Auch wenn es die Idylle der Berliner „Grünen Woche“ stört: Ernährung ist eine ausgesprochen komplexe Angelegenheit, unzählige Stoffe treffen aufeinander und lösen die verschiedensten Reaktionen im Körper aus. Viele dieser chemisch-physikalischen Prozesse sind nicht ausreichend erforscht. Zu beweisen, daß bestimmte Kombinationen schädlich sind, ist so fast unmöglich. Denn es findet sich immer ein Wissenschaftler, der ein entlastendes Gutachten erstellt – vor allem, wenn viel Geld im Spiel ist wie beim Zigarettenkonsum. Auf einem im Dezember veranstalteten Kongreß erklärte Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum, scheinbar harmlose Stoffe wie Kakao, Vanille und Menthol wirkten beim Rauchen „teuflisch“. Die Wissenschaftlerin begründete ihre Meinung mit der Erkenntnis, daß die Zusatzstoffe unter anderem den Säure-Basen-Haushalt in höhere pH-Werte verschieben. „Damit wird die Bioverfügbarkeit des Nikotins drastisch erhöht“, betonte die Medizinerin. Die magische Formel für Tabakabhängigkeit laute daher schlicht „Nikotin plus hoher pH-Wert“. Vor allem der Zusatz Menthol scheine eine wichtige Rolle zu spielen, da er die Nikotinaufnahme verstärke. Zudem erlaube die Mentholzigarette eine tiefere Inhalation, so daß der Einstieg in die Sucht – gerade für junge Leute – besonders einfach sei. Für den Verband der Zigarettenindustrie sind diese Ergebnisse natürlich nur Schauermärchen, denn alle Zusatzstoffe für Zigaretten würden „seit Jahren analysiert“, wie dessen Geschäftsführer Ernst Brückner betonte. Schließlich sind die 110.000 frühzeitigen Todesfälle, die jährlich durch den „leichten Genuß“ verursacht werden, kein Argument.