Daß gelegentlich Berge kreißen, um eine Maus zu gebären, ist gerade mit Blick auf soziologische Tätigkeiten – und seien es solche mit professoralem Rang – ein durchaus bekanntes Phänomen. In einem Diskurs-Zeitraum, der wie heute von vorne bis hinten durch das Thema „Multikultur“ besetzt ist, zeigt sich der breitgefächerte Berufszweig der „Migrationsforscher“ als vielgefragte Auskunftei. Die Arbeitsstelle „Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration“ (AKI) am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hat nun ein Memorandum verfaßt, dessen Forderungen weder überraschend noch neu sind. Grunderkenntnis der von einschlägigen Forschern wie den Multikultur-Verfechtern Wilhelm Heitmeyer und Klaus J. Bade unterzeichneten Denkschrift ist: Deutschkenntnisse sind für die Bildungs- und Arbeitsmarktchancen von Einwanderern entscheidend. Durch politische Maßnahmen im Bildungsbereich müsse eine Egalisierung bestehender „ethnischer Schichtungen“ angestrebt werden. Sprachliche Fertigkeiten hätten für Migranten eine überragende Bedeutung. Deren Fehlen schränke nicht nur die „individuelle Entwicklungsmöglichkeiten“ der Zugewanderten ein, sondern verhindere zugleich die „Entfaltung der in der kulturellen Pluralisierung der Aufnahmegesellschaften angelegten produktiven Potentiale“. Satzungetüme, zeilenlange grammatikalische Verschachtelungen und redundante Worthülsen – dies nebenbei – dominieren den Stil des vierseitigen Memorandums und unterlaufen die Forderung nach guten Deutschkenntnissen mit einer eigenen Ironie. Schlechte Grundbedingungen von Migranten (etwa bildungsschwaches Elternhaus), so die Wissenschaftler, wirken sich unter weiteren nachteiligen Bedingungen (wie schlechter Unterrichtsqualität) besonders stark aus. Umgekehrt, heißt es bedeutungsschwer, käme die Verbesserung einiger dieser Umstände Benachteiligten besonders zugute. Folgende Maßnahmen werden durch die AKI gefordert: Der Zweitsprachenerwerb müsse intensiv gefördert werden, ebenso „innerethnische Kontakte“ bereits ab dem Vorschulalter; dazu müsse man „ethnische Segregation mit Problemkonzentration“ vermeiden, sprich: Ausländerkinder verstärkt dort beschulen, wo noch der Anteil deutscher Kinder überwiegt und umgekehrt. In problembelasteten Gebieten solle eine „konsequente Verbesserung der Ausstattung und Unterrichtsqualität“ greifen. Eltern von Migrantenkindern sollten etwa durch entsprechende Lotsen in Schulangelegenheiten unterstützt werden, zusätzlich wird eine verstärkte Einstellung von Kräften mit Lehrbefähigung in Deutsch als Zweitsprache gefordert. Weiter wird die Einrichtung eines „generationenübergreifenden Migrations- und Integrationspanels“ eingefordert. Durch Langzeituntersuchungen sollen verschiedene Integrationsmaßnahmen und deren Wirkungen evaluiert werden. Derartige Maßnahmen sollen einer Verhinderung „ethnischer Schichtungen“ dienen. Ingesamt soll damit zweierlei erreicht werden: Die „Nutzung der Potentiale kultureller Vielfalt“ zu ermöglichen sowie den „wichtigsten sozialen Hintergrund für ethnische Konflikte“ zu schwächen, nämlich die hierzulande angebliche „strukturelle Marginalisierung der Migranten und ihrer Kinder“. Fazit: Mehr Geld für mehr Unterstützung und mehr Forschung, dann klappt’s auch mit der kulturellen Vielfalt. „Spürbare Effekte“ seien zwar nur langfristig zu erwarten. Immerhin jedoch, so die Selbsteinschätzung, seien die Vorschläge humanitär vertretbar – im Gegensatz zu anderslautenden Forderungen, sich nurmehr auf eine Anwerbung „problemloser“ Migrantengruppen zu beschränken. Um zum Berg, der kreißt, zurückzukommen, bedeutet das Memorandum: Weiterkreißen, aber selbstverständlich studien-, daten- und „panel“gestützt.