auge. Daß dabei die Anbindehaltung für Milchkühe auf dem Prüfstand steht, verursacht bei den Besitzern neuerbauter Laufställe ein lässiges Schulterzucken, bei den konventionellen Milchviehhaltern aber kaltes Grausen. In Süddeutschland sind das nicht wenige. Mehr als zwei Drittel der bayerischen Milchviehbetriebe wären betroffen. Für unsere politische Klasse wie für die mächtige Bauernlobby sollte es Pflicht sein, sich rechtzeitig an den Schaltstellen in Brüssel für die Bauern ins Zeug zu legen und einen in der Nutztierhaltung künftig greifenden Tierschutzgedanken mit realistischem Augenmaß mitzugestalten. Die bisher verfolgte „heute-mucken-morgen-meckern“-Strategie mit morbider Wirkung auf die Landwirtschaft sollte von gestern sein.

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