Arien und Lieder mit Orchesterbegleitung als Einlagen sowohl für fremde und eigene Opern als auch für den reinen Konzertgebrauch hat Wolfgang Amadeus Mozart – er war noch keine zehn Jahre alt – bereits in seiner Londoner Zeit 1765 komponiert. Diese Musikgattung begleitete ihn bis zum Schluß, und seine letzte Schöpfung dieser Art, die Baßarie „Per questa bella del mano“ (KV 612) von Anfang 1791 (mit obligatem, höchst virtuos gehaltenem Solo-Kontrabaß!), ist für jeden (Vokal-)Bassisten ein besonderes Paradestück. Viele dieser Werke sind auf die besonderen Wünsche einzelner Sängerpersönlichkeiten seiner Zeit und deren stimmlicher Möglichkeiten zugeschnitten, was man an den bisweilen höchst unterschiedlichen vokalen Anforderungen heraushören kann. Diese Arien fußen fast vollständig auf italienischen Texten, nur einige wenige weisen deutsche Vorlagen auf; dementsprechend handelt es sich bei diesen eher um Lieder mit Orchesterbegleitung als um Arien im eigentlichen Sinn. Ein Kuriosum unter den fünf Gesangskompositionen mit Orchester auf deutsche Texte, wie auch ein Einzelfall in Mozarts gesamten Schaffen, ist „Ich möchte wohl der Kaiser sein“, KV 539. Dieses „Deutsche Kriegslied“ nach Worten von Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803), der hier Kaiser Joseph II. würdigt, vollendete Mozart am 7. März 1788. Es war für ein Konzert des Schauspielers und Sängers Friedrich Baumann in der Wiener Leopoldstadt verfaßt. Die geringen Fertigkeiten Baumanns spiegeln sich in der schlichten Melodik wider, der orchestrale Aufwand dagegen ist erheblich. Zur Besetzung gehören zwei Violinen, Viola, Bass, Piccolo, zwei Oboen, zwei Fagotte, zwei Hörner. Becken und Große Trommel erzeugen der Vorlage gemäß eine höchst militärische Stimmung. Von den ganz wenigen Einspielungen sei die mit Christian Tschelebiev und dem European Chamber Orchestra unter dem noch weitgehend unbekannten Dirigenten Wilhelm Keitel, dem Leiter und Gründer des Minsker Symphonieorchesters, bei Brillant Classics empfohlen (Mozart Edition Vol. 8, CD Nr. 5, Konzertarien IV). Weitere Angaben zu diesem 1951 in Schwäbisch Hall geborenen und höchst erfolgreichen Dirigenten finden sich im Internet unter www.wilhelm-keitel.de W. A. Mozart Ein deutsches Kriegslied Ich möchte wohl der Kaiser sein! Den Orient wollt ich erschüttern, Die Muselmänner müßten zittern, Constantinopel wäre mein! Ich möchte wohl der Kaiser sein! Ich möchte wohl der Kaiser sein! Athen und Sparta sollten werden Wie Rom die Königin der Erden, das Alte sollte sich erneu’n! Ich möchte wohl der Kaiser sein! Ich möchte wohl der Kaiser sein! Die besten Dichter wollt ich dingen, Der Helden Taten zu besingen, Die goldnen Zeiten führt ich ein! Ich möchte wohl der Kaiser sein! Ich möchte wohl der Kaiser sein! Weil aber Joseph meinen Willen Bei seinen Leben will erfüllen Und sich darauf die Weisen freun, So mag er immer Kaiser sein!